Die Stimme des Wirbelwinds
ich nicht rein – ich hab' wohl Bazillen. Eure Aufgabe ist es, ein Frachtschiff der Mächte zu entladen, alles auf Paletten zu packen und es dann zur großen Frachtschleuse zu bringen. Dort können wir's übernehmen.«
Steward lief der Schweiß in seinem Helm herunter. Er hielt immer noch Ausschau nach einem Feind, aber der Raum war leer. »In Ordnung«, sagte er.
»Auf der anderen Seite der Schleuse werdet ihr dekontaminiert«, sagte der Fahrer. »Keine Sorge. Sie wollen damit nur sichergehen, daß ihr nichts auf der Haut oder in den Kleidern mit reinbringt.«
Über der Luftschleuse leuchtete ein grünes Licht. Die Luft im Innern hatte einen scharfen, antiseptischen Geruch. Chromdüsen ragten wie automatische Waffen aus den Wänden, und hinter Gittern warteten Batterien von UV-Lampen. Eine Automaten stimme befahl Reese und Steward, ihre Kleidung auszuziehen und in die zur Verfügung stehenden Spinde zu legen. Kleine persönliche Dinge kamen in einen Behälter hinter einer kleinen Klappe mit Scharnieren.
Stewards Schweiß perlte in salzigen, spiegelnden Kügelchen heraus, als er den Helm abnahm und ihn in den Spind segeln ließ. Es gab einen dumpfen Laut, als er gegen die gepolsterte Wand schlug. Diese ganze Situation war eine Falle; er war im Innern einer riesigen Maschine gefangen, die früher oder später versuchen würde, ihn zu töten, und er hatte keine andere Wahl, als alles mitzumachen, auf den Moment zu warten, den die Maschine wählen würde, und irgendwie bereit zu sein.
Die Realität bekam etwas Scharfkantiges und Surreales, wie in einem Alptraum. In allem, was er sah, steckte eine potentielle Bedrohung, in dem chemischen Geruch, der Reihe schimmernder Düsen, dem kleinen gepolsterten Raum mit seinen Lampenbatterien hinter Gittern wie in seiner Zelle bei der Pulsar-Abteilung. Sein Herz hämmerte, und er gab sich große Mühe, es unter Kontrolle zu bringen. Reese und er zogen sich aus und legten ihre Sachen an die dafür vorgesehenen Plätze. Es fiel ihm schwer, das Messer wegzulegen – er hielt es bis zum Schluß fest und mußte mehrmals tief durchatmen, bevor er sich überwinden konnte, es in den Behälter zu tun. Er spürte Reeses Blick auf sich, als er seine Waffe weggab.
Die Automatenstimme erklang von neuem und befahl Steward und Reese, die bereitliegenden UV-Schutzbrillen aufzusetzen und mit hoch erhobenen Armen mitten im Raum zu schweben. Wenn sie fertig waren, sollten sie »Okay« sagen.
Sie gehorchten, und die UV-Lampen gingen an, eine kurze, hochintensive Dosis, um Bakterien auf der Haut abzutöten. Dann richteten sich die Chromdüsen auf sie und sprühten einen feinen Desinfektionsnebel über ihre Körper. Steward gab sich Mühe, bei der seidigen Berührung des Sprays nicht zu erschauern. Das Spray versiegte, und starke Ventilatoren gingen an, saugten das Desinfektionsmittel aus der Luft, föhnten seine Haut und trockneten ihn ab. Die Arme hoch erhoben wie ein Schlittschuhläufer bei einer Pirouette, drehte er sich in der fast nicht existierenden Schwerkraft um die eigene Achse und ließ sich gleichmäßig trocknen.
Die Ventilatoren schalteten sich ab, und die Türen der Spinde öffneten sich mit einem deutlich vernehmbaren Klicken. Die Automatenstimme befahl ihnen, sich anzuziehen und durch die Tür mit dem Blinklicht hinauszugehen. Reese stieß sich von der Wand ab, schwebte durch die Schleuse zu einer der Türen und öffnete sie. Sie griff hinein und holte Kleidungsstücke heraus. Steward bemerkte eine alte Narbe, die sich über ihren Rücken zog.
Die Kleider waren trocken und warm und rochen nach Desinfektionsmitteln. Sie waren ordentlich zusammengelegt worden. Die Taschenklappen waren alle offen – das Sicherheitspersonal oder vielleicht ein Roboter hatte sie nach gefährlichen Gegenständen durchsucht. Es fehlte nichts.
Mit trockenem Mund streckte Steward die Hand nach dem Behälter für die persönlichen Dinge aus und machte ihn auf. Sein Messer wartete. Eine Kreditnadel schwebte heraus. Er griff nach seinem Messer, dann erst nach seinen Klamotten. Reese sah ihn an und zeigte auf ein paar in die Wände eingelassene Geräte. »Für mich sehen die wie Röntgen-Scanner aus«, sagte sie. »Die haben nach Implantaten gesucht.«
»Hab' ich nicht«, sagte Steward.
»Ich hab' ein paar Stifte, die meinen Knöchel zusammenhalten«, erklärte Reese. »Mal sehen, ob sie mich danach fragen.«
Reese drehte sich unbeholfen um, als sie sich in ihre Hose quälte. Sie griff nach einer
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