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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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unwichtig. Außerdem ist die Broschüre veraltet.« Calder streckte die Hand aus. »Geben Sie sie mir, damit ich Ihnen aktuellere Informationen bringen kann.«
    »Nicht nötig.« Jo verstaute das Heft in ihrer Umhängetasche. »Ist Ian zufrieden bei Chira-Sayf? Oder hatte er Probleme?«
    Calder beäugte die Tasche wie Gollum seinen Schatz. »Tut mir leid. Ich kann Ihnen einfach nicht weiterhelfen. Ians Benehmen war immer unauffällig, und ich sehe ihn auch nicht so oft.«
    »Ich dachte, Sie sind seine Vorgesetzte.«
    Calder runzelte die Stirn, als wäre sie gerade über eine Unebenheit auf dem Gehsteig gestolpert. »Nicht seine direkte Vorgesetzte. Wie gesagt, er ist Freiberufler. Er hat keinen festen Platz in unserer Unternehmensstruktur.«
    »Ein einsamer Wolf also.«
    Ihre Wange zuckte. »Irgendwie schon.«

    »Für wen hat er vor seiner Zeit bei Chira-Sayf gearbeitet?«
    »Da müsste ich nachschauen.«
    Jo spürte, wie ihr Blutdruck stieg. »Ms. Calder, war Ians Reise nach Südafrika letzte Woche mit irgendwelchen Gefahren verbunden?«
    »Darüber kann ich Ihnen nichts sagen. Für seine Reisen nach Übersee bin ich nicht zuständig.«
    »Wer dann? An wen muss ich mich wenden? Die Reiseabteilung? Die technische Abteilung?«
    »Tut mir leid. Ich kann Ihnen nicht helfen.«
    Jo legte die Hände flach auf den Tisch und zählte langsam bis zehn. »Gut. In diesem Fall würde ich gern mit Alec Shepard sprechen.«
    Calder fuhr hoch, als hätte man sie gezwickt. »Das geht nicht! Er ist nicht im Büro.«
    »Dann warte ich, bis er kommt.«
    »Dr. Beckett, Sie verschwenden Ihre Zeit. Sie müssen mit Ians Freunden und Verwandten reden, um zu erfahren, was ihn … aus der Bahn geworfen hat. Mehr kann ich nicht für Sie tun.« Sie trat zur Tür und öffnete sie. »Tut mir leid.«
    »Mir auch.«
    Calder begleitete Jo hinaus.
    Als sie wieder im Wagen saß, blickte Jo zurück zu dem Gebäude. Hinter dem blauen Glas stand Calder, die Hände fest ineinander verklammert wie ein Bestattungsunternehmer.
    Jo kramte ihr Telefon heraus und tippte eine Nummer ein.
    »Chira-Sayf, guten Tag«, meldete sich die Rezeptionistin.

    »Ich möchte gern mit Alec Shepard sprechen.«
    Die Rezeptionistin stellte den Anruf durch. Shepards Sekretärin hob ab. Jo nannte ihren Namen und bat, mit ihm sprechen zu dürfen.
    »Er ist heute nicht im Büro. Darf ich fragen, worum es geht?«
    »Es ist ein Notfall. Ich führe eine psychiatrische Untersuchung für das San Francisco Police Department durch. Es handelt sich um Ian Kanan.«
    Schweigen. »Moment, ich verbinde Sie mit unserer Rechtsabteilung.«
    Jo sah förmlich vor sich, wie die nächste Angestellte von Chira-Sayf in ein flammenresistentes Elastankostüm schlüpfte.
    »Richten Sie Mr. Shepard aus, dass es bei der Untersuchung auch darum geht, ob Kanan ihn umbringen will. Er soll mich zurückrufen.«
    Längeres Schweigen. Schließlich schrieb die Sekretärin Jos Nummer auf.
    »Vielen Dank.«
    Nach dem Telefonat streckte sie die Hand nach der Zündung aus, doch dann zögerte sie und starrte wieder hinüber zu dem geschniegelten Unternehmenskomplex. Nachdenklich kramte sie die Chira-Sayf-Broschüre aus der Umhängetasche.
    Während sie darin blätterte, fragte sie sich, was Riva Calder vorhin so nervös gemacht hatte. Eigentlich stand in dem Prospekt nur das übliche Werbegewäsch. Nanotechnologie ist unsere Zukunft. Fußballmoleküle der Welt, vereinigt euch. Es gab Fotos strahlender Mitarbeiter, begeisterte
Menschen, die emsig an der Magie des 21. Jahrhunderts bastelten.
    Plötzlich erstarrte sie. Unter einem Bild mit mehreren Leuten waren Namen aufgelistet. »Verdammt.«
    Heiße Wut stieg in ihr hoch. Erneut griff sie zum Telefon. Diesmal hatte sie Riva Calders Mailbox dran. Sie unterbrach die Verbindung und wählte neu. »Ruth Fischer, bitte.«
    Der Anruf wurde durchgestellt, und eine Frauenstimme mit Südstaatenakzent meldete sich. »Ruth Fischer am Apparat.«
    »Jo Beckett. Das sind Ihre Optionen. Ich kann noch mal zum Empfang marschieren und Ihren Chef verlangen, ich kann die Cops holen, damit sie mit Ihnen reden, oder ich kann mich weiter oben an der Straße in dem Einkaufszentrum mit Ihnen treffen. Dort gibt es ein Taco Bell.«
    Nach einer verlegenen Pause antwortete Fischer: »Taco Bell.«
    Vielleicht servierten sie dort Krötensteaks. Am besten kochend heiß.
     
    Kanan starrte durch die Windschutzscheibe auf die Zentrale von Chira-Sayf. Aus einer Entfernung von einem Block hatte er einen

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