Die Strafe des Seth
Neubesetzung der Posten in der Zwischenzeit fortgefahren.
Der Vizekönig von Kusch wurde in seinem Amt bestätigt genau wie Prinz Chaemwaset, der Nomarch des thebanischen Gaus. Dafür enthob Sethi Thotmose, den Obersten Richter von Theben, seiner Position. An seine Stelle trat Nachtanch, der Medjai-Hauptmann von Theben, der nun zwei ehrenvolle Ämter innehatte. Die gesamte hohe Priesterschaft des Amun-Re wurde in ihren Ämtern bestätigt und Prinz Chaemwaset für den von den Göttern gerichteten Senenmut zum Vierten Propheten ernannt. Nefertem, der Hohepriester des Ptah, musste weichen und Platz machen für Ptahhotep, der sein Glück kaum fassen konnte. Auch Chaemwasets Sohn Nebmaatre wurde seines Amtes als Erster Prophet des Re enthoben. An seine Stelle trat wieder Ramose. Sethi hatte tags zuvor ein Gespräch unter vier Augen mit Chaemwasets Sohn geführt, in dem er dem jungen Mann die Stellung des zweiten Gottesdieners angeboten hatte, aber Nebmaatre hatte dankend abgelehnt. Er wollte niemandem im Wege stehen.
Anschließend glitt Ramses-Sethherchepeschefs Blick über die Würdenträger und blieb an Meritusir und Amunhotep haften. »Ich bestätige die gesamte hohe Priesterschaft des Großen Gottes Osiris in ihren Ämtern.«
Überrascht sahen sich Meritusir und Amunhotep an. Mit dieser Entscheidung hatte keiner von beiden gerechnet. Ihre Freude dauerte jedoch nicht lange.
»Amunhotep soll vor meinem Thron erscheinen!«, hörten sie die Stimme von Ramses-Sethherchepeschef.
Gelassen trat Amunhotep vor den Thron und verneigte sich.
»Ich entbinde dich von deinen Pflichten als Oberster Vorsteher über die königlichen Bauarbeiten«, erklärte Ramses-Sethherchepeschef. »Allerdings wirst du noch deinen unerfüllten Pflichten in Abydos nachkommen! Hast du mich verstanden?«
Amunhotep bejahte, denn er wusste, was Sethi damit meinte. Dann griff er nach dem Ring an seinem Finger und reichte ihn dem neu ernannten Wesir zusammen mit dem dazugehörigen Amtsstab. Dabei trafen sich sein und Senbis Blick, in dem er außer Kälte und Niedertracht nichts Freundliches entdecken konnte.
Senbi ging es nicht anders. Er wusste von Sethherchepeschef, dass Satra nun einen neuen Namen trug und mit dem Hohepriester des Osiris vermählt war. Er taxierte sein Gegenüber genau und hasste den Mann, ohne ihm jemals zuvor begegnet zu sein.
Als sich Amunhotep zu seinem Platz in der Menge der Würdenträger zurückbegab, folgte Senbi ihm mit den Augen, bis er die verhasste Frau fand, der er acht Jahre in der Fremde zu verdanken hatte.
Du Miststück!, durchzuckte es ihn. Wie gerne würde ich dich meinen beiden Gehilfen übergeben, damit sie dich zu Tode prügeln.
Er knirschte bei dieser Vorstellung genüsslich mit den Zähnen, während sein Blick fest auf ihr geheftet blieb und jeder ihrer geschmeidigen Bewegungen folgte, als sie vom Pharao aufgerufen wurde und zum Thronpodest schritt.
»Ich ernenne dich zur Obersten Magierin Meiner Majestät«, tönte Ramses-Sethherchepeschef durch den Saal. Er stand auf und ging auf die Priesterin zu. In seinen Händen hielt er eine prachtvolle Kette, an der drei goldene Fliegen befestigt waren – die höchste Auszeichnung, welche man tapferen Soldaten verlieh, die ihre Feinde wie eine lästige Fliege umschwirrt und ihnen unentwegt zugesetzt hatten. »Ich überreiche dir das Ehrengold, Meritusir, denn dir allein ist es zu verdanken, dass die feindlichen Schiffe im Delta vernichtend und ohne Verluste besiegt wurden«, sagte er, während er Meritusir die Kette um den Hals legte. »Möge deine Magie mich und die Beiden Länder auch in Zukunft vor allem Unheil bewahren.«
Meritusir war sprachlos. Sie verneigte sich und stolperte benommen zu ihrem Gemahl zurück.
Die Würdenträger machten ihr respektvoll Platz, denn es war inzwischen im gesamten Land bekannt, dass diese Frau den Fluss zum Brennen gebracht hatte. Und wer außer einer großen Magierin konnte schon so etwas zustande bringen?
Es folgten weitere Ernennungen und Degradierungen, doch die von Ramose erhofften blieben aus, denn Sethi hatte sich alles noch einmal in der Nacht zuvor genau durchdacht.
Dem neuen Pharao war bewusst, dass er mit Bintanats Krönung die Beamten und Würdenträger überraschen und mit Senbis Ernennung zum Wesir all jene, die den Kaufmann wiedererkannten, schockieren würde. Er wollte sie nicht alle vor den Kopf stoßen, indem er auch noch Amunhotep seines Amtes enthob. Ramose musste sich eben noch ein wenig gedulden. In
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