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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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sie ihren Kopf in Chaemwasets Armen, der sie sanft streichelte. Einen Moment später machte sie sich aus seiner Umarmung frei. Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und ging zu einem Stuhl, um sich zu setzen.
    »Was wirst du als Nächstes tun?«, fragte sie ihn.
    »Meine Pflicht. Ich begebe mich mit der Division des Amun umgehend nach Buhen, um die südlichen Grenzen vor einem Einfall der Kuschiter zu bewahren. Und wenn es soweit ist, werde ich nach Abydos kommen, um meinem König das letzte Geleit zu geben.«
    Nubchesbed nickte. »Tue das, Chaemwaset. Wir werden uns dort wiedersehen, wenn die Götter es wollen.«

ZWÖLF
     
     
     
     
     
     
     
    Die beiden Osiris-Priester kehrten nach Abydos zurück und begannen mit den Vorbereitungen für Ramses’ letzte Reise. Das Westliche Haus war fertig; trotzdem inspizierten sie es gemeinsam und ließen noch hier und da ein paar kleine Ausbesserungsarbeiten durch die Handwerker aus Theben durchführen, die ihnen Nesamun sofort nach Bekanntwerden von Ramses’ Dahinscheiden gesandt hatte.
    Ende Mesori, dem vierten Monat der Ernte und letzten des Jahres, erreichte ein Bote aus Per-Ramses die heilige Stadt des Großen Gottes Osiris mit dem Befehl, Amunhotep habe sich umgehend in der Königsstadt einzufinden. Unterzeichnet war die Schriftrolle von Sethherchepeschef.
    »Was will Sethi von dir?«, fragte Meritusir. In ihrer Stimme klangen Sorge und Furcht zugleich.
    Auch in Abydos war es inzwischen allgemein bekannt, dass der Prinz die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, während der Thronfolger sich noch immer im östlichen Delta befand, um gegen die eingefallenen Krieger von den Inseln des Großen Grün zu kämpfen. Die Lage war ernst. Die Seevölker hatten von libyschen Stämmen Unterstützung erhalten. Trotz des sofortigen Eingreifens von General Irinefer, der dem Thronfolger mit den Truppen des Seth-Regiments zu Hilfe geeilt war, dauerten die Kämpfe unerbittlich an, und ein Ende war nicht abzusehen. Sethi hingegen nutzte derweil die Gunst der Stunde, um die Macht Stück für Stück an sich zu reißen. Das allerdings schien nur wenigen bewusst zu sein.
    »Wahrscheinlich will er wissen, wie weit die Vorbereitungen für Ramses’ Beisetzung vorangeschritten sind«, erwiderte Amunhotep gelassen und lächelte seiner Frau beruhigend zu.
    »Und deshalb bestellt er dich nach Per-Ramses?« Meritusir legte den Kopf schief und sah ihren Gemahl nachdenklich an. »Würde es nicht reichen, wenn du es ihm schriftlich mitteilst? Immerhin könnte es möglich sein, dass du hier dringender benötigt wirst als im Delta.«
    »Ach ja?« Amunhotep grinste verschmitzt. »Das hört sich so an, als ob ich hier wirklich nicht gebraucht werden würde.«
    »Du weißt genau, wie ich das meine«, entgegnete Meritusir ernst. »Ich habe Angst, dass dir auf deiner Reise oder am Königshof etwas zustoßen könnte.«
    Amunhotep trat auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Ich werde vorsichtig sein. Ich darf mich aber Sethherchepeschefs Befehl nicht widersetzen. Er hat in Horis Abwesenheit offiziell die Regentschaft übernommen. Das ist nicht gegen die Maat. Somit hat ihm jeder zu gehorchen.«
    Die Priesterin nickte. »Ich weiß, auch wenn ich trotzdem besorgt bleibe. Was ist, wenn er Horis Abwesenheit nutzt, um sich auf den Thron der Beiden Länder zu setzen? Wer würde ihn daran hindern, wenn der Thronfolger am Tag der Krönung in Theben nicht anwesend ist? Es genügt schon, dass Sethherchepeschef das Zeremoniell der Mundöffnung an Ramses’ Mumie vornimmt.«
    »Aber das haben wir doch schon tausend Mal diskutiert«, schalt Amunhotep sie mild. »Hori ist der rechtmäßige Pharao. Selbst Sethi wird es nicht wagen, ihm den Thron streitig zu machen.«
    »Ich bete, dass du recht behältst«, flüsterte sie und schmiegte sich an seine Brust.
    Am nächsten Morgen bestieg Amunhotep seine Barke, um, gefolgt vom Schiff des königlichen Boten und seiner Dienerschaft, nach Per-Ramses zu reisen.
    Meritusir blieb in Abydos zurück.
     
    * * *
     
    Zwei Tage nach dem Aufbruch ihres Gemahls befahl Meritusir, ihre Barke bereitzuhalten. Zusammen mit Moses fuhr sie nach Theben und begab sich umgehend zu Nesamun, den sie um die Erlaubnis bat, in Begleitung von Moses das Königstal betreten zu dürfen.
    »Was willst du dort, Meritusir?« Nachdenklich musterte sie der Hohepriester des Amun-Re. »Du weißt, dass nur ausgewählte Menschen diesen geheimen Ort betreten dürfen. Zudem sind die siebzig Tage der

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