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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie Millionen im Rücken hatte. Ich habe gelebt wie ein Pascha. Aber da ist die andere Seite: Ich war immer ein gerechter Richter. Ich habe mich nie von Emotionen leiten lassen. Ich habe so lange verhandelt, bis ich den Menschen, der da vor mir steht, genau kannte. Bis er nackt war bis auf die Knochen, ein gläserner Mensch. Bis ich auch seine Umwelt durchschaute, die ihn mitgeformt hat. Erst dann habe ich Recht gesprochen nach bestem Wissen und Gewissen. Vor allem Gewissen! Wiegt das nichts?« Er ließ die Hände sinken, und Corinna sah, daß seine Augen rot geworden waren. »Es bleibt also nur noch die Operation für mich?«
    »Ja.«
    »Ich werde den besten Leberspezialisten der Welt suchen. Elise hat Geld genug. Und ob er in Tokio ist oder in Alaska, in Moskau oder Dallas – ich fliege hin.« Er atmete tief durch, man hörte ein leichtes Röcheln, und erhob sich wieder von dem Schemel. »Noch vor vier Tagen hätte ich mich jetzt vollgesoffen. Nein, nicht ordinär mit Schnaps – mit ein paar Flaschen Château Lafitte oder Château Margaux. Premier Cru. Dazu eine Rehkeule.«
    »Das ist vorbei …« Corinna hob den Kopf. Motorengeräusch näherte sich sehr schnell. Draußen schoß ein Maserati heran und bremste so idiotisch abrupt, daß das Hinterteil nach links wegschleuderte. Kaum stand der Wagen, sprang der Fahrer heraus. Er wartete nicht, bis sein Mitfahrer ausgestiegen war, sondern rannte zu der Scheune, als müsse er vor seinem Auto flüchten. Corinna war zum Fenster gegangen.
    »Ihr Freund ist gekommen, um Sie aus den Krallen der Hexe zu befreien«, sagte sie ruhig. »Und meinen Vater hat er auch mitgebracht. Das wird ein fröhliches Gespräch.«
    »Lassen Sie jetzt keinen herein!« rief Roemer. Er wich bis zu der hintersten Ecke der Werkstatt zurück. »Riegeln Sie alles zu.« Es sah so aus, als wolle er sich verstecken.
    »Zu spät. Meine Tür ist immer offen.«
    »Woher weiß er, daß ich hier bin?«
    »Das werden wir gleich erfahren.«
    Nun war auch Stefan Doerinck ausgestiegen und ging über den Vorplatz langsam zur Werkstatt seiner Tochter. Corinna sah ihm an, daß er eine schwere Stunde hinter sich hatte. Sie hatte ihren Vater selten so ernst und mit solch verkrampftem Gesicht gesehen. Die Glöckchen über der Eingangstür klingelten wild; Willbreit mußte die Tür mit Schwung aufgestoßen haben.
    Corinna schob mit beiden Händen ihr Haar nach hinten, warf noch einen Blick auf den in der Ecke stehenden Roemer, der stumm, aber heftig gestikulierend andeutete, keinen hereinzulassen, und ging dann hinaus in den Ausstellungsraum. Willbreit stand wütend vor einem Wandteppich, den Corinna vor einer Woche beendet hatte.
    »Odysseus und die Sirenen«, sagte sie, als Willbreit keinerlei Anstalten machte, zu grüßen. Immerhin war er einen Augenblick überrumpelt.
    »Wieso?« fragte er ziemlich dumm.
    »Der Wandbehang zeigt das Motiv ›Odysseus und die Sirenen‹. Ich knüpfe gerade Szenen aus der Odyssee. Wenn's Ihnen nicht gefällt – ich kann Ihnen auch ›Odysseus und die Schweine‹ anbieten. Aus der Circe-Serie. Wollen Sie den Entwurf sehen, Herr Professor?«
    »Wo ist er?« fragte Willbreit laut.
    »Sofort! Ich hole die Entwurfsmappe …«
    »Roemer!« schrie Willbreit unbeherrscht. »Herr Roemer ist hier bei Ihnen! Leugnen Sie nicht! Auch wenn draußen ein anderer Wagen steht, ich weiß es. Es ist ein Leihwagen aus Münster. Von der Firma Sinsemann und Sohn.«
    »Habe ich irgend etwas geleugnet?« fragte Corinna. Sie wartete, bis ihr Vater hereingekommen war, aber auch er sagte nichts, sondern sah sie nur mit fragendem Blick an.
    »Er ist also hier?«
    »Ja.«
    »Ich möchte Herrn Roemer sprechen.«
    »Wenn er den Wunsch hat, sich mit Ihnen zu unterhalten, wird er zu Ihnen kommen.«
    »Es ist verantwortungslos, was Sie da tun!« rief Willbreit. »Ja, es ist ein Verbrechen!«
    »Wäre Ihr Auftritt nicht so lächerlich«, sagte Corinna mit ruhiger Stimme, »würde ich von meinem Hausrecht Gebrauch machen und Sie hinauswerfen! Auch wenn vor Gericht die Aussage meines Vaters nichts gilt, da er befangen ist, so ist es doch gut, daß Sie ihn mitgebracht haben. Sie nennen meine Arbeit ein Verbrechen. Seit wann ist es ein Verbrechen, Teppiche zu knüpfen?«
    »Das … das ist unerhört!« sagte Willbreit gepreßt. »Sie wissen genau, was ich meine.«
    »Nein! Herr Roemer ist zu mir gekommen, um einen Teppich bei mir zu bestellen.«
    »Jetzt wird es tatsächlich lächerlich!«
    »Ein Weihnachtsgeschenk für

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