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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heide … Da ist ein Frieden, den man regelrecht in sich einsaugen kann.«
    »So friedlich, daß man Häuser niederbrennt und mit Giftpfeilen schießt …«
    »Was weißt du darüber, Thomas?«
    »Nur was man überall lesen konnte und was so durchsickert. Kann ich dich wieder besuchen, Erasmus?«
    »Du bleibst dabei, daß gegen Corinna staatsanwaltlich ermittelt wird?«
    »Die Sache läuft nun mal, Erasmus.«
    »Dann leck mich bis zu deinem Lebensende am Arsch!« brüllte Roemer und hieb wieder gegen die Wand. Hambach wunderte sich, daß das alte Gemäuer so etwas aushielt und die Wand nicht zusammenfiel. »Und nenne dich nie mehr meinen Freund! Ich werde das als Beleidigung und Ehrabschneiderei betrachten!«
    Er feuerte den Hörer zurück, drehte sich zu Dr. Hambach um und sagte fett:
    »So! Das hätten wir! Mir ist jetzt richtig wohl wie nach einer Sturzgeburt.«
    »Es fragt sich nur, ob das klug war. Nun hast du einen Feind mehr.«
    »Nicht Willbreit! Ihr kennt ihn alle nicht. Der Knabe ist sensibler als eine Seeanemone. Seinen harten Panzer hat er sich nur als Chirurg zugelegt. Der sitzt jetzt am Schreibtisch wie ein verlassener Hund. Und das mit Lydia, seiner Frau, ist ein Drama. Wenn er sie so gründlich beschlafen würde, wie er seine Klinik liebt …« Roemer winkte ab. »In Wirklichkeit ist Willbreit ein armes Würstchen. Sein Beruf frißt ihn mit Haut und Haaren. Ein Arzt aus Leidenschaft, der außerdem noch etwas kann! Und eingewickelt in eine Eitelkeit, die er Ethos nennt. Der Mensch ist schon ein verrücktes Geschöpf!«
    Noch ein anderer Arzt fand genauso wie Roemer zu neuer Lebensfreude zurück: der Lungen-Experte Dr. Wewes aus Münster. Nach sieben Behandlungen durch Corinna ließ er sich von einem völlig neutralen und unbeeinflußten Kollegen untersuchen. Er fuhr deshalb extra nach Hamburg, legte sich im Eppendorfer Krankenhaus eine Woche auf die Innere Station und ließ sich durchtesten. Bei Professor Dr. Balthoff deutete er an, daß er ein Gallenempyem befürchte. Das wirkte wie ein Alarm. Balthoff setzte zur Diagnose alles ein, was die moderne Medizin zur Verfügung hatte. Dr. Wewes durchlief ein wahres Labyrinth von Untersuchungen. Am Ende dieser Diagnostikwoche saß er Professor Balthoff gegenüber, erwartungsvoll wie ein Angeklagter vor seinem Richter.
    »Wer hat Ihnen eigentlich dieses Gallenempyem eingeredet?« fragte Balthoff kopfschüttelnd. »Lieber Kollege, da ist nichts, rein gar nichts! Ich möchte nicht weiter fragen, aber ich kann Sie beruhigen.«
    Dr. Wewes atmete auf. Die genauen Untersuchungen damals in Münster mit ganz entgegengesetzten Ergebnissen waren ihm noch gegenwärtig, als seien sie gestern gewesen. Wie fast alle Ärzte hatte er vor eigenen Erkrankungen eine tief sitzende Angst, ja er konnte da sogar in Panik geraten, er gehörte nicht zu jener Sorte von Ärzten, die alarmierende Erscheinungen am eigenen Körper ignorierten und gleichzeitig von ihren Patienten höchste Wachsamkeit verlangten.
    »Ich hatte ein Fachgutachten«, sagte er befreit. »Man empfahl mir eine sofortige Cholezystektomie. Wobei man durchblicken ließ, daß eine Pankreasbeteiligung nicht auszuschließen sei.«
    »Rätselhaft.« Professor Balthoff blätterte noch einmal, etwas nervös, in den Untersuchungsakten. Die Befunde waren einwandfrei und klar. Negativ. Kollege Wewes war gesund wie ein Fisch im reinen Wasser. »Ich will dem Kollegen in Münster nicht zu nahe treten – aber auch bei intensivster Behandlung kann sich ein Empyem in so kurzer Zeit nicht ausheilen lassen. Zumal eine Operation dann wirklich angezeigt gewesen wäre. Sie geben uns da eine harte Nuß auf, lieber Kollege Wewes …«
    Am nächsten Abend schlich sich Dr. Wewes, wie immer seit dem Beginn seiner Behandlung, von hinten durch den Garten in Doerincks Haus. Stefan Doerinck, der ihn vom Arbeitszimmer aus kommen sah, ging hinüber in das Wohnzimmer. »Unser Indianer Schleichfuß kommt wieder«, sagte er. »Jedesmal, wenn ich ihn sehe, kommt mir die Galle hoch. Sich von Corinna heilen lassen, aber zu feig, dazu zu stehen!«
    »Feigheit ist die hervorstechendste menschliche Eigenschaft«, knurrte Dr. Roemer. Er war herübergekommen, weil Ljudmila angekündigt hatte, sie werde einen echten kaukasischen Schaschlik machen. Mit Lammfleisch von der Keule, Zwiebeln und Tomaten. Nach dem Braten überstrich sie das Fleisch mit einer Beize aus Olivenöl und Minze. »Und wenn mich das vier Wochen zurückwirft«, hatte Roemer gejubelt, »ich

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