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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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populär zu sein, die Nase abzuflachen, eine Änderung, die das gesamte Gesicht zu einer Leinwand für Tätowierungskünstler machte. Ganze Köpfe waren mit monochromen Schaltdiagrammen, mathematischen Formeln und städtischen Wolkenkratzern bedeckt.
    Steward fühlte, wie seine Nerven kribbelten. Etwas in ihm wollte weg von hier. Er widerstand dem Impuls, seine Schritte zu beschleunigen. Diese Leute waren beunruhigend.
    Ein kurzlebiges Phänomen, sagte sich Steward. Dieser extravagante Stil der Selbstverstümmelung würde nicht genug Leute ansprechen, um dauerhaft zu sein. Aber solange es ihn gab, würde er starken Einfluß haben.
    Er spürte wieder das Gewicht des Thunders in seiner Tasche und kam zu einem Entschluß. Er würde nicht mit etwas, das hundert Starbright-Riesen wert war, in einen Club voll solcher Leute gehen. Er begann sich nach einer Sicherheitsdepot-Gesellschaft umzusehen, die die ganze Nacht geöffnet hatte.
    Die Typen waren überall. Es sah so aus, als gäbe es hier viel für sie zu tun.
     
    Griffiths Augen waren geschlossen. Er lag wie ein Toter auf seinem Bett, die Arme und Beine gespreizt. Seine Stimme war jetzt leise. Steward mußte sich anstrengen, um sie zu hören.
    »Unsere Offensive brach nach zwei Tagen zusammen«, sagte Griffith. »Ferner Ranger war noch schlimmer dran als wir und konnte uns nicht richtig unterstützen. Der Konterangriff hat uns fertiggemacht. Wir verloren fast zweitausend Mann und die letzten schweren Waffen, die wir noch hatten. Das Kommando des Captains war das einzige, das mehr oder weniger intakt überlebte. Er verweigerte Befehle, um das zu schaffen. Wir überfielen unsere ersten Ziele und flohen dann in erbeuteten Flugzeugen, bevor der Konterangriff losging. Wir stahlen ein paar biologische Waffen und drangen in eine ihrer Kommandozentralen ein, indem wir ein paar falsche Codes benutzten, die wir erbeutet hatten, warfen die Bakterien in jeden Ventilator, den wir finden konnten, und flogen wieder weg. Stippangriffe eben. War im Grunde das einzige, was wir tun konnten. Es dauerte Wochen, bis wir wieder dort waren, wo Singh seine Befehlszentrale aufgeschlagen hatte. Manchmal frage ich mich, ob der Captain je vorgehabt hat, zurückzukehren; Singh hatte die Offensive nämlich in Gang gehalten, so lange er konnte, und der Captain befolgte einfach die Befehle nicht. Vielleicht hoffte Singh, daß Gorky zurückkommen und uns helfen würde.
    Aber dann kamen neue Instruktionen von Colonel de Prey. Kohärentes Licht war zu dem Schluß gekommen, daß Magnus bereit war, OutVentures in den Rücken zu fallen. Wir bekamen den Befehl, uns Derrotero und Magnus zu einer neuen Offensive anzuschließen. Selbst mit vereinigtem Oberkommando hatten wir nur noch rund achthundert Mann übrig. Der Captain hatte fünfzig, die mit ihm zusammengewesen waren. Die Fußtruppen, Nachschubleute und Wissenschaftler waren entweder zu uns gestoßen oder ums Leben gekommen. Der Winter mußte bald zu Ende sein, aber noch gab es nicht das geringste Anzeichen dafür.«
    Griffith schüttelte den Kopf. »Es gab einen neuen Streit mit Singh. Er wollte nicht nachgeben. Er sagte, er hätte Vertrauen. KL wüßte, was sie täten. Diesmal wollte der Captain auch nicht nachgeben. Er riß das Kommando an sich. Übernahm es einfach. Es gab niemand mehr, der Major Singh folgen wollte.«
    »Einfach so«, sagte Steward. Seine eigene Stimme klang laut in dem stillen Apartment. Unangemessen. Er dachte über Sing nach. Intelligent. Hart. Kein Mann, mit dem man gut auskam, sondern ein Kämpfer. Hartnäckig. Steward konnte sich nicht vorstellen, daß Singh einfach so aufgegeben haben sollte.
    »Nein, nicht einfach so.« Griffith schlug die Augen auf. Er starrte an die Decke. Steward konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen.
    »Ich war dabei«, sagte Griffith. »Ich stand direkt hinter dem Captain, als er die Pistole zog und Major Singh in den Kopf schoß. Dann hielt ich den Stab mit meinem Gewehr in Schach, während die Leute entwaffnet und dann aufgeteilt und zu anderen Einheiten geschickt wurden. Ich … ich sah keinen anderen Weg. Der Wirbelwind hatte uns damals schon erfaßt, und Singh versuchte dagegen anzukämpfen. Er begriff nicht, daß sich alles geändert hatte. Da hat sich der Captain selbst befördert. Danach war er der einzige Offizier, den wir hatten. Der einzige, den wir brauchten. Er hat uns durchgebracht.«
    »NeoImagerie«, sagte eine aufgezeichnete Stimme. »Mehr als eine Philosophie. Mehr als ein

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