Die Stimme des Wirbelwinds
hörte zwei Schreie, als IR-Scanner von plötzlicher thermischer Hitze überlastet wurden.
Steward schnappte sich die Monopeitsche und sprang. Orangeroter Rauch strömte in die Gasse. Die großen Jungs bewegten sich schnell und schlugen bereits blindlings zu, weil sie wußten, daß er da war. Einer von ihnen hatte ein Nervenschwert, der andere irgendeine kurze Handwaffe. Aufgerüstete Reflexe, eine Verbindung von Fadenimplantaten und aufgeladenen Nerven, ein Tempo, bei dem Steward nicht mithalten konnte.
Er schlug nach dem Gesicht desjenigen, der ihm am nächsten war, wickelte ihm den Draht um den Kopf und zog. Ein Kreischen, und Blut spritzte in den Rauch. Der andere war in dem aufwallenden orangeroten Nebel verschwunden. Das Nervenschwert summte dicht neben seinem Kopf, und er duckte sich. Er schlug wieder mit der Peitsche zu, fühlte, wie sie sich um irgend etwas schlang, und drückte auf den Schalter. Das Drahtseil hätte sich zu einem Schwert strecken und durchschneiden sollen, worum es sich gewickelt hatte, aber da war ein Widerstand. Vielleicht hatte es sich um ein Rohr geschlungen, um irgend etwas, das zu stark war, um sich durchschneiden zu lassen.
Schreie prallten von den Ziegelwänden zurück. Tränen füllten Stewards Augen. Er drückte wieder auf den Schalter, aber der Draht wurde ihm aus der Hand gerissen, und er ließ sich in einem reinen Reflex nach hinten fallen, als das Nervenschwert durch die Stelle sauste, an der er eben noch gestanden hatte. Steward zog sich weiter zurück, fand mit der Hand eine Mauer, folgte ihr bis zu einer Ecke und schob sich geduckt herum. Er war aus dem Rauch heraus und konnte wieder atmen. Er sog die heiße Sommerluft in sich hinein, lief langsam weiter, damit er nicht über irgend etwas stolperte, und wischte sich die tränenden Augen. In ganz Los Angeles gab es nicht genug Luft, um seine schmerzenden Lungen zu füllen. Schreie verfolgten ihn, als er weiterlief.
Er langte in die Tasche und warf eine weitere entzündete Leuchtkugel hinter sich. Er konnte allmählich wieder sehen. Am Ende der Gasse flackerte heller Lichtschein auf.
Steward platzte in eine Straße heraus. Lichter blendeten ihn. Das Pink Blossom-Logo drehte sich über ihm.
Darwin-Tage, dachte er. Wirbelwind-Tage.
Direkt vor ihm stand ein Taxi. Es war das einzige, das er in der ganzen Stadt gesehen hatte. Er tauchte zur Tür und rief die Adresse seines Hotels.
Hinter ihm kam der dünne Junge aus der Gasse. Der Monodraht war noch um den gepanzerten Ärmel seiner Jacke gewickelt. Er wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab und starrte auf die hellen Lichter des Karnevals.
Das Taxi war bereits außer Reichweite.
»Ich hab' den Captain nie wiedergesehen. Er hatte Natalie, zu der er zurück konnte, und ich hatte nichts dergleichen. Schließlich fand ich einen Job, heiratete und versuchte, diese Kinder zu bekommen. Meine kaputten Chromosomen machten mir viel mehr aus als meiner Frau. Sie zuckte nur gewissermaßen die Achseln und sagte okay, keine Kinder. Aber ich wollte was Neues anfangen, etwas, das nicht vergiftet war. Ich fiel ständig auseinander, und meine Frau setzte mich dauernd wieder zusammen. Schließlich gab sie's auf. Ich kann's ihr nicht verdenken. Sie hat mir viel mehr gegeben, als ich ihr je gegeben habe.«
Griffith verstummte. Er hatte die Arme über die Augen verschränkt. Steward erhob sich langsam von seinem Stuhl und spürte, wie Blut in seine erwachenden Gliedmaßen strömte. Ihm war schwindlig. Dann ließ das Schwindelgefühl nach. »Danke«, sagte er.
»Wenn's jemand anders als Sie gewesen wäre, Captain«, sagte Griffith, »hätte ich ihm geraten, sich zu verziehen. Aber … ich war's Ihnen schuldig, schätze ich.« Seine Stimme war farblos, ohne jede Emotion. Er schüttelte blind den Kopf. »Wieviel Uhr ist es?« fragte er.
»Zwei.«
»Scheiße. Um halb zwei hatte ich eine Vertreterversammlung.« Er setzte sich aufrecht hin und griff nach dem Telefon.
»Tut mir leid.«
»Meine eigene Schuld, verflucht noch mal! Gottverdammt!«
Steward spürte das Päckchen an seinen Rippen. Er brachte sich selbst hinaus, während Griffith am Telefon saß, ging zu Fuß zu Ardalas Wohnöko und schloß auf. Er wollte eine Weile allein sein.
Er saß mit gekreuzten Beinen auf dem Bett und dachte über Sheol nach: der Wind, der über die langen Prärien peitschte und Schnee über die Eingänge zu den alten, engen Tunnels streute … Menschen, die in reflektierenden Tarnanzügen, deren
Weitere Kostenlose Bücher