Die Strandhochzeit
zu sagen. Und vielleicht hätte sie es getan, wenn Jack ihr nicht so behutsam die Jacke um die Schultern gelegt hätte ...
„Sie brauchen nichts zu tun, was Sie nicht möchten", beruhigte er sie sanft. Das Zittern ließ nach.
Sag Nein! Sag Nein!
„Gut, ich werde Sie heiraten."
4. KAPITEL
Danach war alles so einfach. Es erschreckte Holly, wie schnell ein Verfahren über die Bühne ging, das ihr ganzes Leben verändern würde. Sie sprach Jack darauf an, als sie einander gegenüber im Zug saßen, der durch den Eurotunnel fuhr.
„Was haben Sie denn erwartet?"
„Es geht doch immerhin um eine Ehe." Ein Schauer lief Holly den Rücken hinunter.
„Ich finde, es sollte nicht so einfach sein."
Er lachte und beugte sich zu ihr. Einen Moment lang glaubte sie, er würde sie berühren. Sie hielt den Atem an und wünschte, er würde es tun. Gleichzeitig fürchtete sie sich davor, denn sie wusste nicht...
Jack sah, wie angespannt sie war. Seine Miene verschloss sich. „Möchten Sie etwa, dass jemand Einspruch gegen unsere Ehe schließung erhebt? Zum Beispiel Brendan Sugrue?"
Holly zuckte zusammen. „Nein, natürlich nicht."
„Dann sagen Sie mir jetzt lieber, was für einen Ring Sie haben möchten."
„Was?"
„Wenn Sie ohne Ring nach Sugar Island kommen, wird uns niemand glauben, dass wir verlobt sind."
Auf der Karibikinsel Sugar Island sollten sie getraut werden, denn dort war eine schnelle Eheschließung ohne großen bürokratischen Aufwand möglich. Holly merkte, wie Jack den Blick über sie gleiten ließ. Sie errötete. „Ist es denn so wichtig, was sie denken?" fragte sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
„Das finde ich schon. Außerdem sollten wir uns von jetzt an duzen, um überzeugender zu wirken." Er lächelte, aber sie stellte fest, dass seine Augen ernst blieben.
In London nahm er sie mit in ein Juweliergeschäft. Die Pracht der unzähligen Edelsteine überwältigte Holly. Sie konnte sich nicht entscheiden. Schließlich wies er ungeduldig auf einen riesigen Diamanten. Widerstrebend ließ sie sich den Ring anstecken.
Seine Hand berührte ihre, und Holly spürte seinen Pulsschlag im ganzen Körper.
Verwirrt blickte sie ihn an.
Doch er hatte sich bereits abgewandt und seine Kreditkarte herausgeholt. Wieder einmal ignorierte er sie. Einerseits war sie froh darüber, andererseits verletzte es sie, dass er sie so oft übersah.
Und nach wie vor wurde sie aus ihm nicht schlau. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, worüber er nachdachte. Als er sie zu seinem Haus in der Nähe der walisischen Grenze brachte, das sich als kleines Schloss erwies, war er ihr noch immer so fremd wie zu Anfang. Während er in seinem Arbeitszimmer beschäftigt war, streifte sie durch das alte Gebäude. Sie fand allerdings nicht einmal ein Buch Oder ein altes Foto, das ihr darüber Aufschluss hätte geben können, wer er wirklich war.
Am nächsten Tag brachte Jack sie zum Londoner Flughafen Gatwick. Als er sich von ihr verabschiedete, war Holly ganz benommen. Noch immer wusste sie über ihn nur das, was in seinem Lebenslauf stand. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr absichtlich nichts von sich preisgab.
War es ein Fehler, ihn zu heiraten?
Als Holly vor dem luxuriösen Ferienhäuschen stand, das Jack für sie gebucht hatte, stellte sie sich diese Frage noch immer. Ihr offenes Haar wehte in der Brise und strich ihr sanft über die nackten Schultern. Die Geräusche der karibischen Nacht erfüllten die Luft.
Holly zitterte. Sie hatte sich noch nie so allein gefühlt.
Sie war bereits seit zwei Tagen auf Sugar Island. Jack hatte alles in die Wege geleitet und Paula Vincent, eine einheimische Frau, beauftragt, alles Weitere zu organisieren, bis er ankommen würde.
Oft war Holly sich nicht sicher, ob sie das alles nur träumte. Noch nie hatte sie sich bei jemandem so geborgen gefühlt wie bei Jack - und noch nie hatte jemand sie so verunsichert. Und als sie allein unter dem karibischen Sternenhimmel stand, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben befand. Von jetzt an würde sie nicht mehr frei und unge bunden sein.
„Und ich dachte, ich würde inzwischen alle Arten kennen, auf die man sich fürchten kann", sagte sie, tief in Gedanken.
„Wie bitte?" Paula Vincent kam aus der Terrassentür des Häuschens.
Holly erschrak. „Nichts, ich habe nur mit mir selbst geredet."
Paula nickte und sah sie mit ihren dunklen Augen freundlich an. Sie hatte sie vom Flughafen abgeholt und war ihr
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