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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Spiegelbild seiner selbst zu werden, wie er da auf dem Bett lag, mit ausgebreiteten Armen und Beinen und geschlossenen Augen. Im Zentrum, in der Luft.
     
    Griffith sah aus, als ob er Grippe hätte. Seine Augen waren rot, und seine Nase lief. Er zitterte. Jedesmal, wenn er einen Zug von seiner Zigarette zu nehmen versuchte, begann er unkontrolliert zu husten. Er hatte sich nicht einmal dazu aufgerafft, Frühstück zu bestellen, sondern nur Kaffee. Die stämmige Kellnerin schaute drein, als ob sie ihm die Knochen aus dem Rücken reißen wollte.
    »Hier.« Griffith schob einen Kreditstachel über den Tisch. »Zweitausend Starbrights, plus fünfhundert. Nennen wir's Risikozuschlag, okay?«
    »Danke.« Steward nahm den Stachel und ging zum Münzfernsprecher bei der Toilette. Er warf eine Münze ein, steckte den Stachel hinein und überwies die Dollars auf ein Konto, das er bei der Canyon State Insured eröffnet hatte. Eine Minute später rief er wieder an, um sich zu vergewissern, daß das Geld auf dem Konto lag und nicht verschwunden war und daß sein Paßwort funktionierte. Die Bank-Software der Canyon State schloß etwas Derartiges eigentlich aus, aber bekanntlich war ja schon alles mögliche vorgekommen.
    Steward kam zu dem Schluß, daß mit Griffiths Geld alles stimmte, selbst wenn sein Wissen um seine Geschäftspartner ein bißchen zweifelhaft war.
    Er kehrte zum Tisch zurück. Griffith hustete wieder.
    »Vielleicht sollten Sie lieber mal in einen neuen Körper investieren«, sagte Steward.
    Griffith machte ein finsteres Gesicht. »Das ist teuer.«
    »Sieht so aus, als ob Sie noch andere Einkommensquellen hätten.«
    »Rinnt mir alles durch die Hände, Kumpel! Ich hab' Unkosten, Bestechungsgelder … Scheiße. Ich will jedenfalls nicht drüber reden.«
    Steward langte in seine Tasche und nahm einen Stachel von seinem Stachelring. »Hier. Der Laden heißt SourceBank. Er ist auf der Winnetka, und der Code lautet MALAFIDES.«
    Griffith klopfte seine Taschen nach einem Stift ab. »Ich schreib's mir lieber auf.« Er schrieb es auf seine wiederverwendbare Plastikserviette und steckte sie in die Tasche. Die Kellnerin funkelte ihn von der anderen Seite des Raumes aus an.
    »Ich werde den Rest des Tages im Bett bleiben«, sagte er. »Und morgen fliege ich ab. Aber ich versuche trotzdem noch, meine Freundin bei Starbright anzurufen.«
    »Ich weiß das zu schätzen. Danke.«
    Steward schlürfte seinen Kaffee, spürte, wie die Lichter in seinem Körper in langen Reihen langsam auf Grün schalteten, und hoffte, daß Griffiths Frau bei Starbright eine bessere Freundin war als die Leute, die er in LA kannte.
     
    Steward lag ohne Hemd und mit über den Kopf erhobenen Armen auf dem Boden von Ardalas Apartment. Er war gerade von einem Spaziergang draußen zurückgekommen, und das schien die beste Methode zu sein, mit der Hitze fertigzuwerden. Schwache, kühle Luftmuster regten sich auf seiner Brust. Der Außerirdische Inquisitor brabbelte ihn aus dem Video an.
    Einer von Ardalas Reinigungsrobotern kam am Boden auf ihn zu, spürte seine Gegenwart und wandte sich ab. Er rauschte in eine von Ardalas abgelegten Jeans hinein, überlegte einen Moment, drehte sich wieder um und fuhr den Weg zurück, den er gekommen war. Steward fand, daß er sich inzwischen an solche Situationen gewöhnt haben müßte.
    Die Tür ging auf, und Ardala kam herein. Sie stellte ihren Aktenkoffer in den Flur, blieb vor Steward stehen und bückte sich, um an den Riemen ihrer hochhackigen Schuhe herumzuzupfen. Er sah in ihr finsteres Gesicht hinauf.
    »Lightsource ist 'ne komische Firma«, sagte sie. »Die stellen niemand ein. Ich hab' kein Material über sie.«
    »Dann ist sie halt klein«, sagte Steward.
    Sie schleuderte einen Schuh von sich und begann mit ihren Zehen am anderen herumzurubbeln. »Jedenfalls ist sie in Privatbesitz. Soviel hab' ich rausbekommen. Und sie sitzt in Los Angeles.«
    Sie schleuderte den anderen Schuh weg. Er landete vor dem Reinigungsroboter, der einen Moment lang überlegte und sich dann in eine andere Richtung bewegte.
    »Sie führen wirklich Beratungen über Kommunikationsprobleme durch«, sagte sie. »Ich hab' einen Freund von mir angerufen, der bei Macrodata arbeitet, und ihn gefragt.«
    »Danke«, sagte Steward.
    »Und warum hat dich dein Freund dann mit einem Päckchen zum Sitz seiner eigenen Firma geschickt? Er hätte es selber abliefern können.«
    »Vielleicht hatte er's eilig. Vielleicht wollte er mir einen Gefallen

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