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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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der Bühne bückte sich der Junge gerade, um sich eine Nadel durch den Fuß zu stechen. Seine Finger waren glitschig von Blut, und er hatte sich schlimm zugerichtet. Sein Kopf war gesenkt, vom Mike abgewandt, und seine Stimme war leiser geworden, aber er redete noch.
    Das Mädchen an Spasskys Arm besah sich die Show mit Interesse. Steward sah blaue Flecken um ihre Augen herum, die Überbleibsel kürzlich erfolgter chirurgischer Eingriffe.
    Er sah Spassky an. »Hast du meine Starbrights?«
    Spassky nickte. Er schob seinen Stuhl zurück. »Gehen wir zu mir. Ich hab' sie dort.«
    Steward schüttelte darauf den Kopf. »Wir regeln die Sache an einem öffentlichen Ort. So lautet die Vereinbarung.«
    Spassky sah ihn sonderbar an, als ob er neue Einstellungen in seiner Brille wählte, um Steward auf so vielfältige Weise wie möglich zu betrachten.
    »Ich hab' das Geld nicht dabei.«
    »Vielleicht hab' ich das Päckchen auch nicht dabei«, sagte Steward.
    Der Junge auf der Bühne begann schwer zu atmen. Der Schmerz machte seine Stimme rauh.
    »Du und Griffith«, sagte Spassky, »ihr seid beide zu alt für dieses Geschäft.«
    »Hast du das Geld oder nicht?« fragte Steward.
    »Komm mit zu mir, dann geb ich's dir.«
    »Leck mich!« sagte Steward. Er stieß seinen Stuhl zurück. Die beiden großen Jungs taten es ihm nach. Steward stand auf und starrte in ihre flachen, tätowierten Gesichter.
    Spassky sah ihn immer noch sonderbar an, als ob Steward eine Videoshow wäre, die er nicht ganz begreifen würde.
    »Das ist meine Stadt, Kumpel«, sagte er.
    Steward drehte sich um und ging langsam weg. Blitze tanzten durch seine Nerven. Eine Adrenalinwelle traf ihn, und seine Hand zitterte, als er nach seinem Schein langte, durch die Detektoren ging und ihn dann in die Maschine steckte.
    Keine Taxis in dieser Stadt. Keine Zeit, eins zu rufen. Er sah nach hinten, durch die offene Tür.
    Der fette und der hagere Junge folgten ihm. Sie ließen sich Zeit. Das hier war immerhin ihre Stadt. Er sah Scheine in ihren Händen; sie waren im Begriff zurückzuverlangen, was an der Tür aufbewahrt wurde.
    Hinter ihnen schluchzte der pastellblaue Junge auf der Bühne, während er sich eine Nadel durch die Vorhaut trieb.
    Die Maschine spuckte Stewards Tasche aus. Er nahm sie und rannte los.
     
    Griffith war blaß. Er wirkte wie ausgetrocknet: blutleer, ohne Emotionen und Gefühle. »Dann kamen die Mächte, und alles war vorbei. Es war ein ganzer Haufen von ihnen, die sich da in Bewegung gesetzt hatten. Hunderte von Schiffen, und zwar große. Die Gorky-Schiffe im System wagten nicht, irgendwas gegen sie zu unternehmen. Sie zogen einfach ab und machten, daß sie wegkamen. Ließen uns auf dem Boden zurück.« Seine Hände zitterten wieder. Er griff nach einem Taschentuch, putzte sich die Nase, stand dann auf und ging ins Badezimmer. Steward hörte Wasser laufen. Als Griffith zurückkam, sah er besser aus; er hatte wieder Farbe im Gesicht. Er setzte sich in den Stuhl neben dem stummen Video und atmete ein paarmal tief durch.
    »Dann brachten der Captain und die Eisfalken ihr Showdown. Der Captain wollte nicht zurückkommen, wollte nicht zugeben, daß es vorbei war. Wir erklärten ihm, daß dies das Ende sei, daß wir nicht gegen eine ganze Rasse von Aliens kämpfen würden. Er war wie ein Verrückter – setzte sich mit allen Mitteln dafür ein, daß der Krieg weiterging. Er war zum Wirbelwind geworden und wollte nicht, daß der Wirbelwind aufhörte. Ich dachte, es würde wieder genauso wie bei Major Singh sein, daß wir's dort auf der Stelle austragen würden. Aber dann ist mir was eingefallen, wie ich ihn rumkriegen und zu Verstand bringen konnte. Ich erklärte ihm, wenn wir weiterkämpften, würde er Natalie nie wiedersehen.« Griffith holte Luft und ließ sie langsam wieder heraus. »Damit kriegte ich ihn rum«, sagte er und ließ den Kopf hängen. »Er legte die Pistole hin und ging weg, in sein kleines Befehlszentrum zurück. Ich sah, daß er weinte. Ein paar Minuten später kam er wieder raus und befahl uns, unsere Codes zu vernichten und unsere Waffen zu zerstören. Dann fuhren wir dorthin, wo die Mächte warteten.« Er gab ein kurzes Lachen von sich. »De Lopez war da. Der Typ mit der Atombombe auf dem Mond. Er hatte einfach monatelang in seinem Tunnel gehockt und sich den Krieg im Radio angehört. Er war fett und gesund, und er lachte … Er sah uns an, als ob wir eine andere Spezies wären.
    Ich weiß nicht, warum die Mächte uns nicht einfach

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