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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Eisfalken gewohnt hatten. Steward trieb sich vor der ersten Schicht eine Stunde lang im Erholungsbereich der Wohneinheit herum, entdeckte sie, als sie ihr Apartment verließ, und folgte ihr zur Arbeit. Wandis war eine hochgewachsene blonde Frau in den Dreißigern mit breiten Schultern und Hüften. Juwelenimplantate blinkten um ihr linkes Auge herum auf. Sie war so weit von Natalie entfernt, wie es nur ging, und Steward fragte sich, ob der Alpha sich aus diesem Grund zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Sie arbeitete in irgendeiner metallverarbeitenden Fabrik am schwerelosen Nordpol, und Steward hielt sich von den massiven Sicherheitsmaßnahmen am Fabrikeingang fern. Es schien kein Job mit hohem Prestige zu sein, und ihre Wohneinheit war nichts Besonderes. Er fragte sich, ob Consolidated sie dafür bestrafte, daß sie ihre geheimen Unterlagen im Apartment hatte herumliegen lassen, auch wenn Steward ihren Anweisungen gefolgt war, als er sie verkauft hatte. Er fragte sich auch, ob Wandis gewußt hatte, was der Alpha plante, oder ob das alles für Sie eine Überraschung gewesen war.
    Immer noch neugierig, paßte er sie beim Schichtwechsel ab und folgte ihr nach Hause. Sie sprach mit niemandem. Nachdem sie in ihrem Apartment verschwunden war, blieb Steward draußen noch eine Weile in der Nähe, aber sie kam nicht wieder heraus.
    Steward empfand überhaupt nichts für sie, und das erstaunte ihn einigermaßen. Er hatte mit irgendeiner Resonanz gerechnet, mit einem Aufschimmern des Alpha, aber er registrierte nichts. Eine mäßig attraktive ältere Frau, die allein lebte und deren Leben so karg, so abgeschlossen wirkte, daß er nicht anders konnte, als sich zu fragen, ob sie es bewußt so organisiert hatte, weil es ihr so gefiel.
    Das Fehlen einer Reaktion beunruhigte ihn irgendwie, und er folgte Wandis zwei Tage lang. Ihr Verhalten änderte sich kaum. Er hörte auf, ihr zu folgen. Er hatte andere Pläne.
     
    Die Sicherheitsmaßnahmen auf Ricot konzentrierten sich größtenteils darauf, die Mächte vor einem Einbruch und einer mutmaßlichen Infektion zu schützen. Steward war nicht an den Mächten interessiert – er hatte Stoichkos Virus in seinem Sicherheitsdepot auf Charter zurückgelassen –, und der Rest der Sicherheitsmaßnahmen auf der Station konzentrierte sich weitgehend auf Luftwiederaufbereiter, Hauptstromleitungen und die Autolader in den Docks – traditionelle Sabotageziele. An denen war Steward ebenfalls nicht interessiert.
    Er interessierte sich für die Versicherungsgesellschaft von Consolidated.
    Die Gesellschaft hieß Iapetus, und der Teil, dem Stewards Interesse galt, war in ein neues Gebäude eingebaut worden, ein Modul, das man erst kürzlich in das Skelett potentieller Wohnanlagen in Ricots gigantischem Innenraum eingefügt hatte. Steward zog einen Vakanzug an und sah es sich von außen genau an; er sah die riesigen Kompressoren und das gewaltige Netz von Kühlrohren, die genetisches Material in Cryogen-Stasis hielten. Er merkte sich die Stellen, wo er Sprengstoff anbringen konnte, während er die Idee gleichzeitig als unelegant und unnötig verwarf – zu geräuschvoll, dachte er, und zwar auf eine Art, die Aufmerksamkeit erregte.
    Steward schlenderte im Verlauf jeder Schicht an der Stelle vorbei und stellte fest, daß Iapetus nur während der ersten Geschäftsstunden keine Wachen hatte. Während der anderen beiden Schichten patrouillierten zwei bewaffnete Wachmänner mit gründlich gepanzerten Jacken und Helmen voller Scanner in der Eingangshalle. In dem Betrieb arbeitete nur ein rundes Dutzend Leute – jede Wiederbelebung würde außerhalb durchgeführt werden, in einer Klinik –, und die Wachmänner kannten wahrscheinlich jeden Angestellten beim Namen.
    Soviel zur Haupttür. Es machte ihm nichts aus. Erhabenheit, sagte er sich. Standhaftigkeit. Ausdauer.
    Er hatte noch eine Menge Tricks in petto.
     
    Durch seine Fingerspitzen und Zehen hörte er die Metallgelenke des Planetoiden um sich herum knacken. Das Geräusch seines Atems klang ihm laut in den Ohren. Er war in einem Hauptluftrohr unterwegs, in den weiten Ganzkörper-Nahkampfmantel gehüllt, der seine Infrarotstrahlung maskierte. Zugluft zupfte an der Polymerschicht des Mantels. Isolationsmaterial umhüllte seine Gliedmaßen.
    Stoichkos Pläne von diesem Teil von Ricot waren nicht sehr detailliert. Sein Interesse hatte dem Süden gegolten, dem Sektor der Mächte-Delegation. Aber Ricots Planer hatten sich treu an ihr modulares Konzept

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