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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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über dem Feld bleichte die Nacht über ihnen und färbte die Bäume schwarz und weiß.
    Der Notruf meldete sich.
    »Eine Frau wurde entführt. Männer haben sie in einen Chevrolet Tahoe gezerrt und sind weggefahren.« In aller Kürze fasste Gabe die Ereignisse zusammen. Dann wandte er sich an Diaz. »Wie ist das Kennzeichen deines Pick-ups?«
    Diaz blieb stumm.
    »Sag schon.«
    »Der Wagen hat nicht unbedingt Kindergartenkekse an Bord, verstehst du?«
    Der Zorn brach aus Gabe hervor. »Das ist eine Bombe auf Rädern. Wie lautet das Kennzeichen?«
    »Scheiße.« Mit hängenden Schultern spulte Diaz die Nummer herunter.
    Gabe gab sie durch. »Und schicken Sie Polizei und Rettung zum Stow Lake im Golden Gate Park. Bei der Brücke dort ist ein Mann namens Alec Shepard in Lebensgefahr.«
    Er schaltete ab. Überfuhr ein Stoppschild und bog schlingernd in die Galvez Street. Als er den Wagen wieder unter Kontrolle hatte, gab er Vollgas zum Campusausgang.
    »Als Kanan die Slickprobe scharf gemacht hat, warst du da bei ihm?«, fragte Gabe.
    Diaz warf ihm einen Blick zu. »Warum?«
    Gabe atmete zischend aus.
    Er raste an riesigen Eukalyptusbäumen vorbei. Rechts ragte das Stadion auf wie ein gewaltiges Mutterschiff, das die Nacht in tödlich weißes Licht tauchte. Mehrere Hundert
Meter weiter vorn, an der Kreuzung mit El Camino Real, erkannte er den Ausgang. Sie hörten eine Sirene. Im Rückspiegel bemerkte Gabe zuckende Lichter.
    »Nicht stehen bleiben«, sagte Diaz.
    Die Polizeischeinwerfer füllten die Spiegel. Hinter ihnen wurde ein weiterer Streifenwagen sichtbar und schloss sich der Jagd an.
    »Wenn du anhältst, geht alles den Bach runter«, beschwor ihn Diaz. »Wir müssen Misty und Seth rausholen.«
    »Ohne jemand in die Luft zu sprengen.« Gabe musterte ihn. »Oder war das der Plan?«
    »Betrifft niemand, um den es schade wäre.«
    Die Sirenen rückten näher. An der Kreuzung Galvez und El Camino zeigte die Ampel Grün.
    »Die Ärztin - sie ist dir wichtig?«, fragte Diaz.
    Die flackernden Lichter im Spiegel wurden heller.
    »Das kannst du laut sagen.«
    In hohem Tempo näherten sie sich der Kreuzung. Sein Griff um das Steuer wurde fester. Dann stampfte er auf die Bremse, zog die Handbremse und riss das Lenkrad herum. Das Heck des 4Runner beschrieb einen quietschenden Halbkreis, dann kam der Wagen schaukelnd zum Stehen.
    »Was soll das?«, knurrte Diaz.
    »Raus mit dir.«
    Direkt vor ihm hinterließen die Polizeiautos Gummi auf dem Asphalt, als sie kreischend stoppten. Blitzende blaue und rote Strahlen wischten über sie hinweg.
    »Die verhaften uns«, protestierte Diaz.
    »Als Einzelkämpfer kommen wir hier nicht weiter. Wir brauchen einen Hubschrauber, der nach Kanan sucht. Und
du musst eine Dekontamination machen, weil du unter Umständen mit Slick in Berührung gekommen bist.« Gabe öffnete die Tür. »Außerdem will ich, dass die ganze Polizei von Kalifornien nach Jo sucht.«
    Die Hände hinter dem Kopf gefaltet, stieg er aus und ließ sich mit den Knien auf die Straße fallen.

KAPITEL 34
    Misty Kanan wischte sich den Schweiß aus den Augen. Ihre Finger waren völlig taub und bluteten. Der Schraubenzieher in Büroklammergröße, den sie aus dem Bügeldraht ihres BHs gebastelt hatte, war verbogen und zerschrammt. Im Zimmer war es inzwischen stockdunkel. Es war ihr gelungen, drei der vier Schrauben zu entfernen, die den Knauf und den Schließmechanismus festhielten. Wieder tastete sie nach der vierten Schraube im Türbeschlag wie eine Blinde nach der Brailleschrift.
    Sie fuhr mit dem Finger über die Schraube, bis sie den Schlitz gefunden und ihr handgemachtes Werkzeug eingeführt hatte. Doch dann rutschte sie ab. Der Draht fiel ihr aus der Hand. Sie hörte, wie er mit leisem Klirren aufschlug und irgendwo in die Finsternis davonsprang.
    »Verdammt.«
    Mit zuckenden Schultern sackte sie gegen die Tür.
    Whiskey tappte zu ihr und stupste sie am Arm. Er wimmerte. Es war ein leises Wimmern. Er hatte Hunger und war dehydriert.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten und drückte sie an die
Augen. Verdammte Schweine, die einen Hund einfach verdursten ließen.
    »Schon gut, Junge. Ich hol uns hier raus.«
    Sie kniete sich hin und suchte den Boden ab.
    »Nimm, was da ist«, hatte Ian ihr einmal erklärt. »Eine Gabel, einen Bleistift, eine Glühbirne. Nichts ist nur das, wonach es aussieht.«
    »Ich bin doch bloß eine Schulschwester«, hatte sie geantwortet.
    »Nein, bist du nicht. Niemals.« Er nahm ihre Hand. »Das

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