Die Stimme des Nichts
überlassen – also jemandem, der nach Wissen strebt wie Tru und ich oder jemandem, für den Wissen Schubkraft bedeutet, wie es bei dir der Fall ist. Es wäre nicht das erste Mal.«
Flinx fühlte sich von der brutalen Wahrheit dieser Worte überwältigt. Und sie war wie die anderen Erkenntnisse unausweichlich. Flinx konnte nicht mehr davor weglaufen, was er wusste, so wenig wie vor dem, was er war.
Clarity unterbrach seinen inneren Aufruhr. »Glaubt ihr, die Xunca haben das auch getan – haben ihren Stoffwechsel heruntergefahren in der Hoffnung, dass die Gefahr an ihnen vorübergeht oder von anderen abgewendet wird?«
Die zwei Gelehrten wechselten einen Blick. »Bisher sind noch keine in diesem Zustand gefunden worden«, antwortete Truzenzuzex, »was nicht heißt, dass sie es nicht getan haben. Doch Bran und mir kommt es seltsam vor, dass eine Spezies ein so ausgeklügeltes Warnsystem wie auf Horseye installiert – das auf eine Funktionsdauer von Äonen angelegt ist –, wenn sie nicht erwartet haben, bei Bewusstsein zu sein, um dessen Daten zu empfangen. Dann ist da noch die Sache mit den gerichteten Subraumwellen, die das System manchmal ausstrahlt. Werden sie von jemandem oder etwas empfangen? Oder werden sie lediglich an einen Ort gesendet, von dem der vorgesehene Empfänger längst verschwunden ist?«
»Dann meinst du, dass die Xunca, anstatt sich wie die Sauun in eine Stasis zu versenken, vielleicht einfach nur geflohen sind?«, hakte Flinx nach.
Der Thranx antwortete mit einer Geste umfassender Verneinung, die den gleichzeitigen Gebrauch aller vier Hände erforderte. »Wer kann sagen, was eine Spezies wie die Xunca getan haben mag? Wer imstande ist, ein astronomisches Phänomen wie die Große Anziehung zu erzeugen, um die Position einer ganzen Galaxie zu verändern, kann zu allem Möglichen fähig sein. Wir haben es hier mit Technologien zu tun, mein junger Freund, die alles übersteigen, was wir uns vorstellen können, etwa wie der KK-Antrieb für den Erfinder des Rads.«
»Mag sein, dass die Xunca irgendwo schlafen«, meinte Tse-Mallory, »oder dass sie irgendwohin geflohen sind oder dass sie sich in eine andere Form der physischen Realität geflüchtet haben, für die wir weder sprachliche noch mathematische Begriffe haben. Wir wissen es einfach nicht.«
»Was wir aber wissen«, stellte Truzenzuzex fest, »ist, dass daetwas Großes und leider Verborgenes auf uns zukommt. Das Xunca-Warnsystem bestätigt das, und deine Träume, Flinx, liefern uns die beste Beschreibung, die wir bisher erlangen konnten.«
Flinx sah voll Unbehagen weg. Truzenzuzex hatte ihm indirekt wieder einmal die Verantwortung aufgeladen, die er schon seit Jahren empfand. Und der er nicht entkommen konnte.
Clarity sah es ihm an und rückte unwillkürlich an ihn heran, um ihn zu trösten. So auch Pip, die gegen die Fürsorge, die andere Menschen ihrem Herrn zukommen ließen, nichts einzuwenden hatte. »Flinx, du kannst nichts dagegen tun.« Clarity fasste ihm mit warmer Hand an die Wange. »Ich weiß, dass du das anders siehst, aber hör auf deine Freunde« – sie sah zu den beiden Gelehrten, die die Szene verfolgten – »es ist ziemlich offensichtlich, dass weder du noch ein anderer etwas gegen dieses Phänomen unternehmen kann. Ich meine, wenn eine so fortgeschrittene Spezies sich entscheidet, die Sache zu verschlafen, und eine andere lieber davor wegläuft, was soll man dann tun können?«
Ja, was?, dachte er, als er ihre Hand umfasste und fester an sein Gesicht drückte. Was außer weglaufen? Aber das würde nicht funktionieren. Er hatte es verschiedene Male versucht und jedes Mal umsonst. Er wusste nun einmal, was er wusste, und war, was er war.
Wie immer man es nennen wollte.
»Ja, ich habe davon geträumt – oder es gesehen oder wahrgenommen oder wie man es auch ausdrücken will. Na und? Was kann ich daran ändern? Oder überhaupt jemand? Es wahrzunehmen ist noch keine Lösung.«
Tse-Mallory nickte ernst, während Truzenzuzex’ Antennen nach vorn und leicht zu den Seiten wippten.
»Es stimmt natürlich, was du sagst, Flinx«, gab der Thranx bereitwillig zu und beschrieb mit den feingliedrigen Echthänden kleine Bögen, die ebenso vielsagend wie anmutig waren. »Aber bedenke, dass Bran und ich dich schon ganz andere Dinge tun sahen als wahrnehmen – zum Beispiel hast du eine Maschine der Tar-Aiym aktiviert und benutzt.« Aus seinen Stigmen trat pfeifend Luft aus. »Wenn nur die Tar-Aiym oder die Hur’rikku ein
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