Die Stimme des Wirbelwinds
verschlossen. Er öffnete sie, nahm sein Werkzeug heraus und hebelte das flache Metallteil mit den Lüftungslamellen ab. Er langte nach draußen und entfernte den Lüftergrill. Seine Finger hielten die Lamellen während der ganzen Operation fest, damit der Grill nicht herunterfiel. Er holte den Grill zu sich in den Tunnel und plazierte ihn sorgfältig über seinem Kopf.
Er fragte sich, ob es in dem Raum Alarmvorrichtungen gab. Er knipste seine UV-Lampe an und schaltete seine Brille auf ultraviolettes Licht um. Hoch oben in einer Zimmerecke war ein Sensor. Infrarot, entschied er, wahrscheinlich um ein Feuer zu erkennen – in der Decke war eine Sprinkleranlage –, aber möglicherweise auch, um Menschen zu entdecken. Er schob sich in den Tunnel zurück und gab seinem Mantel den Befehl, die Körperwärme abzulassen. Er dachte an die Bewegung der Wärme im Tunnel und an die Möglichkeit, daß sich eine Vernichtungsdrohne in Windrichtung befand, und eine Kälte, die nichts mit seinem Mantel zu tun hatte, prickelte in seinen Nerven. Steward robbte wieder zurück und dachte über die Größe der Lüfteröffnung nach. Sie schien bei weitem zu klein für ihn zu sein. Er beschloß, es mit den Füßen voran zu probieren.
Beim ersten Versuch blieb Steward mit den Hüften stecken, quetschte sich dank der glatten Oberfläche seines Mantels durch und hing dann wieder direkt unterhalb der Achselhöhlen fest. Er leerte geräuschlos seine Taschen, zog sich hinauf und versuchte es erneut. Wieder wurde er unterhalb der Achselhöhlen festgeklemmt. Sein umhüllter Stiefel berührte den Rand eines Schreibtischs und fuhr dann wild in der Luft herum. Er versuchte sich durchzudrücken, indem er einen Arm nach unten hielt und zuerst eine Schulter herauszwängte, schaffte es jedoch nicht. Er hob beide Hände über den Kopf und versuchte es von neuem, diesmal mit dem Gesicht nach unten. Schmerz durchzuckte ihn bei der Berührung des metallenen Lüftungsrahmens. Die Haut auf seinem Rücken und seiner Brust wurde langsam wund. Er steckte gründlich fest.
Schweiß lief ihm wie Quecksilber übers Gesicht und verschmierte die Innenseite seiner dunklen Scannerbrille. Die Luft in der Gesichtsmaske schmeckte nach Säure. Er erinnerte sich an den Kopf des Wachmanns, der zur Musik auf und ab gehüpft war, und stellte sich vor, wie er erst vor Lachen auf und ab hüpfen würde, wenn er den Hintern eines Eindringlings aus einer Lüfteröffnung hängen sah.
Er ruhte sich für einen Augenblick aus, hielt die Luft an und versuchte das Zen wahrzunehmen. Er atmete sorgfältig. Er fühlte, wie die Schwerkraft an seinen Beinen zerrte, auf welche Weise ihn die Lüftung festhielt. Er wurde zu einem Teil von ihr. Mit jedem Ausatmen schien sein Körper weicher und entspannter zu werden. Er ließ Luft aus seiner Kehle strömen und fühlte, wie die feuchte Wärme seiner Lungen die Gesichtsmaske erfüllte, als er versuchte, sich leer zu machen, zu einem Ding aus schlaffem, glattem, knochenlosem Kunststoff zu werden, zu einem Geschöpf ohne Nerven, das nichts vom brennenden Schmerz zerrissener Haut spürte, als er durch die Ventilationsöffnung herabzurutschen begann und die Metallkanten ihm die Haut selbst durch den Mantel aufrissen, der ihn bedeckte …
Entspann dich! dachte er. Atme aus! Schwärze streifte sein Sichtfeld. Ihm war schwindlig.
Steward fiel auf den Boden herunter und taumelte, als seine Muskeln sich von Entspannung auf Stützfunktion umzustellen versuchten. Er stieß mit den Waden an einen Schreibtisch und wäre fast hintenüber gekippt. Sterne blitzten in seinen Augen auf.
Dankbar atmete er ein. Es dauerte ein Dutzend Herzschläge, dann war die Welt wieder da.
Er nahm sein Werkzeug aus der Lüfteröffnung, drehte sich um und inspizierte den Sensor in der Ecke. Er schien die Aufgabe zu haben, Infrarotstrahlung zu entdecken, aber er konnte nicht sagen, wie empfindlich er war, ob er einen Menschen registrieren würde oder nicht. Er nahm einen Bogen isolierendes Plastikmaterial aus einer Tasche, klebte es zu einer Schachtel zusammen und pappte es dann über den Sensor.
Steward schälte sich aus dem Mantel und atmete in der kühlen Luft erleichtert tief durch. Sein T-Shirt und die Shorts waren schweißgetränkt. Er befahl dem Mantel, sämtliche Wärme abzulassen, und suchte das Büro nach anderen Alarmsystemen ab. Er fand keine.
Dem holographischen Namensschild auf dem Schreibtisch zufolge gehörte es einem Mann namens Morrison Falaye. Auf dem Tisch
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