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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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flachen Schale geformten Hände, das Streicheln zehn Zentimeter über der kranken Körperstelle, das Verharren der Hände über dem kritischen Punkt, dieses im unheimlichen Kräftespiel erstarrte Gesicht Corinnas, das in diesen Augenblicken nur noch von den hervortretenden hohen Backenknochen beherrscht wurde – und dann das wie kraftlose Wegsinken der Hände, die Lösung der Spannung, die ausgestreckte rechte Hand zur Zigarette, die Dr. Latischew bereits angezündet hatte.
    Und doch war alles anders: Nikita Michailowitsch Masurow lächelte noch immer, aber er war in Ohnmacht gefallen. Wachsbleich, aber mit einem glücklichen Ausdruck im Gesicht lag er auf der schmalen Trage. Die Arme waren seitlich auf den Boden gefallen. Ein Atmen war nicht mehr zu sehen. Gläubige hätten jetzt ein Kreuz geschlagen und gebetet.
    Neroschenko polierte wie wild seine Glatze. »Tott?!« fragte er. »Ist tott?!«
    »Nein.« Corinna setzte sich auf einen Stuhl, den man ihr unterschob, und rauchte hastig weiter. »Wir kämpfen!«
    Boganorow übersetzte, und Professor Neroschenko ließ sich auf einen Stuhl neben Corinna fallen. Noch immer liefen Videokamera, Mikrofone und Tonband. Nichts ging verloren von diesen einmaligen, nie wiederkehrenden Minuten, von diesem ›Wunder‹, wie es die Menschen einfach nannten, weil es keine Erklärungen mehr dafür gab.
    Masurows Ohnmacht dauerte sieben Minuten und neun Sekunden … alles wurde gemessen. Als Nikita Michailowitsch die Lider öffnete, hielt eine der Stoppuhren an. Im Protokoll wurde die Uhrzeit eingetragen. Neroschenko, der ihn mit den Worten: »Da sind wir ja wieder, Genosse Masurow« begrüßen wollte, biß sich auf die Lippen und schwieg. Corinna hatte sich vorgebeugt und legte jetzt ihre rechte Hand auf Masurows Stirn. Der Kranke strahlte sie an … es war wirklich so: Aus seinen Augen brach ein lebensstarker Glanz.
    »Sie werden noch Schmerzen haben, noch ein paar Stunden«, sagte sie. »Aber dann wird es bessergehen. Sie bluten nicht mehr. Morgen werden wir weiterkämpfen, Nikita Michailowitsch.«
    Dr. Boganorow übersetzte es mit heiserer Stimme. Ein paarmal mußte er dabei vor Erregung schlucken. Masurow nickte stumm, faltete die Hände über der Brust, schloß wieder die Augen und schlief ein. Seine langen Atemzüge zeigten, wie gesund er schlief.
    Neroschenko stand auf und seufzte tief. Dann küßte er Corinna wortlos auf die Stirn. Er winkte, und man trug Masurow aus dem Labor. Die Kameras, Tonbänder und Mikrofone wurden ausgeschaltet. Dr. Latischew war der erste und einzige, der etwas sagte:
    »Nikita … ist gerettet?«
    »Ja!«
    »Und seine Magengeschwüre?«
    »Sie werden austrocknen.« Corinna erhob sich auch und blickte sich im Kreise um. »Kann ich gehen? Ich bin müde … Heute war kein leichter Tag …«
    Dr. Boganorow begleitete sie zurück zu ihrem Zimmer und wartete auf dem Flur, bis er hörte, wie sie von innen abschloß.
    Marius saß auf der Bettkante, schmal, knöchern und nackt und hatte ein Handtuch um die Schulter gelegt. »Was war los?« fragte er. »So schnell konnte ich mich nicht anziehen, wie du abgesaust bist. Und wo sollte ich dich dann suchen?«
    »Ein Mann wollte sterben. Der Techniker Masurow.« Sie ließ den dicken Fuchsmantel fallen und stieg hinter Marius ins Bett. Ihr herrlicher glänzender Körper streckte sich und entspannte sich.
    »Das hab' ich mitgekriegt. Magenbluten. Geschwür durchgebrochen. Scheiße, was?«
    »Ja«, antwortete sie müde und schloß die Augen. Marius stand auf, breitete die bezogene Decke über sie und streichelte dabei über ihre Brust. »Laß das jetzt!« murmelte sie.
    »Und Masurow lebt noch?«
    »Manchmal fragst du recht dumm, Marius.«
    »Erlaube mal! Es ist ja nicht normal, daß dann noch einer weiterlebt.«
    »Das mußt ausgerechnet du sagen, bei dem ein Magenkrebs zusammenbricht …«
    Sie drehte sich auf die Seite, schob die Hände unter ihr Gesicht und schlief schlagartig ein. Wie ein großes Mädchen lag sie da, mit aufgelösten Haaren, etwas vorgewölbten Schmollmundlippen und vibrierenden Nasenflügeln.
    Marius betrachtete sie lange, bevor er an ihre Seite kroch und das Licht löschte.
    Womit habe ich sie verdient, dachte er. Ihm war übel vor Glück. Für sie ließe ich mich in Stücke reißen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich liebe sie bis zum Wahnsinn. Ich habe ihr mein Leben gegeben … es liegt in ihren Händen … in ihren strahlenden Händen. Ohne sie wäre ich verloren. O Gott im Himmel, daß es

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