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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschrieben.«
    »Auch sie stammt aus dem Kaukasus, wie Sie, Ljudmila Davidowna. Dschuna kommt aus dem Dorf Kuban. Die Leute im Dorf, die zu dem damaligen Kind kamen, um sich ihr Ischias oder Magengeschwüre behandeln zu lassen, nannten sie ›Die Kinderhexe‹. Schon da, als Kind, richtete sie ihre Handflächen auf die kranken Körperteile und spürte, daß eine Besserung eintrat. Wie bei Ihnen, Corinna!« Dr. Boganorow trank einen langen Schluck. Neben ihm hustete Marius in sein Wodkaglas; noch eins, und ich liege flach, dachte er verzweifelt … »Welche Gemeinsamkeiten mit unserer Dschuna! Hören Sie nur: Als sie vierzehn war, zogen die Davitaschwilis in die grusinische Hauptstadt Tiflis. Dschuna wurde erst Filmvorführerin, dann Kellnerin, weil sie so normal sein wollte wie alle Mädchen. Aber ihre Gabe, mit den Händen zu heilen, ließ sich nicht unterdrücken. Sie wurde Krankengymnastin und nahm eine Stelle an der Poliklinik in Tiflis an. Ein einflußreicher Genosse holte sie dann nach Moskau. Hier begann es. Von hier aus verbreitete sich ihr Ruhm über die ganze Welt.«
    »Man behauptet bei uns, daß es der einflußreiche Genosse Breschnew selbst war«, sagte Stefan Doerinck. »Dschuna soll ihn behandelt und seine Leiden sehr gebessert haben …«
    »Kapitalistische Propaganda!« Dr. Latischew winkte ab. »Was man so redet im Westen! Dschuna ist heute eine anerkannte Therapeutin. Sie behandelt privat, in Arztpraxen und in Krankenhäusern. Sie hat eine Lizenz, ihre Liste der Heilungen ist sensationell, und man spricht darüber. Wer kennt bei uns Dschuna nicht!«
    »Glückliches Rußland!« sagte Dr. Hambach. »Bei uns in Deutschland entfesselt man eine Hexenjagd gegen jeden, der es wagt, der Schulmedizin zu widersprechen. Corinnas unerbittlichste Gegner sind die Ärzte.«
    »Da ist es bei uns anders.« Dr. Boganorow prostete Corinna wieder zu. »Als Dschunas Ruf, eine Wunderheilerin zu sein, sich wie ein Steppenbrand über Rußland verbreitete, waren es gerade die Spitzen unserer medizinischen Wissenschaft, die sich mit Begeisterung dieses Phänomens annahmen. Alles, was es an wissenschaftlichen Möglichkeiten gab, Dschunas Gabe zu ergründen und zu durchleuchten, wurde eingesetzt. Das Institut für Physiologie, die biologische Forschungsgruppe von Professor Alexander Gurwitsch, das Institut unseres berühmten Professors Venyamin Puschkin, die Plasmafeld-Forscher Injuschin und Grischenko aus Alma-Ata, die Gruppe um Professor Naumow, Leiter des Kongresses für parapsychologische Forschung in Moskau – alle diese Institutionen und Persönlichkeiten haben Dschuna im Laufe der Jahre getestet. Das Ergebnis: Dschunas Heilkraft ist offiziell anerkannt!«
    »Ich wiederhole: Glückliches Rußland!« rief Dr. Hambach. »Das absolut akademische Denken gibt es anscheinend nur in Deutschland.«
    »Nun soll das gleiche mit Ihnen geschehen, Corinna Stefanowna«, sagte Dr. Latischew. Es war das erstemal, daß er Corinna in der russischen Art mit Vatersnamen anredete. Doerinck fand, es klinge sehr gut. »Professor Neroschenko wird die besten Wissenschaftler um sich versammeln und Ihre Heilgabe untersuchen. Seien Sie nicht zu stolz, wenn ich Ihnen jetzt sage: Sie müßten nach dem, was wir gehört haben, unsere Dschuna noch übertreffen.«
    »Ich bin nicht stolz.« Corinna schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja selbst nicht, wie und warum das alles so in mir ist. Ich fühle die Krankheiten, meine Fingerspitzen ›sehen‹ sie, und die unerklärlichen Strahlen aus meinen Händen zerstören die kranken Zellen und stellen das Gleichgewicht im Körper wieder her.«
    »So ist es.« Dr. Boganorow goß die Gläser noch einmal voll. »Wir haben Sie eingeladen, Corinna Stefanowna, um das alles zu erklären. Der ganzen übrigen ungläubigen Welt zu erklären. Genosse Professor Neroschenko wird es Ihnen sagen: Wir leben in einem Zeitalter des völligen geistigen Umbruchs. Alles, was wir bisher wußten, ist nur Stückwerk. Im menschlichen Geist liegen so große Möglichkeiten, wie sie sich kein utopischer Schriftsteller ausdenken kann. Die Wirklichkeit übertrifft alles! Wir haben den Spalt einer Tür aufgestoßen, hinter der das Universum und die Unsterblichkeit greifbar sind. Die Dimensionen weiten sich. Die Einsteinsche Theorie wird zum Einmaleins. Die Zeit, die schon Einstein als relativ entlarvte, wird zum Spielball. Könnte der Mensch sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, blieben seine Uhren stehen, und er würde nicht älter.

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