Die Strafe des Seth
schauen.«
Sie kicherte vergnügt vor sich hin und kuschelte sich an ihren Gemahl. Kurze Zeit später waren beide tief und fest eingeschlafen.
SECHZEHN
Bevor Ramses-Sethherchepeschef ins Delta zurückkehrte, um sich auf seine Reise durch das von den Göttern geliebte Land vorzubereiten, traf er sich im Beisein des Wesirs mit Nesamun.
»Ich will, dass Hori nach Ablauf der Trauerzeit seinem Rang entsprechend bestattet wird. Ich selbst werde mich nicht darum kümmern können, aber ich beauftrage dich, alles dafür vorzubereiten!«
Der Hohepriester des Amun verneigte sich. »Es wird alles zu deiner Zufriedenheit geschehen, Majestät. Der zu den Göttern gegangene Regent hatte bereits mit dem Bau eines Westlichen Hauses im Königinnental begonnen, als er noch nicht zum Thronfolger ernannt worden war. Wenn seine Mumie in Theben eintrifft, wird es bereit sein, sie aufzunehmen.«
»Gut, Nesamun. Außerdem wirst du zusammen mit Senbi und dem Obersten Schreiber an der Stätte der Wahrheit bis zu meiner Abreise einen geeigneten Platz für meine Grabstätte suchen und dann sofort mit den Arbeiten beginnen. Wenn ich das nächste Mal nach Theben komme, will ich die ersten Erfolge sehen. Mein Wesir ist über all meine Wünsche unterrichtet und wird mit dir zusammenarbeiten. Wenn die Pläne fertig sind, wirst du sie mir umgehend vorlegen, damit ich sagen kann, ob sie meinen Vorstellungen entsprechen oder nicht! Hast du mich verstanden?«
»Ja, Majestät.« Ergeben verneigte sich der Erste Prophet erneut. »Hast du schon einen neuen Oberbaumeister ernannt, mit dem ich sie erstellen kann?«
»Ach ja«, erwiderte Ramses-Sethherchepeschef und lächelte Nesamun süffisant an. »Ich habe ja deinen Sohn dieses Amtes enthoben.« Gedankenverloren kratzte er sich am Ohr. »Wie ich hörte, scheint die Zweite Prophetin des Osiris in dieser Hinsicht ebenfalls Erstaunliches zu leisten, doch sie hat zusammen mit deinem Sohn in Abydos zu tun. Ich hatte bereits an Prinz Chaemwaset gedacht, doch will ich ihn nicht mit Ämtern und Aufgaben überhäufen.« Sethis Blick schweifte durch den Raum und blieb an der prachtvoll verzierten Tür hängen, so als stünde dort der Name seines zukünftigen Baumeisters verzeichnet. »Ich werde es mir auf meiner Reise in den Norden überlegen.« Er wandte sich Senbi zu. »In einer Woche gedenke ich zurückzureisen. Bis dahin werdet ihr mir den ausgewählten Platz im geheimen Tal zeigen!«
Der Wesir bejahte. »Deine Majestät sollte nicht versäumen, die Frage der Nahrungsmittelversorgung mit dem Hohepriester zu klären«, wagte er Sethherchepeschef zu erinnern.
»Keine Angst, dazu wollte ich gerade kommen.« Ramses-Sethherchepeschef wandte sich wieder Nesamun zu. »Ich will, dass es zu keinerlei Engpässen in der Versorgung der Handwerker kommt, die an meinem Westlichen Haus bauen werden. Zudem sollen sie durch die Medjai ausreichend geschützt werden, damit sie ungestört arbeiten können.«
Verlegen zog Nesamun den Kopf ein. »Ich tue alles in meiner Macht stehende, Majestät, doch die letzte Ernte ist sehr spärlich ausgefallen. Die Speicher sind beinahe leer ...«
»Was sagst du da?« Ramses-Sethherchepeschefs Stimme hatte einen scharfen Ton angenommen. »Willst du mir etwa weismachen, Amun-Re habe kein Korn mehr in seinen Vorratsspeichern?«
»Doch, Majestät, aber ...«
»Aber was?«, donnerte Ramses-Sethherchepeschef.
»Das Jahr hat gerade begonnen«, wagte Nesamun seine Befürchtungen zu erklären. »Wenn wir nicht sparsam mit den uns verbliebenen Reserven haushalten, wird das Volk am Ende hungern müssen.«
Ramses-Sethherchepeschef lachte verächtlich auf. »Wenn es Probleme gibt, Nesamun, wende dich an meinen Wesir. Er wird dir und den Menschen Thebens helfen. Doch sorge dafür, dass die Handwerker genug zu essen bekommen, damit sie nicht die Arbeit niederlegen und sich weigern, einen Hammerschlag oder Pinselstrich an meinem Grab zu tun!« Er sah zu Senbi, der dem Wortgefecht mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen gelauscht hatte. »Du wirst mir bis übermorgen eine Liste vorlegen, in der sämtliche Getreidevorräte verzeichnet sind, die im thebanischen Gau gelagert werden. Ich will wissen, wie schlimm der angebliche Notstand wirklich ist, der hier in der heiligen Stadt des Großen Gottes Amun-Re herrscht.«
Das Grinsen war urplötzlich aus Senbis Gesicht gewichen und hatte Platz für pures Entsetzen gemacht. In nur zwei Tagen sollte er sämtliche
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