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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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merken!« Marius Herbert ging zur Tür und riß sie auf. Es war eine unmißverständliche Geste. »Sie bezichtigen uns also des Diebstahls, der Unterschlagung, der Steuerhinterziehung und was weiß ich noch alles!«
    »Es war nur so ein Gedanke«, schwächte Piering ab.
    »Dafür danken wir!«
    Mit verbissenen Gesichtern verließen die Beamten das Zelt, stiegen in ihren Wagen und fuhren nach Münster zurück. Denen werden wir's zeigen, dachten sie. Die werden noch auf dem Zahnfleisch herumkriechen. Sich mit dem deutschen Fiskus anzulegen, dazu gehören Nerven. Und außerdem: Was auch kommen mag, das Finanzamt hat immer den längeren Arm. Wer einmal angespitzt worden ist, wird auch in den Boden gerammt, früher oder später. Das Finanzamt vergißt nie einen Widerstand.
    Am Nachmittag schaltete sich Dr. Roemer wieder ein. Er hörte sich den Bericht von Corinna an, schnaufte laut und wählte die Nummer des Finanzamtes. Der Vorsteher, ein Leitender Regierungsdirektor, war nicht im Haus; der Stellvertreter behauptete, er wisse von nichts; der Chef der Steuerfahndung war ebenfalls unterwegs, und Wackmüller und Piering hatten sich im Amt noch nicht gemeldet.
    »Das wird Folgen haben!« brüllte Roemer den ahnungslosen stellvertretenden Vorsteher an. »Dieser Auftritt stinkt zum Himmel!«
    Es war natürlich ganz klar, daß solche Reden keinerlei Wirkung hinterließen, es sei denn negative. Im öffentlichen gesellschaftlichen Leben gibt es zwei Gottheiten: Die berühmten ›Götter in Weiß‹, die Medizinprofessoren in den Krankenhäusern – und die noch mächtigeren Götter in den Finanzburgen.
    Aus Holland rief Professor van Meersei an, nachdem er von der Einladung nach Moskau erfahren hatte. Er war doppelt enthusiasmiert – einmal, weil Corinna von den besten Parapsychologen und PSI-Forschern der Welt empfangen werden würde; zum zweiten, weil jetzt feststand, daß Corinnas Behandlung ihn endlich von dem bisher unheilbaren Nasenzucken befreit hatte. Was die besten Neurologen nicht geschafft hatten – nach neunmaligem Streicheln über van Meerseis Gesicht kapitulierten die Nerven, und Meerseis Nase benahm sich gesittet wie alle anderen Zinken. Die bewundernden Worte, die Meersei durchs Telefon rief, kamen schon einer Hymne gleich. Er teilte mit, daß er mit der großen Abhandlung über seine Zeit bei Corinna gut vorankomme. Er wolle sie in alle Kultursprachen übersetzen lassen, damit das Phänomen Corinna weltweit bekannt werde.
    Und noch etwas teilte er mit: Marikje Kerselaar, die Wunderheilerin mit angeblichen Beziehungen zum königlichen Haus, war vor vier Tagen plötzlich zusammengebrochen und mußte in eine Klinik gebracht werden. Man konnte sie nicht fragen, ob sie damit einverstanden war, ihr Geist hatte sich verwirrt. Bei einer gründlichen Generaluntersuchung wurde bei ihr ein Plasmazytom festgestellt. Unheilbar. Ein Todesurteil.
    »Ich hab' es ihr gesagt.« Corinna senkte den Kopf. Wieder überfiel sie eine Art Entsetzen vor sich selbst. »Sie wollte es mir nicht glauben.«
    »Du … du hast es gewußt?« rief van Meersei mit Trompetenstimme. »Eine solche Krankheit? Das ist ja phänomenal!«
    Corinna preßte die Lippen zusammen und atmete pfeifend durch die Nase. Sie spürte ihren Herzschlag im Hals. »Ich bekomme Angst vor mir, könnt ihr das verstehen?«
    Aus dem Labor des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden kam endlich die Analyse des Giftes, mit dem der Pfeil getränkt war, der Molly getötet hatte. Es war ein seltenes, sofort wirksames Gift aus einer Knolle, die nur in Indonesien wuchs. Die Eingeborenen auf Borneo und Celebes hatten es früher benutzt für ihre Blasrohrpfeile. Es war heute nur noch den Toxikologieexperten bekannt … ein ausgestorbener Exote. Kriminaloberrat Fernich sagte es so:
    »Wir werden gegen eine Wand laufen! Wer kennt in Hellenbrand dieses seltene Gift? Wie kommt jemand hierbei uns an solch ein Zeug? Wer kann mit einem Blasrohr umgehen? Ausgerechnet in Hellenbrand! Ich möchte da mal herumfragen, wer überhaupt Celebes kennt! Bürgermeister Beiler könnte sicher beschwören, daß noch nie ein Hellenbrander auf Borneo oder Celebes gewesen ist. Dieses Gift aber im Kochtopf auf dem Herd herstellen, das kann keiner. Die Chemiker sagen, die Destillation des Giftes aus dem Wurzelsaft sei eine langwierige und schwierige Sache und bei den Urvölkern allein den Medizinmännern vorbehalten gewesen. Wir werden da nie weiterkommen.«
    »Dann muß es jemand gewesen sein, der mit den vielen

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