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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Professor Neroschenko die gesamten Kosten übernimmt. Fräulein Doerinck und ihre Begleitung sind Staatsgäste der UdSSR.
    »Das klingt gut«, sagte Doerinck, als die Botschaft diese Entscheidung mitteilte. »Damit dürfte auch Ljudmilas Sicherheit garantiert sein. Wir sollten es wagen.«
    »Ein Vorschlag von mir.« Dr. Roemer, dem es von Tag zu Tag besser ging, obwohl er nach ärztlicher Berechnung längst mit qualvollen Schmerzen hätte in der Klinik liegen müssen, fächelte sich mit dem Brief der Botschaft Luft ins Gesicht. Er hatte zehn Pfund abgenommen, was man bei seinem kolossalen Körper nicht sah, aber er merkte es dennoch am Kreislauf, der weniger labil geworden war. Die Diät, die Ljudmila ihm nach Corinnas Zusammenstellung kochte, mampfte er tapfer hinunter. Manchmal brüllte er herum, er komme sich wie ein Karnickel vor, nur zum Rammeln gäbe es nichts. Dr. Hambach gegenüber schwor er, sein erster Ausflug nach der Heilung gelte seinem Freund Krautkrämer am Hiltruper See, um dort bei einer Flasche vom besten Burgunder einen gespickten Hirschrücken zu verschlingen. Erst dann werde er wieder ein vollgültiger Mensch sein, hatte er seine Sehnsuchtsarie beendet.
    »Mein Vorschlag wäre«, sagte er jetzt, »Corinnas Moskaureise groß in die Presse zu bringen. Das macht es den Russen unmöglich, einen der Teilnehmer verschwinden zu lassen, weil so was einen ungeheuren Rummel hervorriefe, den sie sich nicht leisten können.«
    Corinnas Brief war außerdem auch noch eine heiße Diskussion unter vier Augen mit ihrem Vater vorausgegangen. »Wieso soll dieser Kerl mit nach Moskau?« hatte Stefan Doerinck gefragt, als er Herberts Namen las.
    »Er ist kein Kerl – in dem Sinne, wie du es meinst.«
    »Heißt das: Ich muß mich auf die Dauer an ihn gewöhnen?«
    »Vielleicht.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Meine Tochter und ein hergelaufener Spinner!«
    »Ich bin dreißig Jahre alt, Vater. Es ist mein Leben!« Auch das sagte sie ganz ruhig. Aber wenn sie Stefan Doerinck statt mit ›Papa‹ oder ›Papuschka‹ ganz nüchtern mit ›Vater‹ anredete, dann wußte er, daß es keinen Sinn mehr hatte, weiter in sie zu dringen. Das steife ›Vater‹ war immer ein Alarmsignal gewesen; das hatte er ein paarmal erlebt, wenn sie ihren Kopf durchsetzen wollte – und es auch tat. Zum Beispiel damals beim Abbruch des Medizinstudiums. Dann – rätselhaft für ihn, weil er von ihrer Panik nach den Liebesnächten mit Holger Bernau ja keine Ahnung hatte – die Zeit, wo sie mit traurigen Augen sinnlos irgendwo herumhockte. Später gab sie die Heilpraktikerausbildung vorzeitig auf und gründete ihre Teppichknüpfwerkstatt, die entgegen Doerincks Prophezeiungen ein großer Erfolg wurde. Und nun hatte sie sich diesen Marius Herbert angelacht!
    Stefan Doerinck gab es auf, seine Tochter zu begreifen. Nur wenn er Marius ansah, spürte er ein schmerzliches Ziehen in seinem Herzen. Bei Dr. Roemer konnte er mit seinen Vatersorgen nicht landen. »Aber, aber, lieber Stefan!« dröhnte der Riese und klatschte in die Hände. »Du siehst nur seine abgewetzte Hose. Aber was in der Hose ist, das kann nur Corinna beurteilen! Halt dich da raus, mein Junge!« Und Dr. Hambach sagte weise: »Stefan, ich kenne Bilder von früher, die dich ohne Uniform zeigten – was für ein Hering warst du damals! Nur die Uniform machte dich ansehnlich. Und trotzdem hast du diesen Engel Ljudmila bekommen, und sie ist bei dir geblieben.«
    An einem dieser Tage gelang es Dr. Willbreit endlich, mit Roemer zu telefonieren. Zunächst war natürlich Dr. Hambach am Apparat, blickte hinüber zu Roemer, der im Sessel saß und lauwarmes Mineralwasser schlürfte, und sagte so laut, daß Roemer es ohne Schwierigkeiten mithören konnte: »Ah, das ist schön, daß Sie von sich hören lassen, Herr Professor. Ich wollte auch schon bei Ihnen anrufen. Wie stehen die Aktien?«
    »Welche Aktien?« fragte Willbreit unvorsichtig zurück.
    »Ihre Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft.«
    Roemer seufzte laut, beugte sich nach vorn und hörte angespannt zu.
    »Die Dinge laufen.« Willbreits Stimme war kühl. »Kann ich Erasmus sprechen?«
    »Ich weiß nicht, ob er Sie sprechen will.«
    »Er soll sich selbst in den Arsch beißen!« brüllte Roemer. »Ich kann's leider von hier aus nicht.«
    »Ich habe es gehört.« Willbreit hatte im Laufe seiner Freundschaft mit Roemer schon so manches runterschlucken und verzeihen müssen – das heute war das wenigste. »Trotzdem: Holen Sie

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