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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Voraussetzung für einen gut funktionierenden Gifttod. Allerdings, und das ist verblüffend: Im Körper läßt sich jedes Gift nachweisen. Ein Giftmord ist nie ein vollkommenes Verbrechen; daran denken die Mörder am wenigsten. Und soviel habe ich von den Experten gelernt: Jedes Gift, das man zu sich nimmt – und der Hund muß es ja irgendwo gefressen haben –, braucht seine Zeit. Man fällt nicht von einer Sekunde zur anderen einfach um.«
    »Doch, so etwas gibt es«, sagte Dr. Hambach laut.
    »Aha! Der Landdoktor kennt eine besonders giftige Knolle!« rief Roemer.
    »Nein. Ich denke da an die Menschen, die von östlichen Geheimdiensten liquidiert wurden. Mit einer Giftpistole – wie in München. Mit einem leichten Stich ins Bein – wie in London. Die Opfer waren in Sekundenschnelle tot. Man hat ja später Abbildungen dieser Giftwerkzeuge gesehen: Eines hatte die Form eines Kugelschreibers …«
    »Herr Herbert … ist jemand mit einem Kugelschreiber Ihrer Molly zu nahe gekommen?« brüllte Roemer und lachte dröhnend. »Oder war Molly sogar ein antisowjetischer Agent, den man aus dem Hinterhalt killte? Gestehen Sie es: Molly war ein Spionagehund!«
    »Ich finde das keineswegs lächerlich«, sagte Marius Herbert bedrückt. »Molly war nur ein Hund, ein armes Lebewesen wie ich … Sie alle können nicht begreifen, was er für mich war. Nur ein Hund! So können nur Menschen denken, für die ein Tier ein minderwertiges Leben ist. Neben einigen Menschen, die ich mag, war mir Molly mehr wert als der ganze Rest der Welt.«
    »Danke!« sagte Doerinck steif.
    »Sie gehören zu den wenigen Menschen, die ich mag.«
    »Trotzdem falle ich Ihnen jetzt nicht um den Hals und weine.« Doerinck fing einen Blick seiner Tochter auf, zog den Kopf zwischen die Schultern und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Und wenn du entsetzte Kuhaugen machst, ich kann nichts dafür – ich mag den Burschen nicht. Auch nicht mit kurzen Haaren und einem wirklich genialen Bild. Nur weil er Magenkrebs hat, ist er noch hier; ich hätte ihn sonst längst vor die Tür gesetzt. »Ich kann Ihre Trauer um den Hund verstehen. Wichtiger scheint mir aber die Frage: War es ein Unfall – das heißt: Hat der Hund zufällig Gift gefressen? Oder war es ein vorsätzlicher Anschlag wie die Brandstiftung?«
    »Das wird uns Dr. Mayer morgen sagen.« Corinna erhob sich, als sie sah, wie Herbert zur Tür ging. »Wo willst du hin?«
    »Zurück zum Zelt. Hoffentlich ist Molly noch da.«
    »Weglaufen kann sie nicht!« bellte Dr. Roemer. Es war gar nicht witzig.
    »Aber sie kann geklaut werden!« schrie Herbert. Seine ganze Qual lag in diesem Aufschrei. »Wer sie umgebracht hat, kann ein Interesse daran haben, die Leiche verschwinden zu lassen! Das ist mir gerade eingefallen. Ich muß sofort zurück zum Zelt!«
    Seine Furcht erwies sich als unbegründet: Molly lag noch auf ihrer Decke, zugedeckt, wie Marius sie verlassen hatte. Er hob einen Zipfel hoch, sah sie kurz an und wandte sich dann ab.
    »Ich danke dir, daß du mitgekommen bist«, sagte er zu Corinna und zog seinen dünnen Pullover über den Kopf. »Gute Nacht.«
    »Was heißt das?«
    »Du mußt schlafen. Morgen stehen wieder dreißig, vierzig oder mehr Menschen vor der Tür.«
    »Und du?«
    »Ich schiebe mein Bett hierhin und schlafe neben Molly.«
    »Marius!«
    »Mein Gott, laß mich!« Er setzte sich auf einen Stuhl, streifte seine Schuhe ab und legte dann die Hände auf die Schenkel. »Gnädiges Fräulein, ich möchte mich entkleiden. Als nächstes folgt die Hose – ich möchte Ihnen diesen Anblick nicht zumuten.«
    »Und wenn ich hierbleibe? Du bist in einem Zustand, in dem man dich nicht allein lassen kann.«
    »O Himmel!« Marius Herbert lachte rauh. »Wieviel ›Zustände‹ habe ich schon hinter mir, in denen man mich nicht hätte allein lassen sollen! Ich bin immer wieder auf die Beine gekommen. Allein zu sein kann zur Sucht werden.«
    »Du mußt dein Bild weitermalen. Dein erstes großes Gemälde.«
    »Und wie ich malen werde! Mit dem Messer! In lauter kleine Fetzen zerreiße ich es. Ich kann es nicht mehr sehen.«
    »Es wird ein Meisterwerk.«
    »Ein Scheißdreck wird es!« Er begann seine Hose aufzuknöpfen, stand auf und ließ sie fallen. Er trug darunter eine hautfarbene kurze Unterhose, einen Slip, und erst jetzt, halbnackt, sah Corinna, wie dürr und knochig er war, vom jahrelangen Hungern gezeichnet und von seiner Krankheit. Marius Herbert grinste sie an, als er ihren prüfenden Blick

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