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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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er erregt.
    Ihre Augen verdunkelten sich. »Was ist denn los, Guy?« fragte sie verwirrt. »Habt ihr mich alle für tot gehalten? Ich hatte ja auch Angst, aber er war gar nicht so böse, wie ich zuerst dachte. Nein, ...«
    Sie brach ab. Hufschlag näherte sich donnernd. Warum war Blanche nicht zur Begrüßung zu ihr geeilt? Warum guckten alle Männer sie an wie ein Gespenst?
    An der Spitze von zwölf Männern ritt Graelam in den Burghof. Er war so verdammt müde, daß er kaum noch die Augen offenhalten konnte. Vor Kummer, Angst und Zorn war er grau im Gesicht. Da erblickte er sie. Sie stand neben Guy. Eine Last fiel ihm von der Seele. Doch gleich darauf überkam ihn flammende Wut.
    Er sprang vom Pferd. Er ballte die Fäuste und rang um Fassung.
    Kassia riß sich von Guy los und lief auf ihren Mann zu. »Graelam! Ich bin wieder zu Haus! Ich bin gerettet!«
    Er faßte sie an beiden Armen und sah ihr in die Augen. »Bist du unverletzt?«
    Sie nickte glücklich. »Ja«, sagte er mit ruhiger Stimme, obwohl die Wut ihn würgte, »wie ich sehe, bist du unverletzt. Warum bist du zurückgekommen, Mylady?«
    »Er hat mich zurückgebracht, Mylord! Er hat mich nicht angerührt, das schwöre ich dir.«
    Graelam war sich bewußt, daß die gesamte Dienerschaft und alle seine Männer sie anstarrten. Er mußte mit ihr ins Innere gehen. Doch er war keiner Bewegung fähig. Aus dem Augenwinkel sah er Blanche. Sie war leichenblaß, ihre Hand faßte nach dem Herzen. »Wie das, Mylady?« sagte er kalt zu Kassia. »Der Mann, den du gekauft hast, damit er dich in die Bretagne führt, hat dich wieder zurückgebracht? «
    »Gekauft... Ich verstehe nicht, Mylord. Ich wurde entführt! Aber der Mann - er heißt Edmund - hatte ... Mitleid mit mir und brachte mich zurück.«
    Graelam schluckte schwer. »Komm, wir gehen in den Saal!«
    Kassia mußte zwei Schritte für einen machen, um mitzukommen. Was hatte er mit den gekauften Männern gemeint? Sein Gesicht zeigte Spuren großer Müdigkeit. Er hatte nach ihr gesucht. Also mußte er doch etwas für sie übrig haben.
    Im Saal schob er sie zu ihrem Sessel. Tiefe Falten furchten seine Stirn, während er sie nachdenklich ansah. »So, du meinst also, mein Weib, weil du zurückgekommen bist, müßte ich jetzt vor Freude außer mir sein und alles vergessen, was du angestellt hast?«
    Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. »Du hast nach mir gesucht!«
    »Ja«, sagte er, »ich habe alles unternommen, um dich zu finden. Das scheint dir zu gefallen.«
    Er sprach sehr ruhig, aber seine Augen waren dunkel wie eine wolkenlose Nacht und eiskalt. So kalt, daß es sie schaudern machte. »Es ... hat mich nur überrascht«, sagte sie leise.
    Graelam zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Plötzlich wandte er sich ab und rief scharf: »Blanche!«
    Blanche kam langsam auf sie zu, und Kassia fühlte sich unaussprechlich erleichtert. »Blanche«, sagte sie, »geht es dir gut? Hat dir der Mann, dieser Edmund, nichts getan?«
    Blanche lächelte ihr zu, traurig, mitleidig. »Der Mann hat mir nichts getan, Kassia.« Sie ist wie eine Katze, dachte Blanche, fällt immer auf die Beine. Bei Gott, was sollte sie nur sagen? Was sollte sie tun? Ihr blieb keine andere Wahl, als sich herauszulügen.
    »Blanche«, forderte Graelam sie auf, »sag ihr, was du mir berichtet hast!«
    »Vielleicht habe ich mich geirrt«, sagte Blanche langsam. »Vielleicht hat sie diese Männer gar nicht gekauft. Aber es kam mir so vor.«
    »Was redest du da?« fragte Kassia flüsternd. »Du weißt doch genau, daß ich diese Männer nicht gekauft habe. Wie konntest du nur auf so einen Gedanken kommen? Du hast erlebt, wie sie uns verfolgt haben. Du weißt genau, daß sie Böses im Schilde führten. Edmund, ihr Anführer, hat dich sogar vergewaltigt!«
    »Aber du bist gesund und munter zurückgekehrt«, unterbrach Graelam sie.
    »Kassia«, sagte Blanche eindringlich, »du bist gesund zurückgekehrt. Demnach ist klar, daß sie dir nichts antun wollten. Als sie auf uns zuritten, war ich mir nicht sicher, ob du wirklich fliehen wolltest. Ich hatte eher den Eindruck, daß du ...«
    »Daß ich was, Blanche?« fragte Kassia hart.
    »Daß du sie gekauft hast, um dir bei der Flucht aus Wolffeton und vor deinem Gatten zu helfen. Verzeih mir, wenn ich das falsch beurteilt habe.«
    Edmund hat mich gewarnt, dachte Kassia, nur ich habe ihn nicht verstanden. »Aber der Mann hat dich vergewaltigt, Blanche. Du mußtest doch annehmen, daß sie mit mir das

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