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Die Stimme des Feuers

Titel: Die Stimme des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sie sich nie hätte vorstellen können. Sie preßte sich an ihn und stieß gutturale Schreie aus.
    Er beobachtete genau ihren wechselnden Gesichtsausdruck, von dem fassungslosen Blick bis zu dem verlorenen Schimmer in den Augen, wenn die Wollust sie mit sich fortriß, daß sie sich vergaß, daß sie nichts mehr wahrnahm außer den pochenden, sich immer mehr steigernden Empfindungen unter seinen streichelnden Fingern. Als sie den Höhepunkt erreichte, schrie sie laut seinen Namen und stöhnte dann leise, ganz dem Genuß hingegeben.
    Einen Augenblick lang schien sie vor Glück bewußtlos zu werden. Er küßte sie zärtlich und begann wieder mit dem Fingerspiel. Zu seiner unaussprechlichen Freude begann sie wiederum zu zittern und zu stöhnen. Noch einmal brachte er sie zur höchsten Lust. Diesmal klammerte sie sich an ihn und schluchzte an seiner Schulter.
    Sie ist voller Leidenschaft, dachte er, und reagiert auf meine kleinste Berührung. Ob er sie noch einmal zum Höhepunkt bringen konnte? Er entschloß sich, diesmal noch darauf zu verzichten. Später einmal würde er die ganze Tiefe ihrer Leidenschaft ausloten.
    Plötzlich fiel ihm ein, daß er nicht ein einziges Mal an seine eigenen Bedürfnisse gedacht hatte. Du bist wirklich schon halb verblödet, sagte er sich. Doch dann knabberte er verliebt an ihrem Ohr und drückte seinen Körper an ihren. Er blieb wach, während Kassia in den tiefen Schlaf der völligen Befriedigung sank.
    Frauen, dachte er, sind vielschichtiger als Männer. Zumindest war Kassia so. Sie mußte erst vollkommenes Vertrauen zu ihm gewinnen, ehe sie sich hingeben konnte. Aber welcher Mann versuchte schon, das Vertrauen einer Frau zu gewinnen? Welcher Mann kümmerte sich darum, ob die Frau Freude am Liebesakt hatte? War es ein Unglück, daß er anders empfand? Eins wußte er nun: Nie würde er auf Kassia verzichten können.

23
    Lächelnd vernahm Graelam Kassias helles Lachen. Vor einer Woche war sie noch als bleiches, schweigendes, dünnes Gespenst durch das Haus geschlichen. Jetzt sprühte sie vor Energie, lachte gern, und ihr Verlangen nach ihm war groß. Früher hatte er nie die Gesellschaft einer Frau gesucht, außer um mit ihr zu schlafen. Aber jetzt war alles anders geworden. Er genoß ihre Scherze, sah mit Freude, wie sie für Wolffeton sorgte, und liebte den sanften Glanz, der in ihre Augen trat, wenn sie ihn erblickte.
    Er machte die Erfahrung, daß sie im Bett nicht bei der Sache war, wenn ihr Geist mit etwas anderem beschäftigt war, zum Beispiel mit einem Personalproblem oder wenn sie über ein neues Projekt nachdachte. Einmal wollte er nichts anderes, als sie aufs Bett zu werfen und sie zu lieben, bis sie vor Wonne verging. Sie hatte sich ihm nicht verweigert, aber er merkte, wie sie die Stirn runzelte, als er sie höchst fachmännisch küßte. Zuerst fühlte er sich gekränkt. Er wurde zornig und rief: »Was ist los mit dir, Kassia? Wo bist du mit deinen Gedanken?«
    »Ich muß immer an Bernard denken«, bekannte sie zerknirscht. »Ich weiß nicht mehr, was ich mit ihm tun soll, und es muß etwas getan werden!«
    »Bernard«, wiederholte er verständnislos. Erst nach langem Nachdenken kam er darauf, daß dies der zottelig wirkende stille Junge war, der als Hundepfleger auf die Burg gekommen war, nachdem er zehn Jahre lang seines Vaters Schafe gehütet hatte.
    So hatten sie über Bernard diskutiert, der eine schmerzhafte Allergie gegen Hundeflöhe hatte. Gemeinsam hatten sie eine für beide Teile zufriedenstellende Lösung gefunden. Danach hatte sie sich ihm mit einer Leidenschaft hingegeben, die er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hätte.
    Er gestattete ihr freien Zugang zu seiner Stofftruhe. Er sagte ihr, sie könne sich daraus nach Belieben bedienen. Aber sie nutzte das nicht aus. Sie fragte ihn jedesmal vorher.
    Er liebte seine Frau nicht nur, er achtete sie auch. Zunächst war das ein unsinniger, erschreckender Gedanke für ihn gewesen. Die meisten Männer, die er kannte, waren der fast wie eine Religion verbreiteten Ansicht, daß eine Frau allein zur Bequemlichkeit und zum Vergnügen ihres Mannes da war, sei es im Haushalt oder im Bett.
    Plötzlich merkte er, daß ihr Lachen vom Übungsplatz herkam. Was hatte Kassia bei seinen Männern zu suchen? Er ging hinüber und blieb abrupt stehen. Da lehnte sie an einem Balken auf dem großen Platz, und alle Männer hatten sich um sie versammelt. In ihrem verblichenen grünen Wollkleid sah sie wie eine Bedienerin

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