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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Priester des Anubis sollten nun das Ihrige tun, um den Pharao und seinen Sohn für ihre Reise in den Schönen Westen bereitzumachen. Anschließend begab er sich zu seiner Stiefmutter in den Palast, die ihn umgehend zu sich gebeten hatte.
    »Sethherchepeschef hat die Regentschaft übernommen«, erklärte Nubchesbed erbost, kaum dass sich hinter Chaemwaset die Tür geschlossen hatte.
    »Ich weiß, Majestät. Er selbst hat es mir soeben mitgeteilt.«
    »Du hast ihn getroffen?« Überraschung klang in Nubchesbeds Stimme.
    »Ja. Er kam hinzu, als ich die sterbliche Hülle meines Bruders und Königs den Anubis-Priestern übergab. Er sagte mir, dass er sich in Vertretung von Hori um die Regierungsangelegenheiten kümmern werde, bis der Regent wieder in Per-Ramses weilt.«
    »Und du bleibst völlig ruhig dabei?«
    Chaemwaset zuckte mit den Schultern. »Warum sollte ich mich daran stören? Irgendjemand muss es tun. Sollte ich auch besorgt sein, wenn du es getan hättest oder Nehi?«
    »Das ist doch etwas völlig anderes, Chaemwaset!«, tadelte Nubchesbed ihn lauter, als sie eigentlich vorgehabt hatte. »Weder ich noch der Wesir streben nach der Macht, aber auch du weißt, dass Ramses Sethherchepeschef eine Zeit lang misstraut hat.« Sie atmete schwer, und ihr Blick bohrte sich in den Prinzen. »Du selbst hast Sethi in Ramses’ Auftrag überwachen lassen, als er noch in Theben weilte. Hast du das schon vergessen?«
    »Nein, Nubchesbed. Ich konnte ihm jedoch rein gar nichts nachweisen. Zudem habe ich nie verstanden, warum mein Bruder unserem Onkel überhaupt sein Vertrauen entzogen hatte. In meinen Augen gab es keinen Grund dafür.«
    »Das ist doch Unsinn. Ramses hat ganz genau gewusst, was er tut. Es gab immer einen Grund für sein Handeln!« Empört schnappte sie nach Luft. »Weißt du eigentlich, dass während eurer Abwesenheit der Zweite Prophet des Re des Hochverrats überführt werden konnte? Oder hat euch meine Botschaft nicht erreicht?«
    Überrascht hob Chaemwaset die Augenbrauen. »Ich weiß nichts davon.«
    »Von Nachts Vergehen oder von meiner Botschaft?«, fragte Nubchesbed irritiert.
    »Von beidem. Möglich, dass Ramses eine Nachricht von dir erhalten hat. Mir hat er nichts davon erzählt.«
    Die alte Königin seufzte. »Nacht hat Getreide aus den Speichern des Tempels veruntreut. Es liegt dem Wesir eine Botschaft von einem syrischen Händler vor, in der steht, dass Ramses in die Knie gezwungen werden sollte. Ich bin mir sicher, dass Sethherchepeschef an all dem beteiligt ist, doch selbst Nehi weigert sich, ohne Beweise etwas gegen Sethi zu unternehmen.«
    »Ich kann ihn verstehen«, entgegnete Chaemwaset. »Wie sollte er sein Handeln vor der Maat begründen?«
    »Aber Sethherchepeschef will den Thron der Beiden Länder an sich reißen!«, schrie Nubchesbed aufgebracht, da niemand ihren Befürchtungen ein Ohr schenken wollte.
    »Der rechtmäßig Hori gehört«, fügte ihr Stiefsohn ruhig hinzu und kräuselte fragend die Stirn. »Was veranlasst dich eigentlich, an ein solch schändliches Verhalten von Sethi zu glauben? Zudem würde keiner der drei großen Tempel des Landes seine Krönung vornehmen. Die Hohepriester von Theben, Heliopolis und Memphis würden sich weigern, es zu tun, und das weißt du genau. Nesamun und Nefertem standen immer treu zu Ramses. Oder traust du meinem Sohn einen solchen Frevel zu?«
    »Nein, Chaemwaset. Die Frage ist aber, ob sie auch treu zu meinem Enkel stehen.«
    Kopfschüttelnd trat der Prinz auf seine Stiefmutter zu, um sie in den Arm zu nehmen. »Nubchesbed, Hori ist der rechtmäßige Thronfolger. Er stammt aus dem Samen des lebenden Gottes, der nun zu Osiris gegangen ist. Keiner würde es wagen, ihm seinen legitimen Anspruch auf die Doppelkrone streitig zu machen – auch nicht Sethherchepeschef. Das wäre Chaos.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, und sie schmiegte sich an seine Brust.
    »Ja, Chaemwaset. Wahrscheinlich hast du recht. Vielleicht spüre ich nur hinter jedem Wort eine Intrige lauern. Bitte verzeihe mir, das Wohl der Beiden Länder liegt mir am Herzen.« Sie hob den Kopf und sah ihm ermattet in die Augen. »Ich fühle mich so machtlos und müde. Vielleicht bin ich auch nur schon zu alt für all den Schmerz.« Sie wandte den Blick von ihm und sah hinüber zu der kleinen Statue des Amun. »Ich wünschte, ich würde noch heute Nacht meinem Gemahl und nun auch meinem Sohn in das Reich des Osiris folgen.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Leise schluchzend barg

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