Die Stimme des Nichts
Unterhaltung mit dem Pater glaubst du also, dass innerhalb oder jenseits des astronomischen Phänomens, das uns als die Große Leere bekannt ist, etwas existiert, das sehr böse ist, eine Existenz des Bösen als physikalische Größe und nicht bloß als moralische Kategorie oder Quantenwahrscheinlichkeit.«
Flinx nickte ernst, während Clarity lebhaft hinzufügte: »Genauso fühlte es sich an.« Bei der Erinnerung schauderte sie unwillkürlich. »Es – es hat mich berührt.«
»Höchst beunruhigend und seltsam.« Der Thranx kratzte sich mit einer Fußhand nachdenklich an einem Glied seines Rückenpanzers. »Das hat offenbar irgendwie mit deiner speziellen Gabe zu tun.«
»Gabe würde ich es nicht nennen.« Es lag mehr als ein Hauch von Bitterkeit in Flinx’ Bemerkung. »Ihr habt mir noch gar nicht erzählt, wie ihr mich gefunden habt.«
Tse-Mallory nickte und trat von der Wand weg. »Nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, begannen wir mit einem Besuch auf Midworld. Auf das Drängen des Zweiten Beraters und mit der Hilfe der erstaunlich gut angepassten Nachfahren der ersten Kolonisten wird dort eine kleine Forschungsstation aufgebaut. Augenscheinlich gibt es dabei ein paar … Schwierigkeiten.«
Flinx unterdrückte ein Lächeln. Er kannte Midworld. »Das wundert mich nicht.«
»Es stellte sich schnell heraus, dass du nicht da warst. Es lagen auch keine ungenehmigten Schiffe im Orbit, noch war woanders im System eines aufzuspüren. Nun ja, Tru und ich haben uns umgehört. Wir haben ein ausgedehntes Netz von Kontakten, darunter viele altehrwürdige und bewährte und andere, die man am besten als ungebräuchlich beschreibt.«
»Es hat eine Weile gedauert.« Truzenzuzex nahm den Faden auf. »Das Commonwealth ist groß.« Die Facettenaugen funkelten Flinx an. »Du bist reichlich viel unterwegs.«
Das kommt, weil ich überall und nirgendwo zu Hause bin, dachte Flinx.
»Andererseits«, fuhr der Thranx fort, »gibt es nicht viele junge Männer, die mit einem alaspinischen Minidrachen herumlaufen. Nachdem wir etliche falsche Fährten verfolgt haben, brachte uns die Suche schließlich nach New Riviera.« Er musterte den Mann auf dem Bett. »Wie schon gesagt: Du bist in der Zwischenzeit gewachsen.«
Auf mehr Arten, als dir klar ist, dachte Flinx.
»Zusätzlich zu unseren Forschungen zu den Tar-Aiym«, erklärte Tse-Mallory, »haben wir uns bemüht, tiefer in die Geschichte ihrer alten Feinde, der Hur’rikku, einzudringen.«
»Und das hat mit meinen Erlebnissen zu tun?«
»Nicht direkt, nein. Weißt du, in den Jahren, wo Tru und ich versucht haben, das wenige Wissen zusammenzutragen, das über die intelligenten Arten vor der Zeit des Commonwealth existiert, stießen wir gelegentlich auf Hinweise, dass es noch andere untergegangene Völker als die Tar-Aiym und die Hur’rikku gibt. Wir haben uns sorgfältige Notizen darüber gemacht, für den Fall dass sich zu den Letztgenannten eine Verbindung ergibt.« Er lächelte. »Erinnere dich, dass ich unser Interesse an historischen Querverbindungen erwähnt habe. Von einer solchen Querverbin dung zeugt auch eine einzigartige Entdeckung, die wir auf Horseye machten, von den Bewohnern Tslamaina genannt.«
Flinx entschlüpfte ein kaum merkliches Zeichen des Wiedererkennens. Dem stets aufmerksamen Truzenzuzex entging das nicht, doch er schwieg dazu.
Tse-Mallory fuhr fort. »Die fragliche Entdeckung wurde vor mehreren hundert Jahren gemacht, 106 N.V. um genau zu sein, von dem Forscherehepaar Etienne und Lyra Redowl. Sie schlossen ihre Reise auf dieser Welt ab, indem sie einen ausführlichen Bericht über ihre Funde erstellten. Wie viele solcher Berichte wurde auch dieser zu Forschungszwecken zu den Akten genommen, um dann in den Eingeweiden der Commonwealth-Forschungszentrale auf Terra zu verschwinden.«
Truzenzuzex setzte die Erzählung fort. »Wir haben den Bericht gelesen, weil wir dachten, die beschriebene Technik könnte etwas mit den Tar-Aiym oder den Hur’rikku zu tun haben. Als sich herausstellte, dass das nicht der Fall war, legten wir ihn beiseite.« Die fedrigen Antennen des Thranx neigten sich in Flinx’ Richtung. »Doch er fiel uns sofort wieder ein, als wir Zugang zu dem detaillierten Bericht von Pater Bateleur erhielten, der deinen Besuch bei ihm betraf. Kannst du dir vorstellen, warum?«
Flinx bemerkte, dass Clarity ihn gebannt anstarrte. Das machte ihn verlegen, und darum versuchte er, sich auf seine alten Freunde zu konzentrieren. »Ihr werdet es mir
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