Die Stimme des Wirbelwinds
fiel ihm ein:
Wenn einer denkt, er sei zu weit gegangen,
wird er nicht fehlgegangen sein.
Worte, von denen man sich im Leben leiten lassen konnte.
Schwerkraft drückte auf seine Brust, als die Fähre ihn zur Erde brachte, während ihre polymerisierten Flügel Flammen hinter sich herzogen.
16
Steward ging von Bord der Fähre aus Moskau und betrat Charter Station. Seine Nerven waren allesamt in Alarmbereitschaft. Er bewegte sich inmitten eines Knäuels von Taler-Angestellten, die von ihrem Urlaub zurückkamen. Zwei große, weiche Reisetaschen zerrten mit ihren Riemen an seinen Schultern. Werbeholos blühten um ihn herum auf. Er ging leichtfüßig dahin und ließ den Blick über die Leute schweifen, die auf die Fähre warteten. Essensdüfte wehten aus den Schnellimbissen jenseits des Flugsteigs herüber. Die Luft war von geschäftigem Summen erfüllt.
Steward ließ die alte Spindel hinter sich und begab sich zu den Ladedocks. Die Schwerkraft nahm ab, und seine Schritte wurden länger. Er hüpfte auf dem Gleitband dahin und sprang über die Fußgänger, die ihm im Weg standen. Holobilder spielten über seine Haut. Die Last auf seinen Schultern wurde leichter. Er glaubte nicht, daß ihm jemand folgte.
Die Born wurde gerade beladen, als er ankam. Das Dock erstrahlte im hellen Natriumlicht der Scheinwerfer. Cairo stand mit dem Rücken zu Steward da; sie warf ein halbes Dutzend Schatten, die sich deutlich voneinander abhoben, und überwachte die Autolader. Lärm prallte laut von den Metallwänden zurück. Kleine Standardcontainer wurden von einem Förderband herangetragen. Steward kniff die Augen zusammen, ließ den Blick über das lange Dock wandern und sah sonst niemand. Er kam von hinten auf Cairo zu.
»Hallo, Ingenieurin«, sagte er.
Sie drehte sich um und schenkte ihm ein Lächeln. Gleißendes Scheinwerferlicht funkelte in den Juwelen auf ihren Wangen. »Hallo, Mann von der Erde«, sagte sie. Sie legte ihm einen Arm um die Taille und drückte ihn kräftig an sich.
»Ich hab' Ihnen was mitgebracht«, sagte Steward.
Er machte eine seiner Taschen auf und förderte eine Riesenflasche Champagner zutage. »Eins der besseren Produkte meines Planeten«, sagte er. »Also achten Sie drauf, ihn aus einem Glas zu trinken. Aus einem, das nicht aus Plastik ist.«
Sie hielt die Flasche ins Licht und lächelte. »Bald werden wir dieses Zeug richtig synthetisieren, dann brauchen wir's nicht mehr aus dem Schwerkraftschacht heraufzuholen.«
»Ja klar. Kann jeden Tag soweit sein.«
Sie gab sie ihm zurück. »Können Sie die in meine Kabine bringen?«
»Sicher.«
Cairo sah ihn von der Seite an. »Auf Ihrem Bett wartet eine Menge Zeug auf Sie. Ihre Post. Ein ganzer Sack voll.«
»Geschenke von all meinen Freunden auf der Erde, nehme ich an.«
»Leben die meisten Ihrer Freunde in Usbekistan? Die Briefmarken sind mir aufgefallen, ich konnte es nicht vermeiden.«
Steward zuckte die Achseln. »Die Usbeken sind ein freigiebiges Völkchen.« Er folgte der Fracht in den Laderaum des Schiffes.
Cairo sah ihm nach und rief über den Lärm der Lader hinweg: »Bereiten Sie Ihren Körper auf eine lange Beschleunigung vor! Wir fliegen über den Gürtel hinaus.«
Steward blieb stehen. Er spürte einen kalten Hauch in seinen Nerven. »Wohin?«
»In den Jupiterraum. Nach Ricot. Last-Minute-Fracht mit Priorität. Medikamente.«
Ein Gefühl der Richtigkeit durchlief Steward, das Wissen, daß sich ein Muster bildete. Irgendwie hatte er gewußt, daß es so kommen mußte. Er fragte sich, ob es das Werk von Vesta war, ob sie irgendwie immer noch davon ausgingen, daß er Stoichkos Plan folgte. Es war egal. Selbst wenn dies kein reiner Zufall war: Die Born flog nach Ricot. Er war auf dem Weg nach Hause.
Auf der Erde hatte sich Steward sorgfältig die Nachrichten von Charter angesehen. Stoichko war am zweiten Tag nach seinem Tod entdeckt worden, aber die Polizei von Charter hatte nichts von irgendwelchen Verdächtigen gesagt und nur angemerkt, daß ungewiß war, woher Stoichko kam. Die versteckte Andeutung besagte, daß Stoichkos Tod das Resultat eines Geschäfts war, das ursprünglich nichts mit Charter zu tun hatte, eine Annahme, mit der die Charter-Cops völlig richtig lagen. Steward neigte zu der Ansicht, daß sich aus ihrer Erklärung noch eine stillschweigende Folgerung ergab, nämlich daß die Polizei von Charter keine Spuren hatte. Wenigstens eins, was die Charter-Cops und er gemeinsam hatten, stellte Steward fest.
Er war
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