Die Stimme des Daemons
getan?«
»Vielleicht wollte er ganz einfach so sein wie wir«, meinte Zack nachdenklich. »Aber jedes Mal, wenn er einem von uns nacheiferte, ging es schief.«
»Und wenn er uns vernichtet – macht es die Sache dann besser?«, fragte Sam erbittert.
»Oder er hat jetzt herausgefunden, was er wirklich ist.«
»Ein Monster«, stieß Sam hervor.
Zack nickte. »Er will die Vergangenheit auslöschen. Ironwood, der Footballspieler mit einer großen Zukunft und einem ausgesprochen fiesen Charakterzug; du, der egoistische Goldjunge auf dem Weg zur Hollywood-Karriere. Und auch ich war anerkannt für meine Arbeit als Chirurg. Du hast ja die Zeitungsartikel auf Robertsons Computer gesehen. Er will uns auslöschen.«
Sam knirschte mit den Zähnen. »Am Telefon hat er gesagt, dass für uns alles so einfach sei – aber er will nicht sehen, was aus uns geworden ist. Ironwood war schon mit neunzehn am Ende, und meine größte Rolle in letzter Zeit war ein verdammter Werbespot für die Beavers. Ich verstehe ja noch, dass er neidisch auf dich und Alan ist, aber warum wir anderen?«
»Weil es ihm nicht nur darum geht, was aus uns geworden ist. Ihm ist vor allem wichtig, wer wir waren.«
Daveys Augen weiteten sich, während er dem Gespräch folgte.
Sam rieb sich die Schläfen. »Glaubst du, dass Lucas dazu imstande wäre?«
Zack nickte erneut. »Er hat schlimme Narben, und auch wenn er etwas anderes behauptet – die Verbrennungen waren kein Unfall. Dafür sind sie zu präzise, und es muss wiederholt passiert sein. Da sind mehrere Schichten von Narbengewebe.«
»Aber ist er von seiner Persönlichkeit her labil genug, dass er so reagieren könnte?«, drängte Sam.
»Wer kann das sagen?«, antwortete Zack. »In der Highschool war er immer nur ein Mitläufer, nie einer von denen, die den Ton angaben. Vielleicht hat er geglaubt, dass er dazugehört, wenn er alles das tut, was andere tun, die dafür bewundert werden. Zuerst wollte er mir nacheifern, aber ich war ein Jahr älter, und die Medizin war ihm dann doch ein bisschen zu anstrengend. Dann hat er dich ausgewählt, aber auf der Bühne hat er es auch nicht geschafft. Danach war Alan sein Idol, und er dürfte ihm auch ein Stück weitergeholfen haben – aber am Ende ging auch das schief. Ich hatte auch ein bisschen das Gefühl, dass er durch die Verbrennungen mehr verloren hat als nur seine Haut. Vielleicht hat er kein moralisches Problem mehr damit, jemanden zu entführen und zu ermorden.«
Es wurde still um sie herum, als die drei Männer auf das Foto des Jungen mit dem ausdruckslosen Gesicht hinuntersahen.
»Er muss es sein«, sagte Sam schließlich.
Zack stimmte ihm zu.
Sam stand auf und stellte fest, dass es nur noch leicht nieselte. Die Sonne war immer noch hinter dicken Wolken verborgen, sodass man sich fast wie in der Nacht anfühlte, obwohl es erst früher Abend war.
»Wie können wir ihn finden?«, fragte Sam.
»Vadik wird es wissen.«
Davey sprang auf die Beine. »Kann ich euch helfen? Ich kenne mich hier überall aus.«
Sam knirschte mit den Zähnen. »Wir können jeden Freund gebrauchen, den wir haben.«
99
Als sie wieder im Mercedes saßen, wo es sich Davey auf dem Rücksitz bequem gemacht hatte, wandte sich Sam Zack zu und fasste seine Gedanken zusammen.
»Wenn Lucas der Entführer ist und er mit Vadik zu tun hat – warum hat er mir dann eigentlich geholfen, das Geld aufzutreiben?«
»Du hast selbst gesagt, dass es ihm nicht um das Geld geht«, antwortete Zack. »Indem er dich praktisch gezwungen hat, ihm zu helfen, das Einkaufszentrum
auszurauben, hat er dich zum Kriminellen gemacht – und genau das wollte er erreichen.«
»Aber was ist mit dir?«
Zack sah ihn fragend an.
»Warum quält er dich immer noch?«, fuhr Sam fort. »Er hat deine Karriere zerstört, deine Tochter getötet und deine Frau entführt. Warum beendet er das Ganze nicht wie bei Ironman und Alan?«
»Er hat mich noch gebraucht.«
Sam runzelte die Stirn. »Wir waren uns doch schon einig, dass es nicht ums Geld geht, oder?«
»Aber ich habe dir den Ansporn geliefert, sein Spiel mitzumachen, Sam. Du hast ja selbst gesagt, dass du unmöglich eine Million hättest auftreiben können, aber nachdem du schon einmal drei Viertel hattest …«
»… konnte ich hoffen, dass ich es schaffe.«
Zack nickte.
»Und du … hast du auch immer die Hoffnung gehabt?«
Zacks Stimme war kalt wie Eis. »Hoffnung – und noch mehr Hass.«
100
»Also«, begann Detective Preston, während
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