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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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darauf an, daß Ihr legitime Erben für Euren Besitz zeugt, keine unehelichen.«
    »Aha. Ich habe mich schon gefragt, wann Ihr mir den wahren Grund Eures Besuchs in Wolffeton verraten werdet.«
    Der Herzog schwieg eine Weile. Er saß mit Graelam allein im großen Saal. Die Tische, die zum Abendessen bergeweise Speisen getragen hatten, waren abgeräumt.
    »Ich habe Post von Edward erhalten«, sagte der Herzog. »Er und Eleanor sind noch immer in Sizilien. Während er durch die Welt reist, trage ich die Verantwortung für seine Kinder. Und Englands Schatztruhen zahlen für seine Abenteuer.«
    »Dank Eurer Kraft und Ehre, mein Herzog, braucht Edward nicht überstürzt nach England zurückzueilen und um seinen Thron zu kämpfen. Die Barone halten Ruhe, und England lebt in Frieden.«
    Der Herzog seufzte und hob die mit Altersflecken übersäte Hand.
    »Ja, es ist wahr. Edward ist ein tüchtiger Mann geworden. Die Männer folgen und vertrauen ihm. Früher dachte ich schon, er würde so schwach und unberechenbar werden wie sein armer Vater.«
    »Ich weiß, wie Ihr Simon de Montfort gehaßt habt, mein Herzog«, sagte Graelam leise, »aber von ihm hat Edward die Kunst des Regierens gelernt. Er hat im Heiligen Land gut für uns gesorgt. Und er ist ein tapferer Krieger.«
    »Ja, ich weiß. Doch ich werde alt, Graelam, und bin der Verantwortung müde.«
    »Und ich ermüde Euch noch zusätzlich mit dieser langen Nacht«, versetzte Graelam, und in seinen Augen blitzte es auf. »Doch bevor Ihr Euch zur Ruhe begebt, wäre es mir lieb, wenn Ihr mir den Grund Eures Besuches verrietet.«
    »Ich habe eine Frau für Euch gefunden«, sagte der Herzog knapp.
    Graelam war nicht überrascht. In den letzten fünf Jahren hatte ihm der Herzog von Cornwall schon bei mehreren Gelegenheiten mögliche Heiratskandidatinnen vorgestellt.
    »Sie heißt Joanna de Moreley und ist die Tochter des Grafen von Leicester. Sie ist jung, hübsch, reich und wird, nach ihrer Mutter zu urteilen, viele Söhne zur Welt bringen. Diesmal, Graelam, werdet Ihr heiraten und Erben für Wolffeton zeugen.«
    Graelam schwieg.
    »Ihr seid doch nicht mehr in Lord Richard de Avenells Tochter verliebt, oder?«
    »Nein«, sagte Graelam. »Habt Ihr vergessen, daß Lady Chandra inzwischen Sir Jerval de Vernon geheiratet hat? Zu meiner großen Erleichterung sind wir in Freundschaft geschieden.«
    »Das bringt mich auf Lady Joanna zurück. Ihr leugnet doch nicht ab, daß Ihr Erben nötig habt, Graelam?«
    »Nein«, sagte Graelam langsam, und seine Gedanken schweiften zu seiner zweiten Frau, die wenige Stunden nach der Trauung verstorben war.
    »Gibt es etwa eine andere Dame, auf die Ihr ein Auge geworfen habt?«
    »Nein«, sagte Graelam achselzuckend. »Aber eine Frau ist eine Last, mein Herzog. Bei dem Gedanken allein zieht sich mir der Magen zusammen.«
    »Ihr werdet bald 30, Graelam! Wollt Ihr wie ich ein alter Mann werden, bis Ihr Söhne zu Männern heranreifen seht?«
    Und ich brauche auch einen Erben für Belleterre, dachte Graelam.
    »Ihr dürft nicht vergessen«, fuhr der Herzog fort, »daß die Schätze, die Ihr aus dem Heiligen Land mitgebracht habt, doch nicht ausgereicht haben, es Euch in der Burg behaglich einzurichten.« Er schaute bedeutungsvoll auf die nackten Steinwände und die mit Schilfrohr bedeckten Fußböden. Zweifellos gab es in diesen alten Wänden auch Läuse. »Eine Frau, die eine beachtliche Mitgift und hausfrauliche Tugenden mitbringt, würde Wolffeton zu einer wirklich stattlichen Burg machen.«
    »Aber eine Frau«, sagte Graelam und lehnte den Kopf müde an die hohe Rückenlehne des Sessels, »ist ein Wesen, das einem Mann den ganzen Tag verleiden kann.«
    »Wie gesagt«, unterbrach ihn der Herzog, »Lady Joanna ist eine hübsche Frau. Vielleicht werdet Ihr sie sogar lieben lernen.«
    »Eine Frau lieben? Wenn sie Kinder zur Welt brächte, würde es mir schon reichen. Warum hat Leicester mich erwählt?«
    »Ihr seid einer der engsten Freunde des Königs«, sagte der müde Herzog geduldig, »und mein Vasall. Mehr kann Leicester nicht verlangen. Und seine Nachbarn würden es sich zweimal überlegen, Leicesters Güter anzugreifen, wenn er einen so starken Schwiegersohn hätte.«
    »Habt Ihr diese Lady Joanna mit eigenen Augen gesehen?«
    »Ja, einmal. Vor etwa sechs Monaten. Wie gesagt, sie ist hübsch und genauso gebaut wie ihre kinderreiche Mutter.«
    »Ich nehme an, sie erwartet, daß ich sie umwerbe und Lieder über ihre schönen Augenbrauen schreiben

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