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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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sind?«
    »Ich habe sofort Boten zu ihm gesandt, um dem Prinzen die traurige Nachricht zu überbringen. In den kommenden Tagen müsste sie ihn erreichen.«
    »Sehr gut, Nehi. Der Erste Prophet wird wissen, dass er sofort nach Abydos zurückzukehren hat, um alles für Ramses’ Beisetzung zu tun.« Müde fuhr sich Nubchesbed mit der Hand über ihr Gesicht und blickte durch die halb geöffnete Tür hinaus in den Garten. Sie hatte den Wesir in ihre privaten Gemächer bestellt und nicht, wie üblich, in den Audienzräumen des Palastes empfangen. »Chaemwaset schrieb, dass sich General Sobek bis zu den Königsfestungen zurückziehen wird, um im Notfall aus dem Norden eindringende Feind aufzuhalten. Du weißt, Tjati, wenn Kemis Herrscher zu den Göttern gegangen ist, fühlen sich diese Elenden immer stark und wollen die Beiden Länder erobern.« Sie seufzte. »Irinefer hingegen wird mit dem Regiment des Seth die Gefangenen nach Kemi bringen. Und Chaemwaset ...« Sie stockte und schluckte den aufkommenden Schmerz hinunter, bevor sie weitersprechen konnte. »Und Chaemwaset bringt unter dem Schutz der Amun-Division den zu Osiris gegangenen König und den Prinzen in die Heimat zurück.« Sie wandte den Blick vom Garten und sah Nehi fest in die Augen. »Glaubst du, dass wir die Zeit des Chaos glimpflich überstehen werden?«
    Überrascht blickte der Wesir sie an. »Warum zweifelst du, Majestät? Die Fremdländer haben gerade eine gehörige Lektion erteilt bekommen. Es dürfte ihnen vorerst die Lust vergangen sein, sich gegen uns zu erheben.«
    »Aber der Gute Gott wurde in diesem Krieg getötet«, erinnerte Nubchesbed ihn. »Und im Delta ist noch immer Krieg. Niemand weiß, ob es Prehi gelingen wird, zu siegen.«
    »Seine Hoheit
wird
siegen, da bin ich mir sicher. Ihm zur Seite stehen Amunhotep und Meritusir.«
    »Was sollten ein Priester und eine Priesterin gegen eine solche Übermacht an bewaffneten Schiffen schon ausrichten können?«, hielt Nubchesbed dagegen und sah zweifelnd zu Nehi. »Zudem werden sie nach Abydos zurückkehren, wenn sie erfahren, dass Ramses im Kampf gefallen ist.«
    »Ich weiß es nicht, Majestät. Ein inneres Gefühl sagt mir, dass sie es können.«
    Zumindest die Frau, fügte er in Gedanken hinzu. Seitdem er Meritusir kennengelernt hatte, ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sie etwas Besonderes war und von den Göttern geliebt wurde.
    »Gut, doch dann tobt noch immer im westlichen Delta der Krieg.«
    »Auch den werden wir siegreich beenden«, versuchte Nehi der Königsmutter Mut zu machen. »Wenn Seine Hoheit, Prinz Prehi, im Osten die Maat über das Chaos gesetzt hat, wird er sofort den Bootstruppen im westlichen Delta zu Hilfe eilen, und dann werden wir die Feinde Kemis vertreiben.«
    Unwillkürlich musste Nubchesbed lächeln. »Du bist so davon überzeugt, Nehi, dass auch ich die Hoffnung nicht verliere. Prehi wird für meinen Enkel das Land von den fremdländischen Horden säubern, während wir uns bis zu seinem Eintreffen um die anderen Belange des Landes kümmern werden.« Sie drückte das Rückgrat durch und sah den höchsten Beamten des Königs zuversichtlich an. »Kemi wird nicht im Chaos versinken, sondern sieht einem neuen strahlenden Herrscher entgegen.«
    »Ja, Majestät.« Nehi erwiderte das Lächeln der alten Königin und verneigte sich vor ihr.
    »Gut, Tjati, dann lass uns an unsere Arbeit gehen!«
    Kurz, nachdem Nehi gegangen war, meldete Nubchesbeds Haushofmeister Sethi, der um eine Audienz bei ihr bat.
    »Bist du gekommen, um mir deine Anteilnahme auszusprechen?«, fragte sie und bot ihm einen bequemen Stuhl an.
    Sethi bedankte sich und ließ sich nieder. »Ja, liebe Nubchesbed. Soeben sah ich den Wesir deine Gemächer verlassen. Ich fragte mich, was es wohl für einen Grund für ein geheimes Treffen zwischen euch beiden geben könnte. Verrätst du es mir?« Er lächelte und betrachtete die Gemahlin seines zu Osiris gegangenen Bruders.
    Nubchesbed war inzwischen sechsundfünfzig Jahre alt, doch der Tod ihres Sohnes und ihres Enkels hatte sie innerhalb eines Tages zusehends altern lassen, sodass sie ihm heute wie eine Greisin erschien. Sie war einst eine wunderschöne Frau gewesen, aber die vielen Schicksalsschläge, die ihrer Familie in den vergangenen acht Jahren widerfahren waren, hatten ihre edlen Gesichtszüge verhärmt. Unzählige Falten zierten inzwischen ihre Stirn, Augen- und Mundpartie.
    Die alte Königin war über die Frage des Prinzen überrascht. Ihre Verwunderung

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