Die Strafe des Seth
zumindest habe ich es ihm gesagt.« Senbi schmunzelte hinterlistig. »Aber keine Sorge, Majestät. Er wird sich noch vor Beginn der Verhandlung selber richten.«
»Du meinst, du lässt ihn töten«, stellte Ramses-Sethherchepeschef fest.
»Ja, Majestät. Er wird sich sicher nicht selbst den Strick um seinen Hals legen und in seiner Zelle erhängen.«
Die Miene des Pharaos hellte sich auf. »Dann lass den Priester festnehmen und in den Palast bringen, damit ich ihn verhören kann!«
»Wie du befiehlst.« Senbi verneigte sich.
* * *
Der Gesichtsausdruck des Pharaos verhieß nichts Gutes, als er auf den am Boden liegenden ehemaligen Hohepriester des Osiris hinabstarrte. Senbi hingegen musste sich ein vergnügliches Grinsen verkneifen.
»Stehe auf!«, befahl Ramses-Sethherchepeschef barsch, und Amunhotep gehorchte. »Du kannst dir sicher denken, weshalb du hierher gebracht wurdest?«
»Nein, Majestät, ehrlich gestanden nicht.«
»Wirklich nicht? – Du stehst unter dem Verdacht, den Auftrag zu dem feigen, hinterhältigen Anschlag auf das Leben Meiner Majestät gegeben zu haben?«, fauchte der König.
»Das ist nicht wahr«, verteidigte sich Amunhotep. »Du hast keine Beweise für diese Vermutung.«
»Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher«, meldete sich der Wesir zu Wort. »Es ist den Getreuen gelungen, den Mann festzunehmen, der den Felsbrocken hinuntergestürzt hat. Er wurde verhört und hat ausgesagt, dass du ihm viel Gold gegeben hast, wenn er den Auftrag zu deiner Zufriedenheit erfüllt.«
Verständnislos sah Amunhotep Senbi an. »Der Mann hat gesagt, ich hätte ihm einen Auftrag gegeben?« Er lachte auf. »Wie sollte ich das getan haben. Ich stehe unter Arrest und darf mein Anwesen nicht verlassen.«
»Aber Amunhotep«, hob Senbi lächelnd an, »natürlich hast nicht du es ihm befohlen. Das hat ein anderer in deinem Auftrag getan.«
»Und wer soll das gewesen sein? Hekaib? Wurde mein Haushofmeister deshalb auch festgenommen und in den Palast geschleppt?« Voller Abscheu und Hass bohrte sich Amunhoteps Blick in den Wesir.
»Dann gibst du es also zu?«
»Ich gebe gar nichts zu, Senbi«, fauchte Amunhotep, »denn ich habe weder Hekaib noch irgendjemandem sonst den Auftrag dazu erteilt.« Sein Atem ging schwer. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen »Wo steckt Hekaib?«
»Er wird verhört«, erwiderte Senbi gelassen, und Amunhotep erschauerte.
Er konnte sich vorstellen, wie schmerzhaft diese Befragung für seinen Hausverweser sein würde.
»Ich habe genug gehört«, beendete Ramses-Sethherchepeschef die Vernehmung und erhob sich von seinem Stuhl. »Du kennst die Anschuldigung gegen dich und wirst dich vor einem Gericht dafür verantworten. Ich habe meinen Wesir beauftragt, die Verhandlung zu leiten. Bis dahin wirst du im Palast als Gefangener Meiner Majestät verbleiben.«
VIERUNDZWANZIG
Eine Woche später endete das Fest von Opet, und es begann unter dem Vorsitz von Pharaos höchstem Beamten und Richter die Verhandlung.
Ramses-Sethherchepeschef hatte diesen Mordanschlag als so brisant eingestuft, dass sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem abgeschirmten Teil des Palastes stattfand. Neben dem Wesir als Kläger und Richter des Königs bestand die Mehrzahl der Beisitzer aus engen Vertrauten des Pharaos.
»Im Jahr eins, am einundzwanzigsten Tag des dritten Monats der Überschwemmung, unter der Herrschaft Seiner Majestät, der von der Biene und von der Binse, Usermaatre Achenamun Ramses-Sethherchepeschef Meriamun, dem es gewährt sein möge, wie sein Vater Re ewig zu leben, und im Namen der Göttin Maat eröffne ich diese Verhandlung.« Senbi ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
»Diesen zwei Angeklagten wird zur Last gelegt, einen Anschlag auf das Leben des Pharaos geplant und in Auftrag gegeben zu haben. Es handelt sich um Amunhotep, den ehemaligen Hohepriester des Osiris, und um Hekaib, Priester im Tempel des Osiris in Abydos und Amunhoteps Haushofmeister. Derjenige, der den Auftrag ausgeführt hat, hat sich in der Zwischenzeit selbst gerichtet und damit seine Schuld eingestanden. Er wurde heute Morgen in seiner Zelle tot aufgefunden.« Senbis Blick heftete sich auf Amunhotep und Hekaib, die mit auf dem Rücken gefesselten Händen vor seinem Richterstuhl knieten. »Als Beisitzer wurden durch mich folgende Würdenträger berufen, die über die Schuld oder Unschuld der Angeklagten zu befinden haben.«
Er stellte jeden Einzelnen vor
Weitere Kostenlose Bücher