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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Boganorow, als sie, den Fuchsmantel um sich geworfen, an der Tür erschien. »Nikita Michailowitsch hat es sich mit den Fäusten aufgetrommelt – das Magengeschwür ist perforiert. Er hat Magenbluten, spuckt Blut, krümmt sich vor Schmerzen.«
    »Ist er unterwegs ins Krankenhaus?«
    »Nein, er liegt noch in seinem Bett.«
    Es war etwas geschehen, was im Umkreis unserer Zivilisation eigentlich nur noch in Sibirien möglich ist: Sofort nach der Meldung, Marusow sei todkrank geworden, war Neroschenko an sein Bett geeilt, hatte ihn betrachtet, dem Stöhnenden auf die Schulter geklopft und dann befohlen, ihn nicht ins Krankenhaus zu bringen, sondern Corinna zu wecken. Dann ließ er alle Mitarbeiter aus den Betten werfen, die Instrumente klarmachen und Masurow auf einer Trage in den großen Experimentierraum rollen. Dort lag er nun, stöhnte und hielt sich den Bauch fest, hustete ab und zu Blut und hatte eine Todesangst in den Augen. »Genossen, laßt mich nicht verrecken«, wimmerte er, wenn ihn die Schmerzen zusammenkrümmten. »Oh, helft mir doch! Wo ist denn ein Arzt?«
    Die Videokamera lief bereits und nahm alles auf. »Ein Glück haben wir«, meinte Neroschenko gemütvoll, als er mit Dr. Boganorow zu Corinnas Zimmer eilte. »Nach der ›Magischen Hitze‹ wird das ein völlig überzeugender Beweis psychokinetischer Energie werden!«
    »Wenn es Corinna gelingt, Genosse Professor …«
    »Zweifeln Sie daran? Boganorow, Sie enttäuschen mich!«
    Masurow lag keuchend, von Schweiß bedeckt, fahl im Gesicht und zitternd vor Schmerzen und Angst auf der Trage unter den Scheinwerfern und Mikrofonen. Die Videokameras waren auf ihn gerichtet. Einige Assistenten von Professor Neroschenko bemühten sich, ihn zu beruhigen. Aber man besänftige mal einen Kranken, der bei vollem Bewußtsein merkt, daß sein Leben nur noch Stunden, vielleicht nur noch Minuten dauern wird.
    Corinna trat an die Trage heran und beugte sich über Masurow. Sein vor Todesangst irrer Blick traf sie wie ein Stich. Was Masurow stammelte, verstand sie nicht, aber sie wußte dennoch genau, was er sagte. Neroschenko tätschelte wieder das Gesicht des Kranken, und Boganorow übersetzte völlig nutzlos: »Er sagt, er hat Angst vor dem Tod. Corinna Stefanowna, können Sie ihm noch helfen? Entscheiden Sie schnell!«
    »Kann er noch gerettet werden, wenn er jetzt sofort nach Tscheljabinsk gebracht wird?«
    »Bis zu einer Operation wird es sicherlich drei Stunden dauern.«
    »Das ist zu spät!«
    »Wir glauben das auch.« Dr. Boganorow verzog den Mund, als wolle er stumm damit andeuten, daß ihn keine Schuld träfe an der tödlichen Situation. Der Zwang, das Schicksal in eine andere Bahn zu lenken, kam ganz allein von Professor Neroschenko. In diesem Augenblick, den Tod eines Menschen vor Augen, der ihr hier wie ein Opferlamm vorgelegt wurde, haßte sie Neroschenko. Er stand ihr gegenüber, jenseits der Trage mit dem Todkranken, und polierte mit der Hand wieder seine Glatze. Aber die ungewöhnliche, zwingende Situation weckte in ihr auch eine ungeheure Kraft; eine unheimliche Energie; den harten Willen, sich gegen das Schicksal zu stemmen. Zum erstenmal in ihrem Leben schrie sie nach innen, schrie sie sich selber zu: Helft mir doch! Laßt mich nicht allein! Und sie dachte an die merkwürdige, von Lichtstrahlen durchdrungene Nebelgestalt, von der sie die Worte zu hören glaubte: Ich bin Assanurian, dein Großvater; dachte an den Schnee, die Eistücher und den Frost, die ihrem nackten Körper nichts hatten anhaben können. Nicht einmal gespürt hatte sie, daß sie der mörderischen Kälte ausgesetzt gewesen war und daß die steinhart gefrorenen Tücher auf ihrem Leib dahingeschmolzen waren. Das hatte sie alles erst dann wahrgenommen, als sie frierend und mit klappernden Zähnen, eingehüllt in Pelz und Felldecken, ihre erlösende Zigarette rauchte und die mit Schmelzwasser gefüllten Konturen ihres Körpers im Schnee sah.
    »Seien Sie ganz ruhig!« sagte sie jetzt zu dem wimmernden Masurow. »Haben Sie keine Angst. Ich will Ihnen helfen, aber wir müssen beide daran glauben.«
    Masurow verstand sie natürlich nicht, aber der Klang ihrer sanften, weichen Stimme, der goldene Punkt in ihren schwarzen Augen zwangen ihn, für einen kurzen Augenblick seine Angst und seine Schmerzen zu vergessen. Er lächelte schwach. Dr. Boganorow, der Corinnas Worte übersetzen wollte, wurde von Neroschenko zurückgezerrt und zur Seite geschoben.
    Es war eigentlich wie immer: Die zur

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