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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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standen Holowürfel von zwei Kindern und einem Paar angejahrter Eltern oder Großeltern. Er gab auch auf seine Paßwörter acht und ließ sie nicht in seinen Schubladen auf Zetteln herumliegen.
    Na schön. Dazu waren die schwarzen Labors in Usbekistan ja da.
    Auf Vesta hatte Steward Angels Schlüssel zu den Dateien der Pulsar-Abteilung gehabt. Hier hatte er nur die käuflichen Talente abtrünniger Computerjockeys, die an den rauhen Ufern des Aralsees lebten. Er hatte ihre Programme vor seinem Abflug von der Erde getestet und war mit ihnen zufrieden gewesen. Sie hatten die neueste Infiltrations-Software an seine spezifischen Bedürfnisse angepaßt und ihm versprochen, daß keine anständige Polikorp imstande sein würde, diesem Infiltrationsprogramm etwas entgegenzusetzen, wenigstens im nächsten Jahr noch nicht.
    »Brutale Gewalt«, hatte man ihm erklärt, »kombiniert mit einer gewissen Eleganz. Gewalt, um einzudringen, und Eleganz, um zu gewährleisten, daß es niemand herausfindet.«
    Steward setzte sich an Falayes Schreibtisch und steckte drei Nadeln in das Terminal und einen Interface-Stecker in die Buchse an seiner Schädelbasis. Er schaltete das Terminal mit einem geistigen Schub ein. Programme flimmerten zu rasch über den Bildschirm, als daß Stewards Augen ihnen folgen konnten. Ihre Phosphor-Nachbilder glommen schwach auf dem vollen Schirm, nachdem die Programme ihre Arbeit getan hatten und wieder verschwunden waren. Vom Interface-Stecker übertragen, formten sich dieselben langen Datenstränge in seinem Geist, und er ging mit dem Infiltrationsprogramm mit und sah zu, wie der Zauber wirkte, bereit, einzugreifen, falls es nötig war.
    Es war nicht nötig.
    Innerhalb von zwanzig Sekunden hatte das Programm die Datenbänke von Iapetus gefunden, war in die Hochsicherheitsdatei eingedrungen, hatte sie nach Curzon und de Prey durchforstet, die Sicherungsdateien gefunden und sie allesamt in eine Zufallsverteilung überführt. Die langen Datenstränge, die die spezifische geistige Konfiguration der beiden darstellten, ihre Erinnerungen, ihre Reflexe und ihr Wissen, waren im Nu unbrauchbar.
    Biographische Informationen über Curzon und de Prey wurden auf Stewards Nadeln codiert. Er mußte den Namen erfahren, den de Prey jetzt benutzt.
    READY, zeigte ihm der Schirm an.
    Er würde seine Sache hier gründlich machen. Durch den Interface-Stecker führte er das Programm auf der Suche nach den Codes des genetischen Materials, das potentielle Curzons und de Preys darstellte, die in kalten Bädern aus flüssigem Stickstoff auf ihre Zeit warteten. In der tiefen, nebligen Kälte der Cryo-Grüfte begannen Robot-Manipulatoren aufzuheulen. Die kleinen Curzons und de Preys wurden in die Datei mit der Bezeichnung ABFALL übertragen und wie so viel anderer organischer Müll in den Abfluß gespült. Aus anderen Fläschchen wurde genetisches Material entliehen, das ihre Stelle einnahm. Die Unterlagen über die Transaktion wurden gelöscht.
    Das Interface von Geist und Körper war ein komplexe Sache. Das Bewußtsein – Erinnerungen, Fähigkeiten, Möglichkeiten – war zu sehr in die spezifischen Konfigurationen des Gehirns integriert, um unabhängig von dem Körper, der es einmal enthalten hatte, zuverlässig rekonstruiert werden zu können. Selbst wenn Curzon und de Prey ihren Gedächtnis-Dateien ein Update verpaßt hatten, was sie schließlich mit Sicherheit tun würden, und die von Steward herbeigeführte Zufallsverteilung löschten, würde das Gedächtnisimplantat höchstwahrscheinlich versagen, wenn es in den falschen geklonten Körper eingesetzt wurde.
    Eine Kälte zischte wie ein Eishauch aus den Cryo-Grüften durch Stewards Geist.
    Er hatte soeben gemordet.
    Steward erforschte das Gefühl. Er hatte sichergestellt, daß zwei Menschen schließlich tot bleiben würden, von denen der eine den Alpha getötet und der andere alles zerstört hatte, was dem Leben des Alphas einen Sinn gegeben hatte. Es fühlte sich nicht unrecht an.
    Konflikte mit Recht und Unrecht sind eine Krankheit der Seele, dachte er. Komisch, daß das alte Zen-Gedicht, das de Prey ihm beigebracht hatte, jetzt dazu benutzt wurde, de Prey aus der Inkarnationsmaschinerie auszubooten.
    Steward kostete den Gedanken aus und gab durch seinen Interface-Stecker den letzten Befehl ein: LOGOUT.
    Das Nachbild des Befehls flimmerte in seinem Geist und erlosch.
    Steward zog seinen Infrarotmantel an, nahm die Plastikkappe von dem Detektor ab, steckte sein Werkzeug wieder in

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