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Die Stimme des Wirbelwinds

Die Stimme des Wirbelwinds

Titel: Die Stimme des Wirbelwinds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Erinnerung an ihn«, sagte er. »Etwas wird in seinem Namen leben.«
    SuTopo war ein weiteres Opfer des Krieges, dachte Steward, und er war nicht einmal daran beteiligt gewesen. Wie Steward lebte er mit einer Erinnerung an etwas, womit er nichts zu tun gehabt hatte. »Das ist ein schöner Gedanke«, sagte Steward. SuTopo sah Steward über die Schulter an, und seine Augen waren hart. Vielleicht sogar verärgert über etwas, das wie Stewards Urteil über seine Erinnerungen geklungen haben mochte.
    Der Kapitän drehte sich zu ihm um. Er war wieder vollkommen sachlich und nüchtern. Seine Hände wischten über die Vorderseite seiner Jacke und glätteten sie. »Ich hoffe, Sie entschuldigen mich jetzt. Ich muß einen Blick auf Cairos Berichte werfen und die Verstauung der Fracht in den Laderäumen überprüfen.«
    »Aber sicher. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Sir«, sagte Steward.
    Während er mit großen Sprüngen den Korridor zu seinem eigenen Quartier entlangeilte, machte er sich Gedanken über die Existenz gewisser Akten und ihre Verbreitung. Wahrscheinlich gab es über Griffiths Freunde Hunderte von Dossiers, die über die Sicherheitsbüros sämtlicher Polikorps im Raum verstreut waren, und höchstwahrscheinlich war auch der Schachproblem-Code kein solches Geheimnis, wie Griffith glaubte. Gab es in Stewards Akte einen kleinen warnenden Hinweis, einen Code mit der Bedeutung Bekannter Verbündeter von Griffith, möglicherweise Kurier?
    Und dann erkannte Steward in einem einzigen eingefrorenen Moment, wie dumm er gewesen war. Er hatte sich über ein Terminal in einem auf den Namen von Starbright reservierten Zimmer Zugang zu dem Schachproblem verschafft. Falls jemand das überwacht hatte, mußte der Name von Steward als einem der wenigen Starbright-Leute in der Station in knallroten Lettern am Sicherheitspult aufgeleuchtet sein.
    Aber so etwas machte Charter nicht, soweit Steward wußte. Die Station war ein Sieb; die Sicherheitsmaßnahmen auf Charter waren jahrelang ein Witz gewesen, schon als Steward noch bei den Eisfalken gewesen war. Mit Taler war das etwas anderes. Es konnte durchaus sein, daß sie Angestellte von Starbright einer eigenen Sicherheitsprüfung unterzogen, um sicherzugehen, daß die auf Taler-Schiffen arbeitenden Starbright-Leute nichts tun würden, was Taler in eine peinliche Lage bringen konnte, aber sie würden sich wohl kaum damit befassen, verdächtige Schachprobleme auf die abwegige Chance hin zu überwachen, daß jemand, den sie kannten, sich Zugang zu ihnen verschaffen würde. Taler war ungefährlich, dachte Steward. Und SuTopo hielt seine kleine Rede wahrscheinlich jedem neuen Starbright-Mann.
    Steward begann leichter zu atmen. Sein Fehltritt war vermutlich unbemerkt geblieben, aber auf einem echten Polikorp-Wohnsatelliten wie Vesta hätte er fatal sein können. Starbright würde ganz und gar nicht glücklich über einen Angestellten sein, der von einer großen Polikorp Zutrittsverbot bekam; möglicherweise würden sie ihn sogar mit einem Verliererjob – Rekrutierung vielleicht – und lauter negativen Vermerken in seiner Akte zur Erde zurückschicken.
    Dieser verdammte Griffith, dachte Steward. Er hätte mich in den Knast bringen können.
    Nein. Steward korrigierte sich sofort. Ich hätte mich in den Knast bringen können.
    Er gelangte zu seiner Kabine, steckte den Stachel in sein Terminal und stellte eine Zufallsverteilung im Faden her. Wenn sich irgendein Sicherheitsdienst seine Besitztümer ansah, würde er sauber sein.
    Er blickte zu den Wänden hinauf. Überlebensgroße Vulvas sahen ihn lockend an. Er war noch nicht dazu gekommen, die Pornos von den Wänden zu reißen. Seine Erleichterung und Nervosität hatten sich irgendwie mit einem heftigen Verlangen nach Tabak gemischt, und in seinem Mund sammelte sich der Speichel. Er unterdrückte das Verlangen mit aller Macht und versuchte sich auf die Vision zu konzentrieren, wie er frei in der isolierenden Hülle des Vakuums schwebte. Noch vierzehn Stunden, dann würde er helfen, die Born in Richtung zum Gürtel zu beschleunigen, und dann würde ihn niemand mehr einholen.
     
    Flammen loderten in Stewards Geist. Die Born beschleunigte mit stetigen 1,5 g, während sie um Luna herumschoß und sich vom schwachen Gravitationsfeld des Mondes wie ein losgelassener Brummkreisel über die Marsbahn hinaus zum Gürtel schleudern ließ. Die Triebwerke würden noch drei Tage brennen und die ganze Zeit kontinuierlich beschleunigen.
    Wenn etwas

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