Die Stimme des Nichts
persönlich nach dir zu suchen. Eine paar Dinge, die du zu dem Pater gesagt hast, haben Bran und mich ebenso tief beunruhigt wie Druvenmaquez, besonders nachdem wir neulich auf Hinterlassenschaften von Tar-Aiym und Hur’rikku gestoßen waren. Darüber hinaus passte das gerade zu der Arbeit, mit der wir uns beschäftigten. Seltsam, nicht wahr, wie wir drei immer wieder von untergegangenen Völkern und ihren kulturellen Errungenschaften angezogen werden.«
»Also haben wir beschlossen, nach dir zu sehen, Flinx.« Tse-Mallory lächelte ermutigend. »Wir hätten dich auch wiedersehen wollen, wenn wir drei nicht das Interesse an einer gewissen fernen Region des Kosmos gemein hätten.«
Bis zu diesem Punkt hatte Clarity das Gefühl gehabt, immer weiter von der Unterhaltung ausgeschlossen zu sein. Doch diese Anspielung Tse-Mallorys ließ sie sofort aufmerken.
»Flinx, meint er vielleicht den Ort, wo du in deinen Albträumen hinreist?«
Truzenzuzex blickte von einem zu anderen. »Nun, Flinx, du erlebst also noch immer die Visionen, von denen du Pater Bateleur erzählt hast? Du meinst, dass du auf mentalem Wege diese ferne Region des Alls besuchst und dort auf etwas triffst?«
»Auf etwas sehr Unerfreuliches«, warf Tse-Mallory ein. Die Arme vor der Brust verschränkt lehnte er an der Wand neben der Schlafzimmertür. Mochte sein, dass er sie bewachte oder einfach nur entspannt dastand.
Flinx seufzte. Es war bestimmt nicht seine Absicht gewesen, den Inhalt seiner Träume – oder mentalen Projektionen oder womit er es sonst zu tun hatte – allgemein zu verbreiten. Oder auch nur im kleinen Kreis zu verbreiten. Doch in einem verzweifelten Moment, wo er auf der Flucht gewesen war, hatte er sich einem Vertreter der Vereinigten Kirche anvertraut und kurz darüber gesprochen, was er erlebt hatte.
Er war froh, seine alten Freunde wiederzusehen. Er wünschte nur, sie hätten aus einem anderen Grund nach ihm gesucht.
»Ich habe es ebenfalls erlebt«, platzte Clarity heraus, ehe ihm einfiel, ihr ein Zeichen zu geben, dass sie es für sich behalten solle.
Tse-Mallory war augenblicklich alarmiert. »Du? Aber wie das?«
Clarity sah Flinx’ Gesichtsausdruck und fragte sich, ob sie etwas Falsches gesagt hatte. Aber das waren doch alte Freunde von ihm. Kluge Weggefährten. Und sie hatten sie beide vor dem irre gewordenen Ormann gerettet. »Offenbar ist es so, dass man Flinx’ Traumerlebnisse teilt, wenn man nahe genug bei ihm ist.«
»Erstaunlich.« Truzenzuzex’ Antennen wippten aufgeregt hin und her. »Wirklich erstaunlich. Und was hast du dabei erlebt, meine Liebe?«
Sie sah Flinx an, der darauf die Achseln zuckte. Schrödingers Katze war aus dem Sack. »Du kannst es ihnen erzählen, Clarity. Wenn sich jemand einen Reim darauf machen kann, dann Bran und Tru. Außerdem«, fügte er mit einem Blick zu dem Thranx hinzu, »befinden sich die Leute, denen ich im Commonwealth am meisten traue, alle in diesem Zimmer.« Tse-Mallory lächelte milde, während Truzenzuzex mit beiden Echthänden eine vielsagende Geste vollführte.
Clarity schilderte ihre Erfahrungen, und die beiden Besucher hörten aufmerksam zu. Als sie geendet hatte, dachten sie alle ein Weilchen darüber nach, bis Truzenzuzex das Schweigen brach.
»Das stimmt mit dem überein, was Flinx dem Pater erzählt hat. Erlebst du das häufig, Flinx?«
Der schüttelte den Kopf. »Nein, nicht oft. Aber häufiger als früher. Es kommt völlig unvorhersehbar. Was ich sehr oft habe, sind mörderische Kopfschmerzen, bei denen ich denke, mir platzt der Kopf. Sie werden nicht nur immer heftiger, ich habe auch Grund zu glauben, dass sie sogar andere in Mitleidenschaft ziehen, die sich gerade in meiner Nähe aufhalten.«
»Danke für die Warnung«, sagte Tse-Mallory bar jeder Ironie oder Heiterkeit. Er kannte das brisante Potential dieses launischen Verstandes aus eigener Erfahrung.
»Du kannst also inzwischen nicht nur die Gefühle anderer lesen«, schloss Truzenzuzex, »sondern auch Emotionen projizieren.« Der Philosoph schien um seine Sicherheit nicht im Mindesten besorgt zu sein. »Ist die neue Fähigkeit genauso erratisch wie die alte, oder hast du gelernt, sie zu beherrschen?«
»Sie ist noch erratisch, aber ich werde besser. Ich weiß nicht, wie ich es genau beschreiben soll. Beide Vorgänge werden fließender. Aber seitdem werden auch meine Kopfschmerzen schlimmer.«
»Wir müssen ein Heilmittel finden, oder wenigstens ein schmerzlinderndes Mittel. Nach deiner
Weitere Kostenlose Bücher