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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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konnte. Als Steward eintrat, saß Cairo auf der von Klebeband zernarbten Sitzfläche eines Salonsessels und trank Kaffee aus einem Ballonbecher. Steward machte in der niedrigen Schwerkraft große Sprünge, bekam seinen Schwung unter Kontrolle und ließ sich langsam und beherrscht in einen anderen Sessel sinken.
    »Sie wollten mich sehen?« sagte er.
    Cairo sah ihn mit dunklen, aufmerksamen Augen an. »Steward«, fragte sie, »haben Sie seelische Probleme?«
    Verblüffung sickerte langsam unter Stewards Haut. Einen Moment lang fragte er sich, ob das Hintergrundgeräusch hier signifikant angewachsen war, ob diese Frage in einem Zusammenhang stand, der ihm entgangen war. »Nein«, antwortete er.
    »Taler hat mich zum Moraloffizier hier gemacht«, erklärte Cairo. »Das heißt soviel wie politischer Kommissar. Ich bin zuständig für ideologische Indoktrination und Selbstkritik-Sitzungen.«
    »Ich bin ein Angestellter von Starbright, nicht von Taler«, sagte Steward. »In unserem Vertrag steht, daß ich mir Ihre Vorträge nicht anhören muß.«
    Ärger flackerte in Cairos Augen auf. »Ich kann Verträge lesen«, sagte sie.
    »Ich dachte bloß, ich sollte es noch mal betonen.«
    »Ich habe Sie nicht aufgefordert, zu den Sitzungen zu erscheinen. Aber es wird von mir verlangt, darauf hinzuweisen, daß es sie gibt. Nur für den Fall, daß Sie seelische Probleme haben und Anleitung und Verständnis brauchen.«
    »In Ordnung«, sagte Steward. »Danke.«
    Cairo zeigte auf einen Dokumentenbeutel nahe bei Stewards Kopf. Er war mit Papieren gefüllt, die von Klettband festgehalten wurden. »Das ist freikonomizistische Literatur«, sagte sie. »Steht Ihnen jederzeit zur Verfügung. Niemand sagt, daß Sie's lesen müssen, aber es ist da, wenn Sie möchten.«
    »Ich nehme an, ich kann mir auch Filme aus der Videothek ausleihen.«
    Sie sah ihn ausdruckslos an. »Ich werde dieses Thema nicht wieder zur Sprache bringen. Aber jetzt kann ich den Schein unterschreiben, auf dem steht, daß ich's getan habe, und ein paar Punkte für gute Führung in meinem Dossier bei Taler kriegen.«
    »Wenn Sie wollen, unterschreibe ich Ihnen eine eidesstattliche Erklärung, daß Sie Ihre Sache ganz toll gemacht haben.«
    Ihr Gesicht wurde hart. »In Ihrem Vertrag steht auch, daß Sie während der Beladung nicht anwesend sein müssen. Das heißt also, daß ich jetzt eine Sechzehn-Stunden-Schicht vor mir habe. Wir sehen uns in zwei Tagen.«
    »Vielleicht bringe ich meine Sachen aufs Schiff«, sagte Steward. Er gab sich alle Mühe, nicht wieder zu gähnen. »Ich hab' mein Hotel satt.«
    Cairo zuckte die Achseln. »Wenn Sie wollen. Aber Sie werden Ihr Schiffsquartier in den dreiundvierzig Tagen, bis wir auf Vesta andocken, noch viel satter bekommen.«
    Ein heftiger kalter Strom schwemmte durch Stewards Körper, als sich neurale Flutschleusen jäh öffneten. Jeder Drang zu gähnen verschwand. »Vesta?« sagte er.
    »Fracht mit Dringlichkeitsvorrang. Schwerelosigkeitskristalle. Normale Fracht auch, weil wir noch Platz haben. Risikogut, wenn Sie wollen. Die Bestellungen sind in den letzten vierundzwanzig Stunden eingegangen. Wir ändern unsere Route und fliegen in die Außenregion des Systems, und die Gesellschaft macht 'ne Menge Geld.« Sie lachte. »Sie haben Ihre Nachrichten wirklich nicht abgehört, Steward, stimmt's?«
    »Ich hatte mich total in die Prüfungsunterlagen über das Energiesystem vertieft.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Normalerweise brauchen die Leute ein bißchen länger. Ich hab' keine Ahnung, womit, zum Teufel, Sie sich auf dem Weg nach Vesta die Zeit vertreiben wollen. Vielleicht werden Sie doch was von meiner Literatur lesen müssen.«
    »Es gibt ja immer noch Drogen.«
    Cairo stand auf, wobei sie sich vorsichtig auf die niedrige Schwerkraft einstellte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Wenn ich Sie wäre«, sagte sie, »würde ich vor dem Abflug noch mal richtig feiern.«
    »Werd' ich vielleicht tun«, sagte Steward, aber Cairo war schon dabei, den Salon zu verlassen; sie steuerte auf die Tür zum Laderaum achtern zu und gab nicht zu erkennen, daß sie ihm zugehört hatte.
     
    Stewards Feier entpuppte sich als eine Collegestudentin im vierten Semester namens Torner, die auf Charter einen unfreiwilligen Aufenthalt von achtundvierzig Stunden hatte, bevor sie zur Bergbauschule von Sieben Monde auf Luna weiterflog. Während ihrer ersten vierundzwanzig Stunden auf der Station hatte sie alles gesehen, was es auf Charter zu sehen gab,

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