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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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wie einen Insektenschwarm ausgelöscht haben, besonders nach dem, was wir auf ihrem Planeten angerichtet hatten. Der war total hinüber – mit Kratern gespickt, ausgeraubt und vergiftet. Aber sie kümmerten sich um uns. Gaben uns von ihrer eigenen Nahrung zu essen, verteilten die ganzen Medikamente und Kleidungsstücke von der Erde, die noch übrig waren. Sie fragten uns sogar, wie wir uns der Toten entledigten. Es war wichtig für sie, es richtig zu machen. Zuerst hatte ich Angst vor ihnen. Wie sie aussehen, wie sie sich bewegen, was für Geräusche sie machen – wie dissonante Orgelmusik. Wir hatten eigentlich noch keine Möglichkeit der Kommunikation. Aber schließlich wurde mir klar, daß sie besser waren als wir. Am Ende des ersten Monats wollte ich nirgendwo anders mehr sein. Viele von uns haben so reagiert.
    Als wir zurückkamen, gab es kein Kohärentes Licht mehr. Die Leute, die für ihre Politik verantwortlich waren, saßen im Gefängnis. Niemand war für uns verantwortlich, es gab keine Firmenkrankenhäuser und keine Beihilfen. Wir lagen auf der Straße. Und wir fanden heraus, daß man uns verkauft hatte.
    KL hatte gar nicht vorgehabt, zu gewinnen. Die Eisfalken waren sowas wie ein Faustpfand gewesen, das KL einsetzte, um bei anderen Unternehmen Einfluß zu erlangen. Kohärentes Licht war zu dem Schluß gekommen, daß Fernes Juwel die größte Chance hatte, Kontrolle über eins der anderen Systeme zu gewinnen, also ließen sie Fernem Juwel ihre gesamte logistische Unterstützung zuteil werden, um einen Anteil an der Beute zu bekommen. All die Angriffe, die man uns befohlen hatte, sollten nur die Feinde von Fernem Juwel im Sheol-System binden, damit sie nicht woanders gegen Fernes Juwel kämpfen konnten. Als ich das rausfand – tja, da hatte ich die Schnauze voll von der Menschheit. Als wir zur Erde zurückkamen, fing ich wie viele andere an, für die Mächte zu arbeiten. Ich wurde als Übersetzer eingestuft, aber ich hatte im Grunde nicht die Fähigkeiten dazu. Dann verließen die Mächte den Planeten, und ich war arbeitslos. In gewisser Weise war der Verlust der Mächte schlimmer als Sheol. Ich weiß nicht, wie ich's erklären soll. Ich lag eine Woche krank im Bett. Buchstäblich krank.«
     
    Durch eine Seitenstraße und eine Gasse. In das Machtgebiet einer anderen Gang, aber im Zickzack, um nicht in ihr Sichtfeld zu geraten. Steward langte in seine Einkaufstasche, holte den Monodraht heraus und stopfte ihn in eine Jackentasche. Er schaltete das Kristalldisplay auf seinem T-Shirt ab, um nicht so aufzufallen. Er warf einen Blick nach hinten.
    Die großen Jungs bewegten sich jetzt schneller, saugten die Straße mit ihren langen Schritten und ihren schweren Stiefeln auf. Seine Ausweichmanöver waren ihnen nicht entgangen, was für gute Scanner in ihrem Augenmaterial sprach. Am Eingang des Clubs waren sie stehengeblieben, um Scheine in den Waffendetektor zu stecken, und Steward wollte nicht wissen, womit sie herausgekommen waren. Vielleicht sogar mit Schußwaffen.
    Jetzt, wo der erste Schock vorbei war, ließ Steward sich vom Adrenalinstoß tragen. Bewegte sich leichtfüßig, mit einem flüssigen Gefühl in seinen Armen und Beinen. Bereit für Zen.
    Eine andere Gasse. Diese war aus altem Beton, T-förmig, mit einer rechtwinkligen Biegung. Es gab überhaupt kein Licht. Steward begann zu rennen, um Abstand zwischen sich und seine Verfolger zu legen, bevor sie um die Ecke bogen. Die warme Sommerluft brannte in seiner Kehle, während er rannte. Er näherte sich der T-Kreuzung, schlitterte beiseite und duckte sich hinter einen Mülleimer. Eine klamme Ziegelwand krachte ihm in den Rücken und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Er legte die Monopeitsche neben sich auf den Beton und griff dann nach den nautischen Leuchtkugeln in der Tasche. Ihre Oberfläche lag kühl in seinen Handflächen. Er hielt eine in jeder Hand und wartete.
    Schwere Schritte, die schnell näherkamen und dann langsamer wurden. Gutes Augenmaterial also. Sie hatten die Ausstrahlung von Körperwärme und warmem Atem hinter einem Mülleimer gesehen und wußten, daß er es war. Er zog die Beine an und hielt sich sprungbereit. Die vorsichtigen Schritte kamen näher. Zehn Meter? Acht? Fünf?
    Steward fühlte, wie sich in seinem Nacken Schweiß sammelte.
    Er kratzte mit den Zündhütchen über den alten Beton, sah, wie sie sich entzündeten, und warf sie in die Gasse, auf seine Verfolger zu, gerade als Feuer und Rauch herauszuschäumen begannen. Er

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