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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Corinna hoch vom Boden, trug sie, bärenstark wie er war, in das Wohnzimmer und tanzte mit ihr um den überladenen Tisch. »Sieg!« brüllte er dabei. »Sieg, mein Mädchen! Ich war in Willbreits Sägewerk, habe mich röntgen lassen: Ich bin gesund! Gesund! Welch ein Leben … ein neues Leben! Durch dich!«
    In zehn Tagen war viel geschehen in Hellenbrand und in Münster.
    Elise Roemer hatte tatsächlich die Scheidung eingereicht und war, um allen Fragen und vor allem den Vorwürfen ihres Vaters zu entfliehen, in ein Sanatorium ausgewichen. Hier bestätigte der Chefarzt – was zu erwarten war –, daß die Patientin völlige Ruhe brauche und keinerlei Kontakte zur Außenwelt haben dürfe. Elises Vater rief bei Roemer an, klagte Stein und Bein über den kommenden gesellschaftlichen Skandal und war erst dann etwas ruhiger, als Roemer kundgab, daß der neue Schwiegersohn höchstwahrscheinlich ein Graf sein werde. »Was willst du mehr?« fragte er den verdutzten Vater von Elise. »Einen popeligen Justizbeamten tauschst du gegen ungarischen Hochadel ein. Wenn das kein Fortschritt in deiner Gesellschaft ist! Elise eine Frau Gräfin von Spreizbeinstatt …«
    Mit einem tiefen Knurren beendete daraufhin der Schwiegervater das Gespräch.
    Aber auch Professor Willbreit hatte jetzt die Sorgen, die Roemer immer erwartet hatte: Lydia, seine hübsche Frau, bis zu den Haarspitzen mit Sehnsucht und unbeanspruchten Hormonen geladen, hatte ihrem Mann ein Ultimatum gestellt: Entweder erübrigst du mehr Freizeit für mich – oder du bleibst ganz in der Klinik! »Wenn die Klinik deine Geliebte ist«, hatte sie wörtlich gesagt, »steht es mir zu, auch einen Geliebten zu haben.«
    »Das wäre mir unerträglich«, klagte Willbreit später bei Roemer in Doerincks Haus. »Was soll ich tun, Erasmus?«
    »Das gleiche, was ich vorhabe: Wir fahren zu Krautkrämer nach Hiltrup, lassen uns von ihm ein Superdinner zusammenstellen und heben die Gläser zur Feier unserer Befreiung. Erst einen Bordeaux, dann einen Schampus – Junge, wird das ein Fest! Ich rufe sofort Krautkrämer an, daß wir anrücken! Er soll seine Küchenbrigade alarmieren!«
    »Du sitzt auf strengster Diät, mein Lieber!«
    »Die Pusteblume sagt zum Sauerampferlein: Komm, blas mir mal von hinten rein … Ich bin gesund, Herr Professor Dr. Willbreit-Aufschneider. Gesund! Gestern war ich bei Dr. Meersmann in Billerbeck zur Röntgenkontrolle: Befreit sind Innereien von Zersetzung und Jauche, durch Corinnas strahlenden, heilenden Blick …« Roemer lachte dröhnend. »Da hätte auch Goethe Freude dran.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Goethe hatte einen spezifischen Humor.«
    »Ich meine: Ich glaube nicht, daß du gesund bist. Durch Handauflegen! Durch Streicheln! Durch irgendwelche noch so klingende Strahlen. Bio-energetische Strahlungen … Bio-Plasma … psychokinetische Kraftfelder … Das ist doch alles barer Unsinn.«
    »Willst du Dr. Meersmanns Röntgenkontrolle anzweifeln?«
    »Ich will das selber sehen.«
    Und so kam es, daß Roemer in Münster, in der Uni-Klinik, röntgenologisch und nuklearmedizinisch durchgetestet wurde, und daß am Ende der gründlichsten Untersuchung, die Roemer je erlebt hatte, Professor Dr. Kranzmüller zu seinem Kollegen Willbreit sagte:
    »Mein lieber Thomas, da ist nichts mehr! Ein paar Vernarbungen, eine nicht dramatische Verwachsung … von einer Stauungsinduration der Leber kann keine Rede sein.« Er holte aus dem großen braunen Umschlag die Röntgenaufnahmen Dr. Roemers hervor, die bei der ersten Untersuchung mit der vernichtenden Diagnose gemacht worden waren – auch vom Chef der Röntgenklinik, Professor Kranzmüller – und klemmte sie neben die neuen Aufnahmen an den Lichtkasten. »Unglaublich. Hier haben wir eine ganz klare Leberfibrose, einen deutlichen Leberumbau. Und nun«, er tippte gegen die Röntgenbilder, »Befund: Negativ! Eine bedingte Fettleber – das kommt bei Roemer vom Saufen und Fressen –, aber sonst eine nicht dramatische Leber. Was ist da passiert, Thomas?«
    »Wir haben etwas ausprobiert«, wich Willbreit aus.
    »Dann baut es weiter aus und geht damit an die Öffentlichkeit. Dieser Heilerfolg ist grandios.«
    Der Abend bei Krautkrämer in Hiltrup wurde voluminös. Roemer umarmte den Wirt mit dröhnendem Freudengeschrei. »Man bringe sofort einen Château Trottevieille!« schrie er. »Ha! Da bin ich wieder! Einen Vorschlag bitte für ein Geburtstagsmahl. Das feiern wir heute, mein lieber Krautkrämer … eine

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