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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Lebensstil.«
    Ein Straßenkarneval der NeoImagisten brodelte in einer der Straßen. Verdrossene Mädchen in Brokat verteilten Druckschriften. Sie gehörten zu einer Tochtergang, vermutete Steward. Schaubilder – live und auf Holo – zeigten orbitale Wohnsatelliten der zweiten Stufe, lächelnde Leute, schlanke, für den Raum modifizierte Null-g-Menschen und Modelle der DNS-Helix, die man selbst zu neuen Konfigurationen umändern konnte.
    Das Pink Blossom-Logo rotierte über der Straße. Ein Großunternehmen, das einen Beitrag zur Sache leistete.
    »Wir bauen die menschliche Rasse um«, sagte die Stimme. Sie war weiblich und freundlich, aber gebieterisch. Ein Software-Konstrukt, dazu gedacht, Aufmerksamkeit zu erregen und Vertrauen zu erwecken.
    Darwin-Tage. Steward dachte an Menschen auf Glastürmen, die Fenster ins Nichts schleuderten, unbewußte Agenten der Evolution. Auf ihre eigene, respektlose Weise bauten sie die menschliche Rasse um – was das Herumpfuschen am Gen-Pool anging, kam das der Sache so nahe, wie Steward ihr je kommen wollte.
     
    »Der Captain wußte, daß Magnus Outward Ventures ziemlich bald angreifen würde, und zwar im Bündnis mit Derrotero. Also ließ er Magnus wissen, daß er sich ihnen anschließen würde, und während er mit Magnus Pläne schmiedete, stellte er heimlich eine Verbindung zu OutVentures her und informierte sie genau, was Magnus vorhatte. Magnus bemerkte, daß OV ihre Vorbereitungen traf, und beschleunigte seinen Plan. Dann hielten wir uns einfach zurück, während sie einander zuvorkamen. Sie sprengten sich gegenseitig in Stücke, während wir uns in den Tunnels versteckten. Wir machten nicht mit. Wir waren fortwährend unterwegs, versetzten dem Feind kleine Nadelstiche und klauten ihm Ausrüstung, damit wir überleben konnten. Wenn sie uns in den Tunnels verfolgten, überfielen wir sie aus dem Hinterhalt und kamen dann woanders wieder nach oben. Der Captain nannte es ›die Toten fressen‹.«
     
    Über der Theke lief ein Hologramm. UNSER GESCHÄFT BERUHT AUF VERTRAUEN, lautete der Text. WIR VERTRAUEN DARAUF, DASS SIE IM VORAUS BEZAHLEN. Im Türrahmen war ein moderner Scanner angebracht, der alle Waffen entdecken würde, die nicht wirklich in den Körper implantiert waren. Von der Decke hingen Präzisionslaser herab.
    Auf dem Schild draußen stand KREDITE, SPORTARTIKEL. Über dem Inneren stand unsichtbar Pfandleihe.
    Vertrauen, dachte Steward. Ganz recht.
    Eine dünne Frau von etwa dreißig Jahren mit ungesunder Haut stand hinter der Theke. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Monodraht«, sagte Steward und zeigte darauf. »Den Officier Suisse.«
    Bei seiner französischen Aussprache blickte sie auf, dann griff sie hinter die Theke und nahm die Waffe heraus. Sie hatte ungefähr die Form und die Größe eines Springmessers. »Warten Sie 'ne Sekunde«, sagte sie. »Muß auf den Totmann treten. Bleiben Sie in den Klebstreifen!«
    »D'accord«, sagte er.
    Sie trat hinter ein durchsichtiges Plastikschild und stellte den Fuß auf einen Knopf am Boden. Wenn der Druck nachließ, würden ihn die Hauslaser im Bruchteil einer Sekunde in Stücke schneiden.
    Steward vergewisserte sich, daß er in einem mit Klebeband auf dem Fußboden markierten Drei-Meter-Quadrat stand, drückte die Einschalttaste am Ende des Drahts und legte dann den Daumen-Kippschalter um. Der stabilisierte Monofildraht mit dem kleinen Bleigewicht an der Spitze schob sich etwa fünfundsiebzig Zentimeter weit aus dem Griff. Steward ließ das Schwert durch die Luft pfeifen.
    Es machte nicht das geringste Geräusch.
    Steward legte den Daumenschalter wieder um, und der Monofildraht verlor seine Straffheit und hing durch sein Gewicht vom Griff herab.
    »Ich übernehme keine Verantwortung dafür, was als nächstes passiert, Jack«, sagte die Frau. »Wenn du dir den eigenen Kopf abschneidest, hab' ich nichts damit zu tun.«
    Steward begann die Peitsche zu bewegen, zuerst vorsichtig, bis seine Reflexe zurückkamen. Eisfalken-Reflexe. Als Canard hatte er sich nie getraut, diese Dinger auszuprobieren. Die Möglichkeit, sich mit der unberechenbaren Waffe selber Schaden zuzufügen, war zu groß.
    Er begann sich schneller zu bewegen, wirbelte das Drahtseil durch lange Bögen, wechselte von der Peitsche zum Schwert und wieder zur Peitsche. Die Frau sah ausdruckslos zu.
    Er schaltete den Monodraht ab und legte ihn wieder auf die Theke. Er trat zurück. Die Frau deaktivierte den Totmann.
    »Wie geht er durch

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