Die Stimmen des Flusses
folgendes sagen: Sie ist eine Waschung des Körpers, die die Waschung der Seele des Neugeborenen repräsentiert. So hat es schon der heilige Thomas von Aquin definiert, als er sie als äußere Waschung des Körpers mit den vorgeschriebenen Worten bezeichnete: Sacramentum regenerationis per aquam in verbo.«
»Hochwürden …«
»Ich bin gleich fertig. Lassen Sie mich nur noch sagen, daß schon in Trient als Glaubenswahrheit festgelegt wurde, daß die Taufe absolut unabdinglich für die Erlösung ist, auch wenn die mitleidige, verständnisvolle Heilige Mutter Kirche zwischen drei Arten der Taufe unterscheidet, je nachdem, wie das Sakrament verabreicht wird, als da wären …«
»Hochwürden …«
»Einen Augenblick: als da wären die Wassertaufe (oder baptismus fluminis), die Begierdetaufe (baptismus flaminis) und die Bluttaufe (baptismus sanguinis).«
Blut von deinem Blut, Oriol. Du bestehst fort und ich durch dich.
»Hochwürden, es …«
»Ja. Nun gut:Wie soll das Kind heißen?«
»Sergi«, sagte Mertxe.
Oriol, dachte Elisenda, die Patin des Kindes war. Für mich wird er immer Oriol heißen. Geliebter, jetzt hast du einenEnkel. Blut von deinem Blut. Vielleicht kannst du mir nun verzeihen.Weißt du, daß Doktor Combalia sagt, daß ich vielleicht Diabetes habe? Morgen muß ich nach Barcelona fahren, um … »Ich. Selbstverständlich bin ich die Patin.«
»Dann treten Sie bitte näher, Senyora, mit dieser dürstenden kleinen Seele, die nach Einlaß in die Kirche der Gerechten verlangt.«
Senyora Elisenda trat zum Taufbecken, in den Armen den Enkel des Falangisten Oriol Fontelles. Die gleiche Nase. Der gleiche Zug um den Mund, deutlicher noch als bei Marcel. Wie kommt es nur, daß die Leute das nicht sehen? Wie können sie so blind sein? Oder erinnert sich niemand mehr an das Gesicht meines heimlichen …
»Sergi, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
Mit ›Sergi‹ meinte Hochwürden Rella Sergi Vilabrú (von den Vilabrú-Comelles und den Cabestany Roures und den Vilabrús aus Torena und den Ramis von Pilar Ramis aus Tírvia, dem Flittchen, besser, wir reden nicht davon aus Rücksicht auf den armen Anselm) Centelles-Anglesola (von den Centelles-Anglesolas, die seitens der Anglesolas mit den Cardona-Anglesolas verwandt waren, und den Erills de Sentmenat, denn die Mutter der Mutter ist Tochter von Eduardo Erill de Sentmenat, der fünf Monate später eine Angina Pectoris erleiden wird, ja, wegen all des Ärgers mit Maderas Africanas. Oder vielleicht wegen des Skandals bei der Banca de Ponent, der sich bereits zusammenbraut). Hochwürden Rella sagte also: »Sergi, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
»Amen«, antworteten die vierundachtzig Gäste, die sich zu dieser Feier im kleinen Kreis in der Kirche Sant Pere von Torena eingefunden hatten. Sie hatten herkommen müssen, weil die Vilabrú den Leuten gern etwas zumutet, und so müssen wir hier durch Kuhfladen stapfen, wo es doch das Normalste gewesen wäre, das Kind in der Kathedrale von Barcelona taufen zu lassen.Aber nein, scheißegal, was dudenkst, du darfst dir einen ganzen Tag lang freinehmen und mit dem Auto nach Torena fahren, wo du dir dein Schuhwerk verdirbst. »Amen«, hatten die vierundachtzig Gäste lächelnd geantwortet. Sergi / Oriol war ihnen herzlich egal. Gut sechsundzwanzig Prozent von ihnen buhlten um die Aufmerksamkeit von Senyora Elisenda, die bei ihrem ersten Enkel Pate stand, auch wenn er nicht von ihrem Blut war. Weitere zwanzig Komma zwei Prozent wollten, daß Senyor Marcel Vilabrú Vilabrú sie bei der Taufe seines ersten Sohnes sah, mögen ihm zahlreiche weitere folgen, Senyor Vilabrú. Neunzehn Prozent legten Wert darauf, von der Familie Centelles-Anglesola Erill wahrgenommen zu werden, sei es von der gesamten Familie oder von einigen ihrer Mitglieder: aus politischen Gründen (Zugang zu exklusiven Informationen über die genaue Situation in der Sahara), aus wirtschaftlichen Gründen (da läßt dieser dämliche Steuerprüfer doch tatsächlich mein ganzes Büro durchwühlen, so ein junger Spund, der von nichts eine Ahnung hat, aber große Rosinen im Hirn), oder wegen der Liebe (ja, ich liebe Begoña Centelles-Anglesola Auger. Sie ist eine Cousine von Mertxe, sowohl seitens der Centelles-Anglesolas als auch seitens der Augers, denn die Augers sind mit den Erills von den Erill Casasses verwandt, aber sie ist unendlich viel schöner und unnahbarer als
Weitere Kostenlose Bücher