Die Stimmen des Flusses
Elisenda Vilabrú von Casa Gravat, der Bürgermeister und Ortschef des Movimiento Valentí Targa, Senyor Oriol Fontelles, stellvertretender Ortschef der Falange und Dorfschullehrer, der treue, narbengesichtige Chauffeur Jacinto Mas, spezialisiert auf die Geheimnisse seiner Herrin, Arcadio Gómez Pié, der lockenköpfige Leibwächter mit erprobter Treue zu Senyor Valentí, und Balansó, der Leibwächter mit dem schmalen Schnurrbart, sowie an die zwanzig Dorfbewohner, die das harte, aber notwendige Durchgreifen des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters in der Geschichte des Dorfes befürworteten. Der Messe folgte ein kurzes geselliges Beisammensein im schattigen Innenhof, dem sich Hochwürden Aureli Bagà anschloß und bei dem Valentí Targa seinen Segen erteilte und Urteile fällte. Wie befriedigend es doch ist, das Sagen zu haben, eine Autorität auszuüben, die nur von dir selbst ausgeht, oder, wie Hochwürden Bagà sagen würde, eine gottgegebene Autorität. Und alle sagten, ja, nein, mal sehen und vertrieben sich die Zeit bis zum Aperitif bei Marés, der diesen allwöchentlich an den Rand des Ruins brachte, weil er noch nicht gewagt hatte, Targa die Rechnung zu präsentieren. Senyora Elisenda, die weder das Café noch das Dorf betrat, kehrte nach Hause zurück, denn dies war einerder wenigen Augenblicke, in denen sie den Verwalter empfangen und in aller Ruhe über Vieh, Heumengen, Fleischpreise und die Möglichkeit sprechen konnte, ein paar Hänge unterhalb des Batlliu zu erwerben. Der Pfarrer nahm Oriol beiseite und fragte ihn freundlich, aus dem Wunsch heraus, diesem ehrlichen Mann beizustehen, ob er ihm irgendwie bei der Versöhnung mit seiner Frau behilflich sein könne.
»Ich glaube nicht, daß das Ihre Angelegenheit ist, Hochwürden. Sie ist aus gesundheitlichen Gründen gegangen.«
»Im Dorf erzählt man sich etwas anderes. Sie sollten kein schlechtes Beispiel geben. Außerdem sehen Sie schlecht aus, finde ich. Wenn Sie mir Ihr Herz ausschütten wollen, bin ich …«
»Sie haben kein Recht, sich da einzumischen.« Er sah ihn ein wenig verächtlich an und entschloß sich zu lügen: »Meine Frau und ich sehen uns von Zeit zu Zeit.«
»Aber …«
»Haben Sie sie nie husten hören?« Er sprach scharf und gereizt: »Haben Sie nicht gesehen, wie blaß sie war?«
»Und warum bist du ihr nicht nachgereist, mein Sohn? Das wäre die Pflicht eines guten Gatten gewesen.«
»Guten Tag, Hochwürden. Bis zum nächsten Sonntag, falls ich kommen kann.« Ein neuer Feind, meine Tochter. Ich scheine eine besondere Gabe dafür zu haben, mich verhaßt zu machen.
Senyor Valentí schickte die anderen vor, dann ging er mit Oriol eingehakt den Carrer del Mig auf und ab, wie zwei alte Freunde. Er wartete eine Zeitlang, bis Oriols Wut verraucht war.
»Kümmer dich nicht um den Pfarrer. Der macht immer, was er will.«
Oriol antwortete nicht. Valentí blieb stehen und sah ihn an: »Hast du es schon gehört?«
»Ja, jeder redet davon.« Er setzte eine ernsthaft besorgte Miene auf: »Eine ganze Kompanie? Hundert Mann?«
»Achtzig. Es gibt Überlebende. Anscheinend wurden sie von einem Trupp von mehr als hundert Maquisards angegriffen.«
»Wo kommen denn so viele Leute her?»
»Wo warst du? Du warst gestern abend nicht im Dorf.«
»Ich habe die Kompanie vernichtet.«
»Sag das nicht, nicht mal im Spaß.«
»Kontrollierst du mich etwa?«
»Nein.« Er setzte sich in Bewegung, langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen: »Aber vielleicht sollte ich das tun.« Streng fuhr er fort: »Heute nachmittag müssen wir unten alles melden, was wir gesehen und gehört haben.«
»Ich habe nichts gehört. Ich schlafe wie ein Klotz.«
»Meine Männer haben mir gesagt, daß rund ums Dorf einiges in Bewegung zu sein scheint. Hast du nichts bemerkt?«
»Ich habe dir ja schon gesagt: Ich habe nichts gehört.«
Den Rest des Wegs legten sie schweigend zurück. Um ein seltsames Gefühl abzuschütteln, sagte Oriol: »Auf jeden Fall stehe ich den Behörden zur Verfügung, das versteht sich von selbst.«
Valentí lächelte. Vielleicht war das alles, was er hören wollte.
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»Das lateinische Wort für Taufe, ›baptismus‹, kommt vom Griechischen ›baptisma‹ oder ›baptismós‹, was so viel heißt wie ›eintauchen‹ oder ›Waschung‹. Und dies, meine Brüder, ist die symbolische Bedeutung dieses Sakraments: Die Seele, die mit der Erbsünde beladen zur Welt kommt, wird abgewaschen, gereinigt. Und daher können wir über die Taufe
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