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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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würde. Meiring wusste alles und war drauf und dran zu entkommen.

    Kanan sprang auf. Oben polterte Meiring über das Deck. Dann strauchelte er über eine Klampe und verlor das Gleichgewicht. Er taumelte zur Bootskante und versuchte im letzen Moment zum Kai zu springen. Er verfehlte ihn.
    Mit einem Schrei verschwand Meiring in die Tiefe.
    Kanan hörte ein Platschen. Er starrte durch die Kabinentür auf das leere Deck und den blauen Himmel. Die Sonne stach ihn in die Augen. Über ihm kreischten die Möwen. Mit der Hand stützte er sich an der Wand ab.
     
    Wo war er hier?
    Er hielt inne, um sich zu orientieren. Er war an Bord der Somebody’s Baby.
    In seiner Hand lag eine HK-Pistole. Die Kabinentür war gewaltsam geöffnet und der Inhalt einer Schublade auf den Boden gekippt worden. Er war außer Atem, und die Schulter tat ihm weh, vielleicht vom Aufbrechen der Tür. Die Pistole kannte er nicht, aber wenn er sie in der Schublade gefunden hatte, war das für ihn in Ordnung. Er zog das Magazin heraus. Es war voll. Er ließ es wieder zurückschnappen und sicherte die Waffe.
    Plötzlich hörte er ein Spritzen und einen ängstlichen Schrei.
    Er stürmte hoch aufs Deck. Als er sich über die Reling beugte, bemerkte er unten im Wasser einen Mann mit verzweifeltem Gesicht.
    Der Typ war ziemlich massiv gebaut und blutete an der Stirn. Mühsam arbeitete er sich bis zum Boot vor und klatschte mit der Hand gegen den Rumpf, um irgendwo etwas
zum Festhalten zu finden. Dann tauchte er unter und einen Moment später spuckend wieder auf.
    Wie der verrückte Chuck Lesniak im Sambesi, der darum gekämpft hatte, zurück auf das Jetboot zu gelangen.
    »Moment.« Nach kurzem Zögern streifte Kanan sein Hemd ab, steckte die HK und sein Telefon in die Ärmel und legte es aufs Deck. Er kniete sich hin und griff nach unten, bis er den Mann am Hemdkragen zu fassen kriegte.
    »Ganz ruhig jetzt, ich hab Sie.«
    Es war ein Schock für ihn, als der Mann aufschrie und ihn mit beiden Händen über Bord riss.
    Mit dem Gesicht voran schlug Kanan auf und versank im Wasser, das so kalt war, dass es brannte. Keuchend kam er hoch und sah das Gesicht des Mannes auf sich zuschießen wie einen außer Kontrolle geratenen Güterzug.
    Der gehört zu ihnen .
    Er packte Kanan am Haar und hakte ihm den Ellbogen um den Hals wie den Schwenkarm eines Abrissbaggers. Gemeinsam gingen sie unter.
    Knie, Ellbogen, Finger. Riesenkräfte, die sich um Kanans Luftröhre ballten. Sie sanken und wanden sich, die Beine ineinander verklammert. Der Griff des Mannes war erdrückend.
    Das Licht verblasste. Unter der Oberfläche hatte das Wasser die Farbe von Schlacke. Lunge, Knochen, Haut - alles in ihm schrie nach Luft.
    Er unterdrückte die aufsteigende Panik, zog das Knie an und griff in seinen Stiefel. Nur langsam bewegte sich sein Arm im Wasser. Von den Rändern seiner Welt brandete die Nacht heran, grau und dann schwarz, ein Tunnel, der sich
zu einem einzigen Punkt auf dem Bauch des Mannes zusammenzog. Entschlossen zerrte er das Messer aus dem Stiefel.
    Beim letzten grauen Schimmer von Tageslicht im Zentrum seines Blickfelds stieß er zu.
    Die Klinge fuhr durch Tuch und Haut, durch Fett und Muskeln bis zum Kern. Mit einem plötzlichen Schwall erwärmte sich das Wasser um Kanans Hand. Der Griff um seinen Hals löste sich.
    Die Wärme breitete sich aus. Kanan riss das Messer heraus, drückte den Mann weg und paddelte hektisch nach oben zur Sonne, die nur noch eine matte Nadelspitze war.
    Seine Lunge war kurz davor zu zerbersten. Er hielt es nicht mehr aus und atmete ein. Im selben Moment durchbrachen seine Lippen, seine Nase, seine Augen die Oberfläche. Nach Luft schnappend, versank er wieder im Wasser. Trat um sich. Kam wieder nach oben und ließ den Sauerstoff in sich strömen. Schließlich wurde das schiefergraue Loch am Ende des Tunnels heller und größer, bis er Wasser und die schimmernde weiße Jacht erkennen konnte. Er griff nach dem Tau, mit dem das Boot festgemacht war.
    Ein Blutschwaden trübte das Wasser.
    Keine Luftblasen. Der Atem war bereits aus der Lunge des Mannes ausgetreten und hinauf in die Atmosphäre getrieben.
    Kanan umklammerte das Seil. Das Blut umkreiste ihn in üppigen Wirbeln. Höchste Zeit, dass er verschwand.
    Er schwamm durch das eiskalte Wasser bis zur hinteren Seite des Segelboots. Dort tauchte er mehrmals unter, um das Blut des Dicken abzuwaschen. Nach einer Weile kletterte
er über die stabile Leiter hinauf. An Deck fand er sein Denimhemd, in

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