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Die Stimme des Nichts

Die Stimme des Nichts

Titel: Die Stimme des Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Ormann versuchte, nicht zu der Schublade zu blicken. »Dann können Sie mich vielleicht überzeugen, warum ich Sie nicht rauswerfen lassen sollte.«
    »Erstens, weil Sie es nicht können.« Das wurde mit solcher Sicherheit und Endgültigkeit vorgebracht, dass Ormann halb versucht war, es ihm abzukaufen. »Zweitens, weil ich einen weiten Weg gekommen bin, um meine kurze Mitteilung loszuwerden.«
    »Das ist alles?« Die Anspannung in Ormanns Magen ließ ein bisschen nach. »Nun, dann sagen Sie Ihren Spruch auf und verschwinden Sie. Ich habe zu tun.«
    »Das weiß ich. Mein Name ist Bran Tse-Mallory. Ich bin ein alter Freund von Philip Lynx, dem Mann, den Sie so verzweifelt loswerden wollen. Stop.« Er lächelte dünn. »Ich sagte ja, es ist eine kurze Mitteilung.«
    Ormann zog die Brauen zusammen und starrte den Mann an, der, obwohl von schmaler Statur, in ausgezeichneter körperlicher Verfassung zu sein schien. Er hielt die Hände so, dass Ormann sie sehen konnte, und wahrte Abstand vom Schreibtisch. War er eine Art Kammerdiener?, überlegte Ormann. Lynx hatte Geld, warum also nicht auch ein oder zwei persönliche Bedienstete? Doch eigentlich sah der Mann nicht danach aus.
    »Ich bin Soziologe.« Die Stimme klang trocken, professoral. »Ich interessiere mich für alle Aspekte des Verhaltens denkender Lebewesen. Im Augenblick konzentriere ich mich auf Ihres.« Leiser fügte er hinzu: »Enttäuschen Sie mich nicht. In diesem Raum stinkt es nach Hass wie nach verwesendem Fleisch.«
    »Nicht Hass«, korrigierte Ormann, »sondern Entschlossenheit. Sie sagen, Sie sind ein alter Freund von Lynx. Wenn das wahr ist, wissen Sie vielleicht auch, dass er von den Behörden gesucht wird.« Er schob die Finger näher an die verborgene Pistole. »Vielleicht haben Sie ihm ja sogar bei seinen illegalen Aktivitäten geholfen.«
    »Es sind fast sieben Jahre her, seit mein Freund und ich ihn gesehen haben. Wir sind gekommen, um mit ihm über eine ziemlich wichtige Sache zu reden. Eine Sache, deren Bedeutung jedes persönliche Interesse bei weitem übersteigt, das heißt, seines, meines und Ihres. Lassen Sie ihn in Ruhe.«
    »Der Streit zwischen dem jungen Rotschopf und mir ist rein persönlicher Art. Er betrifft Sie nicht im Geringsten.« Langsam schloss er die Finger um den Pistolengriff.
    »Er betrifft mich sehr wohl, und dadurch auch Sie wiederum, ob Sie es glauben oder nicht.«
    »Ich entscheide mich, das nicht zu glauben.« Der Besucher hielt die leeren Hände noch immer unverdeckt. »Stattdessen glaube ich, dass Ihr Freund Philip Lynx meine Verlobte hypnotisiert oder unter Drogen gesetzt hat und dass er vorhat, sie mir wegzunehmen.«
    Zum ersten Mal machte der Besucher ein überraschtes Gesicht. »Diese Clarity Held ist Ihre Verlobte? Das wusste ich nicht. Es gibt keinen offiziellen Eintrag einer Verlobung.«
    »Sie ist noch nicht formell. Das heißt, ich habe noch keinen – keinen offiziellen Eintrag? Sie haben mein Privatleben ausspioniert! Wer sind Sie eigentlich? Und wer ist dieser Philip Lynx, dass er so seltsame Freunde hat, die hingehen und Dinge ausspionieren, die sie gar nichts angehen?«
    Tse-Mallory verhielt sich so still, dass man meinen konnte, er würde nicht einmal atmen. »Er war ein sehr interessanter Junge, aus dem ein sehr interessanter Mann geworden ist. Er ist außerdem sehr schwer aufzuspüren. Ich bezweifle doch ziemlich, dass er mit Ihrer Verlobten durchbrennen will. Wenn Sie die Dinge ein wenig laufen ließen, würden sie vielleicht eine Wendung nehmen, die in Ihrem Sinne ist.«
    »Ich habe die Dinge bereits laufen lassen«, erwiderte Ormann angespannt und drohend. »Das Resultat war, dass Clarity sich immer häufiger mit Lynx traf und immer weniger mit mir. Die Entwicklung hat einen Punkt erreicht, wo ich meine, dass ich keine andere Wahl mehr habe. Ich habe beschlossen, dass nichts zwischen uns kommen darf. Nicht Philip Lynx und auch sonst niemand. Besonders keine ungeladenen Besucher.« Mit einer flinken Bewegung zog er die Pistole aus der Schublade und zielte auf Tse-Mallory.
    »Verschwinden Sie aus meinem Büro. Sie können rausgehen, wie Sie gekommen sind, oder mit den Füßen voran. Das bleibt Ihnen überlassen.«
    »Wie so oft«, murmelte Tse-Mallory. »Und wie so oft wünschte ich, es wäre nicht so.« Tse-Mallory duckte sich mit verblüffender Geschwindigkeit, griff in seine Brusttasche und warf etwas nach Ormann, das ihn traf, ehe er abdrücken konnte. Das kleine Wurfgeschoss stand unter

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