Die Stimme des Wirbelwinds
die Taschen und klebte diese zu. Er mußte auf Falayes Stuhl steigen, um sich wieder durch die Lüftungsöffnung zu zwängen; brutale Gewalt, dachte er, das genaue Gegenteil von Eleganz. Es kostete ihn eine Menge Haut, und er fühlte, wie ihm Blut an den Flanken hinablief und sein T-Shirt durchtränkte, als er den Grill wieder einsetzte und den Lamellenrahmen mit Klebstoff befestigte.
Er hoffte, daß Falaye sich nicht wundern würde, wieso sein Stuhl woanders stand.
Er hielt in dem Tunnel inne, bevor er sich zu bewegen begann, lauschte auf seinen eigenen Atem und stählte sich innerlich. Das Entweichen nach einer erfolgreichen Mission war eine gefährliche Phase: Man hatte die Tendenz, allzu selbstsicher zu werden, den Rückzug eher als glücklichen Epilog denn als eine Aufgabe anzusehen, die ebensoviel Geschick erforderte wie das Eindringen selbst. Steward malte sich den Rückweg aus, regulierte seinen Atem und brachte sein Herz zur Ruhe. Er erinnerte sich an die Wachmänner, an denen er vorbeikommen würde, an einen Helm, der zu einer Musik nickte, die er nie hören würde.
Steward kroch durch den Tunnel. Das Blut auf seiner Haut fühlte sich warm an. Er spürte, wie sich auf seiner Kopfhaut Schweißperlen bildeten. Gelbe Lichtstreifen formten Muster auf seinem Körper, als er an der Eingangshalle mit der Pförtnerloge vorbeikam. Er begann leichter zu atmen.
Rote Warnlichter flammten in seinem Kopf auf. Ein Adrenalinschwall spülte in sein System.
Eine Radarspur direkt vor ihm, aus dem Zugangsschacht, der zum Hauptrohr führte. In dem Schacht war eine Kyberdrohne.
Es war auf einmal sehr heiß in seinem Mantel. Stewards Herz flatterte in seinem Käfig. Er versuchte die Panik unter Kontrolle zu bringen, während er sich auf die Seite rollte und nach einer seiner Taschen griff. Das Klebeband blieb an seinen Fingerspitzen haften, und er versuchte es loszuwerden. Er dachte an das Wolf-Modell 18, an die Sensoren, die den Herzschlag eines Opfers hören oder seinen Schweiß riechen konnten, an den gepanzerten, spinnenartigen Körper mit den biegsamen Beinen, die sich um das Opfer schlingen und es festhalten konnten, so daß es dem Stich der langen Giftnadel aus Stahl hilflos ausgeliefert war. Für größere Distanz besaß das Ding eine Flechette-Schußwaffe; sie würde den Tunnel mit einer Wolke aus Hunderten von giftigen Pfeilen füllen, die das Fleisch zerfetzen und die Knochen bloßlegen würden.
Und es war schnell, schneller als jeder Mensch. Ausgefeilte Programme, die von der Drohne verlangten, Zielformen oder interne Karten oder Konfigurationen zu vergleichen, konnten eine Maschine langsamer machen. Statt dessen hatte die Wolf Befehl, alles umzubringen, was falsch aussah oder roch, und sich dann in eine Kommunikationsleitung einzuschalten, um die Behörden von ihrer Tat zu unterrichten. Die Schlichtheit des Programms machte die Vernichtungsdrohne tödlich. Die Wolf Company auf Ceres empfahl, sie nur zur Bewachung kritischer Bereiche zu benutzen, wo sich Irrtümer auf ein Minimum reduzierten.
Consolidated Systems betrachtete sämtliche Subsysteme von Ricot als kritischen Bereich. Wenn in einem bestimmten Tunnelabschnitt Reparaturen ausgeführt wurden, sandte man codierte Befehle an die Drohnen in den Tunnels aus, woanders zu patrouillieren. Consolidated scherte sich nicht um Irrtümer; sie hätten ohnehin nicht in den Tunnels sein sollen.
Steward hatte keinen Zugang zu den Codes, die dieser Drohne befehlen würden, abzuhauen. Sie änderten sich stündlich, und die Kommunikationssysteme in den Tunnels wurden von weit mehr Sicherheitsvorkehrungen geschützt als der interne Computer in einer Versicherungsgesellschaft.
Das rote Licht wurde stärker, die Impulse regelmäßiger. Die Drohne kam näher.
Mit einem Messer in der behandschuhten, isolierten Hand krabbelte Steward auf Ellbogen und Knien durch den Tunnel. Er bemühte sich, kein Geräusch zu machen. Sein Atem klang laut in seiner Maske. Baupläne der Wolf 18 flackerten in seinem Kopf auf, in den Fäden, die an sein Gedächtnis angeschlossen waren. Kalter Wind strömte wie eine Flut an ihm vorbei.
Er befand sich in einem Seitentunnel des Schachtes, in dem die Drohne unterwegs war. Um die Ecke herum konnte sie ihn mit ihrem Radar nicht entdecken. Er hatte vielleicht eine Chance, wenn er der Drohne hier auflauern konnte, falls sie im Schacht weiter nach oben kletterte, statt zu Steward in den Tunnel zu kriechen.
Der Schacht der Drohne endete direkt über
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