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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Strafanträge vor. Einer sogar von Ihrer Gattin.«
    »Von meiner Frau?« brüllte Roemer. »Dahinter steckt Willbreit! Es ist wirklich ein Jammer, daß man heute nicht mehr die Prügelstrafe kennt.«
    »Nur noch im Orient, Herr Direktor«, sagte Fernich süffisant.
    »So ist es! Das Morgenland war uns schon immer voraus … Ich danke Ihnen sehr, Herr Oberrat.«
    »Was nun?« fragte Bürgermeister Beiler bedrückt, als die Mordkommission nach Münster abgefahren war. Doerinck wiegte den Kopf und verteilte Gläser mit Korn.
    »Jetzt wird man nachforschen, welcher Bürger von Hellenbrand jemals in einem Gebiet war, wo man noch mit Blaspfeilen jagt.«
    »Keiner. Das wüßte ich. So etwas spricht sich sofort herum. Stefan, du kennst doch unsere Leute! Wenn die ein Blasrohr mit Giftpfeilen mitbringen, wird das am Stammtisch und beim Weiberklatsch gezeigt. – Da läuft nichts!«
    »Aber jemand wollte mit einem Blasrohr Corinna ermorden, das ist nun mal sicher.«
    »Es laufen jetzt genug Fremde hier herum.«
    »Sie suchen Heilung. Wer tötet den, der ihm helfen soll? Der Anschlag kommt aus der gleichen Ecke wie die Brandstiftung!«
    Man erfuhr nie, wie falsch man dachte und suchte. Marikje Kerselaar kam nie wieder nach Hellenbrand … und greifen wir weit vor: Sie starb nach über einem Jahr qualvoll an einem Plasmozytom, der unheilbaren Krankheit, die Corinna bei ihr diagnostiziert hatte.
    Der Brief aus Moskau traf ein, über die sowjetische Botschaft in Bonn. Sogar in deutscher Sprache war er geschrieben, und die Hauptsätze lauteten:
    »Die Akademie der sowjetischen Wissenschaften und die Forschungsgruppe für Psychokinese und Bio-Plasma-Energetik, Leiter Professor Dr. Maxim Victorowitsch Neroschenko in Moskau, würden sich freuen, mit Frau Corinna Doerinck eine wissenschaftliche Zusammenarbeit zu beginnen und auf dem Gebiet der Parapsychologie neue Erkenntnisse zu erarbeiten. Wir sind jederzeit zu einem wissenschaftlichen Austausch bereit und bitten Sie, uns einen Termin und Ihre speziellen Wünsche über unsere Botschaft in Bonn bekanntzugeben. Professor Neroschenko steht Ihnen für alle Experimente mit seinem Stab zur Verfügung. Die Forschungsgruppe Neroschenko hat bisher einzig in der Welt dastehende Erkenntnisse gewonnen, die Grundlagen für ein völlig neues Weltbild sein könnten …«
    »Das wäre es nun!« sagte Doerinck, nachdem alle, von Dr. Roemer bis Dr. Hambach, das Schreiben gelesen hatten. »Was sagst du nun dazu, Corinna?«
    »Ich komme!« Sie legte die Arme um Ljudmilas und Stefans Schulter und warf wie immer, wenn sie sich freute, den Kopf weit in den Nacken. »Papuschka, schreib an die Botschaft: Ich – nein, wir kommen nach Moskau!«

14
    Das sowjetische Flugzeug, eine TU-Maschine, landete, von Frankfurt kommend, auf dem Moskauer Flugplatz Scheremetjewo.
    Ein wundervoller, klarer Herbsttag war es, mit einem stahlblauen, wolkenlosen Himmel und einer weißlichen Sonne. Die Russen kannten das; sie blickten hinauf in diese Sonne, nickten erfahrungsträchtig und wußten: Es wird einen langen, kalten Winter geben. Der Frost hängt schon am Himmel. Genossen, richtet euch darauf ein. Lüftet die Wintersachen, kontrolliert die gefütterten Stiefel, flickt die Wattejacken und gepolsterten Hosen. Und wenn ihr Fenster habt, durch deren Ritzen es zieht: Jetzt ist noch Zeit, sie mit Klebebändern abzudichten – falls es im Magazin Klebebänder gibt.
    Das Flugzeug zog einen weiten Kreis über Moskau. Nicht, weil das Wetter so schön war und Moskau wie ein Wahres Märchen unter ihnen lag mit dem silbern glitzernden Lauf der Moskwa, dem Kreml mit den golden blitzenden Kirchtürmen, den Parks, der grandiosen Universität im Zuckerbäckerstil, den dunklen Wäldern an den weit verzweigten Stadträndern, den wie Goldstücke verstreuten Klöstern und den riesigen Stadionanlagen – sondern weil die Maschine zu früh von Deutschland kam und noch keine Landeerlaubnis hatte.
    Corinna saß an einem Fenster vor den Tragflächen und blickte hinunter auf diese grandiose, so modern wirkende und doch ewig von Geheimnissen umwobene Stadt. Moskau! Wer hätte vor noch gar nicht langer Zeit daran gedacht, daß sie jemals hierher käme? Inzwischen hatten schon Hunderttausende von Touristen die sowjetische Metropole gesehen. In jedem Reisekatalog wurden Flüge nach Moskau, Leningrad, Stalingrad und Sotschi angeboten, Fahrten mit der Transsibirischen Eisenbahn bis an die Grenze zur Mongolei, Reisen nach Irkutsk und zum Baikalsee,

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