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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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zu lenken. Amunhotep schien nach ihrem Dafürhalten dazu noch nicht in der Lage zu sein.
    Wortlos ließ er es geschehen. Er fühlte sich elend wie lange nicht mehr. Erst gegen Mittag ging es ihm wieder gut genug, dass er bereit war, ein paar Worte mit seiner Gemahlin zu wechseln.
    »Du scheinst einen anstrengenden Abend mit Ramses verbracht zu haben«, meinte Meritusir, und er nickte schwerfällig. »Was gab es denn für Probleme zu wälzen?« Grinsend sah sie ihn von der Seite an.
    »Wir haben uns über die feindlichen Truppen unterhalten. Später glitt die Unterhaltung in ein reines Gespräch unter Männern ab.«
    »Aha!«, erwiderte Meritusir belustigt. »Und allem Anschein nach habt ihr dabei noch eine Menge Wein vertilgt.«
    »Ja, das haben wir. Ein paar Krüge sind wohl zusammen gekommen. Ich konnte nicht ahnen, dass ich am nächsten Morgen noch vor dem Aufstehen aus dem Bett geworfen werden würde.«
    »Tja, Amunhotep, du weißt: Wer abends trinken kann wie ein Mann, der sollte auch am nächsten Tag wie ein Mann aus dem Bett kommen können.« Nur mühsam konnte sie sich das Lachen verkneifen.
    »Hm«, knurrte er. »Ich erinnere dich zu gegebenen Zeit an deine Worte, meine geliebte Gemahlin.« Er gab ihr einen Klaps auf das Hinterteil. Dann nahm er ihr die Zügel aus der Hand und lenkte von nun an wieder selbst das wendige Gefährt.
    Keiner von beiden hatte Ramses an diesem Morgen zu Gesicht bekommen. Meritusir war sich sicher, dass er seinen Rausch ausschlief und erst mit Res Erscheinen am Horizont aufstehen würde. Zu dieser Zeit wären sie bereits weit von seinem Lager entfernt.
    Am Mittag des dritten Tages sahen sie schon von Weitem das kleine Dorf, das in dieser trostlos felsigen Landschaft wie ein schmucker weißer Fleck aus der Ödnis hervorstach. Die Bewohner kamen ihnen neugierig entgegengeeilt, als sie ihrer ansichtig wurden, denn es kam recht selten vor, dass sich Fremde zu ihnen verirrten und dazu noch Gesandte des großen Pharaos.
    Amunhotep befahl umgehend den Dorfschreiber zu sich und teilte ihm den Befehl des Herrschers mit, welchen dieser mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck quittierte.
    »Was willst du mit diesem bösartigen Wasser, Hoher Herr?«
    »Das hat dich nicht zu interessieren!«, erwiderte Amunhotep knapp.
    Der Blick des Mannes wurde noch befremdeter, doch Amunhoteps finstere Miene hielt ihn von weiteren Fragen ab. Er winkte einen dürren alten Mann heran, dem er auftrug, die Gesandten des Pharaos zum
Wasser des Seth
zu führen.
    Eine weitere Stunde später hatten sie die Senke erreicht, wo sich zwischen Geröll und Sand eine dunkle Lache der öligen Flüssigkeit befand.
    Meritusir befahl den Männern, alle Krüge zu füllen, gut zu verschließen und vorsichtig auf den dafür vorgesehenen Wagen zu verstauen. Die Böden waren zuvor mit genug Stroh ausgepolstert worden, damit die tönernen Krüge bei der holprigen Fahrt nicht zerbrachen.
    Kaum war das letzte Gefäß gefüllt, bestiegen sie wieder ihre Streitwagen und fuhren, ihre Pferde zur Eile antreibend, los.
    Aus trüben Augen blickte ihnen der Greis hinterher, während sein fast zahnloser Mund unverständliche Dinge murmelte.
    Meritusir fühlte sich schlecht, weil sie den Alten einfach zurückließen, doch Amunhotep meinte, er würde auch ohne ihre Hilfe den Weg zurück in sein Dorf finden. Wann der Feind jedoch in das Delta einfallen würde, das wusste niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Eile war geboten. Unnötige Verzögerungen durften sie sich nicht erlauben.

ACHT
     
     
     
     
     
     
     
    »Was sind das für junge Männer, die man uns als Schreiber geschickt hat?«, fragte Nacht den Vorsteher der Tempelschreiber im Heiligtum des Re von Heliopolis.
    »Die meisten stammen aus Familien, deren Väter und Brüder ebenfalls den ehrenwerten Beruf eines Schreibers ausüben«, erwiderte der Angesprochene. »Sie kommen aus der näheren Umgebung von Heliopolis oder Memphis, einige auch aus dem Süden.«
    »Erfüllen sie deine Erwartungen?«
    Maj zuckte mit den Schultern. »Sie sind jung und unerfahren, aber wenn ich sie meinen Schreibern zur Seite stelle, werden sie bald das Zeug haben, um den Anforderungen gerecht zu werden.« Er dachte kurz nach. »Einer hat bereits im Tempel des Amun-Re in Theben gedient. Er ist älter als die anderen und scheint recht bewandert zu sein. Es wundert mich allerdings, dass er freiwillig zu uns in den Tempel wechseln will, wo man es dort doch für die größte Ehre hält, Amun-Re, dem König

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