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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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von Fußtruppen dorthin geschickt worden waren, statt uns zu helfen. Wir mußten von dem leben, was wir fingen oder in den Tunnels fanden. Oder uns in den Fässern züchten konnten.
    Wir haben ihnen aber trotzdem noch Schläge versetzt. Aus den Tunnels heraus. Im Schutz der Stürme haben wir Angriffe auf isolierte Posten geflogen. Manchmal haben wir nur angegriffen, um ihnen ihre Nahrung wegzunehmen. Wir mußten alle töten, die sich ergaben. Wir hatten weder Platz noch etwas zu essen für sie. Wenn gegnerische Verstärkungen hinter uns her kamen, haben wir uns in den Tunnels versteckt.«
    Griffith zitterte jetzt. Seine Hände bebten, und das Bier spritzte an den Seiten der Flasche hoch. »Sie konnten uns nicht aus unseren Löchern rauskriegen. Es hätte zuviel gekostet, uns auszubuddeln. Da fingen sie an, Gas gegen uns einzusetzen. Gelenkte Vernichtungsgeschosse. Und biologische Waffen.« Tränen strömten Griffith übers Gesicht. Er schluckte schwer. »Dann brach alles zusammen. Da wußten wir alle … daß man uns geopfert hatte. Daß Kohärentes Licht nicht zurückkommen würde, um uns zu helfen.«
     
    Die warme Nacht schien voller Klang und Licht zu sein. Todo-Musik pulsierte aus den kleinen Läden, die dicht an dicht an der breiten Metallstraße standen; die Körper derjenigen, die darauf herumliefen, die Kristallfenster und bunten Hologramm-Displays, die lautlos über den Gehwegen aufragten, spiegelten sich in ihr. Steward trug eine kohlschwarze Jacke über einem schwarzen T-Shirt mit einem Flüssigkristall-Display vorne drauf, das den Text von Jack Totems Gedicht ›551‹ in siebeneinhalb Zentimeter hohen Regenbogen-Buchstaben über seine Brust laufen ließ …
    »Unsere Zungen sind Elektronen, die das Silikonherz Amerikas schmecken.« Magie. Eine Zauberformel. Sie beschwor die hiesigen Dämonen herauf und rief sie zu Stewards Hilfe.
    Er näherte sich seinem Treffpunkt in nach innen laufenden Spiralen, während er ein Gefühl für diese Stadt zu bekommen suchte, für die Beziehungen, die es hier gab, und für ihren Lebensrhythmus. Er konnte keinem der Einheimischen das Wasser reichen, was sein Wissen betraf, aber vielleicht konnte er ein kleines Stück des Silikonherzens dieser Stadt schmecken, genug, damit es ihm einen Anhaltspunkt gab, wie die Dinge hier liefen. Er ging auf Tennisschuhen mit roten Bommeln an den Seiten; er hatte nicht widerstehen können, sich diese Schuhe in seiner letzten Stunde in Arizona zu kaufen. Eine Erinnerung daran, wo er gewesen war und warum er hier war.
    Er spürte das Gewicht des Päckchens in seiner Tasche und überlegte, ob er es zum Treffpunkt mitnehmen sollte oder nicht. Griffith hatte behauptet, es sei sicher. Es konnte Griffith bei den Leuten, mit denen er zusammenarbeitete, etwas kosten, wenn er einen mißtrauischen Eindruck machte.
    Er ging die helle, spiegelnde Straße entlang und wog die Dinge in seinem Kopf ab.
     
    Griffith lag auf dem Bett. Er rauchte und starrte an die Decke. Sein Atem ging jetzt leichter. Der Schüttelanfall war vorbei. »Eine Botschaft kam durch. Von Colonel de Prey. Er befahl Singh, mit Fernem Ranger und Gorky ein Bündnis gegen Magnus und OutVentures zu schließen. Befahl uns, in die Offensive zu gehen. Sie wußten daheim nicht mal, daß Gorky gar nicht gelandet war.
    Wir lebten hinter biologischen Sperren, unten in den Tunnels. Die Nahrungsfässer waren vergiftet worden. Jedesmal, wenn wir nach draußen gingen, mußten wir unsere Schutzanzüge tragen. Wir mußten ununterbrochen darin leben. Die Leute wurden krank und starben. Es waren nur noch rund tausend Mann von den Fußtruppen übrig, und sie hatten ihre gesamte schwere Ausrüstung verloren … Sie waren jetzt nur noch Guerillas, genau wie die Eisfalken, nur nicht so gut ausgebildet. Ferner Ranger war noch schlimmer dran als wir. Singh beschloß, seine Instruktionen zu befolgen. Sie – der Captain – Sie haben dagegen argumentiert. Haben ihm erklärt, daß Kohärentes Licht Monate vom Schauplatz entfernt war und über die Lage einfach nicht Bescheid wissen konnte. Aber Singh vertraute dem Colonel; er sagte, KL müsse seine Entscheidung auf Faktoren begründet haben, die wir nicht kennen würden, daß möglicherweise Hilfe unterwegs sei, oder daß es Bündnisse gäbe, von denen wir nichts wüßten und die für uns arbeiteten.«
    Er drehte sich zu Steward um. Steward sah das Wiedererkennen in seinen Augen, spürte, daß er nicht mehr mit sich selbst oder mit Steward redete, sondern mit

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