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Die Stimmen des Flusses

Die Stimmen des Flusses

Titel: Die Stimmen des Flusses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Cabré
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was?»
    »Ja.«
    Nach diesem Eingeständnis fühlte Tina sich ein wenig sicherer. So sicher, daß sie zum Gegenangriff überging: »Redest du denn mit deinen Eltern?«
    »Dingdong. Die Fragestunde ist vorbei.«
    Sie hatte den 2CV in der Avinguda Blondel am Fluß geparkt. Als sie den Wagen anließ, hing der Marihuanageruch noch an ihr. Arni, dachte sie, während sie den Blinker setzte. Und ich habe mir Sorgen gemacht, die Mönche könnten ihm einen anderen Namen geben.

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    Auf ihrem Schreibtisch lagen die Papiere, die Rechtsanwalt Gasull ihr persönlich zum Unterzeichnen gebracht hatte: die Einwilligung, Monsignore Escrivá direkt und persönlich einen Scheck über mehrere Tausend Peseten zur Unterstützung der Errichtung des Heiligtums von Torreciudad zukommen zu lassen, und der Brief, mit dem sie sich ohne große Umschweife für den Empfang von Präsident Arias Navarro entschuldigen ließ. Zu ihrer Linken drang das Licht aus der Calle Falangista Fontelles gedämpft durch die durchsichtigen Vorhänge.Vor ihr stand Jacinto mit bebendem Kinn, ein Papier in der Hand. Sie nahm ihm das Papier nicht ab.Von Tag zu Tag fiel es ihr schwerer, etwas zu erkennen. Alles war verschleiert, als hätte die Welt es sich in den Kopf gesetzt, alle Schande vor ihren Blicken zu verbergen.
    »Was gibt es?« fragte sie, ohne ihn anzusehen, denn sie wußte schon, worum es ging.
    Als Antwort legte Jacinto Mas das Papier vor ihr auf den Tisch. Es war ein Brief, eine Mitteilung, die besagte: »Sehr geehrter Senyor Jacinto Mas, zu meinem Bedauern sehe ich mich gezwungen, Ihnen mitzuteilen, daß die Familie Vilabrú in Zukunft auf Ihre Dienste als Chauffeur verzichtet. In Anbetracht Ihres Alters schlage ich Ihnen vor, in den wohlverdienten vorzeitigen Ruhestand zu treten. Ich schicke Ihnen diese Benachrichtigung frühzeitig, damit Sie sich innerhalb eines angemessenen Zeitraums eine neue Bleibe suchen können. In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen, R. Gasull,Torena, 23. März 1974.«
    Elisenda nahm das Papier und betrachtete ihren Chauffeur, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Mit einer Handbewegung forderte sie ihn auf, ihr gegenüber Platz zu nehmen.Jacinto verstand nicht, und so wiederholte sie ihre Geste und sagte gleichzeitig: »Setz dich.«
    Jacinto setzte sich und suchte ihren Blick.
    »Warum werfen Sie mich raus?«
    »Drei Unfälle in fünf Monaten. Ein Totalschaden, zwei Prozesse, dreizehn Strafzettel, und da fragst du mich, warum ich dich hinauswerfe.«
    »Ich arbeite seit fünfunddreißig Jahren für Sie, und Sie haben sich nie beschwert.«
    »Soeben habe ich es getan.«
    »Ja, jetzt.«
    »So ist es nun mal. Und so lange bist du noch nicht in meinen Diensten.«
    »Seit San Sebastián. Fünfunddreißig Jahre, drei Monate und sechzehn Tage.«
    »Ich verstehe nicht, warum du dich so anstellst. Jeder kommt einmal in das Alter, in dem …«
    »Schicken Sie mich noch nicht in Rente, Senyora. Ich kann noch arbeiten – als irgend etwas. Als Gärtner.«
    »Ich habe schon einen Gärtner, das reicht mir.«
    »Ich kann als Wächter in Casa Gravat arbeiten. Ich kann …«
    »Nein, du gehst in Rente, das hast du dir verdient. Ich verstehe wirklich nicht, wieso du dich so aufregst …«
    »Ich bin jung, keine fünfundfünfzig.«
    »Ich habe dich fast ein ganzes Leben lang gesehen.«
    »Nun, und ich habe dieses ganze Leben lang immer widerspruchslos getan, was Sie von mir verlangt haben.«
    »Und du bist gut dafür bezahlt worden. Und jetzt gehst du in Rente. Das ist das Gesetz des Lebens.«
    »Sie können nicht so grausam sein. Sehen Sie denn nicht, daß …«
    »Ich weiß nicht, was so schlimm daran sein soll. Du mußt die Realität akzeptieren. Du bist genau im richtigen Alter, um in Rente zu gehen. So kannst du deinen wohlverdienten Ruhestand noch bei guter Gesundheit genießen.«
    »Sie werfen mich raus wie Carmina.«
    »Nein. Du gehst in Rente, und das war’s. Wie jedermann.«
    Jacinto zeigte auf den Brief, der noch auf dem Tisch lag. Ohne ihn anzusehen, wiederholte er auswendig: »Ich schicke Ihnen diese Benachrichtigung frühzeitig, damit Sie sich innerhalb eines angemessenen Zeitraums eine neue Bleibe suchen können.«
    »Das ist normal, wenn du nicht mehr hier arbeitest.«
    »Ich weiß nicht, wo ich hingehen soll.«
    »Hast du nicht eine Schwester? Du bist ein erwachsener Mensch … Und wenn du ein Problem hast, besprich das mit dem Verwalter, nicht mit mir.«
    »Senyor Gasull gibt hier den Ton an und läßt Sie

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