Die Strandhochzeit
mich klingt es so, als würden Sie in erster Linie Berichte schreiben und zu Konferenzen gehen" fügte sie ein wenig verächtlich hinzu.
Jack war sprachlos. „Wir stellen Notunterkünfte in Katastrophengebieten auf", antwortete er schließlich kurz angebunden. „Zu den Konferenzen muss ich notgedrungen gehen, um die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen."
„Oh, bitte entschuldigen Sie." Versöhnlich legte sie ihm die Hand auf den Arm, erzielte damit allerdings nicht die gewünschte Wirkung, denn Jack erstarrte.
Holly zog die Hand zurück und lachte verunsichert. Sie versuchte, die angespannte Atmosphäre ein wenig aufzulockern. „Warum machen Sie denn so ein böses Gesicht?"
„Das tue ich doch gar nicht."
„Und ob." Holly trank einen Schluck Portwein und lachte.
„Sind Sie immer so eine Nervensäge?" fragte er gereizt.
Jack sollte sie lieber für eine Nervensäge halten als merken, wie unsicher sie war. „Ich tue mein Bestes", erwiderte sie fröhlich.
„Dann wundert es mich, dass Ihre Familie Sie zurückhaben will."
Kaum hatte Jack die Worte ausgesprochen, bereute er es schon. Ihr Lächeln verschwand. Er sah, wie Holly von schmerzlichen Erinnerungen überwältigt wurde, und hätte sich vor Wut ohrfeigen können.
„Ich muss mich entschuldigen. Das hätte ich wirklich nicht sagen sollen."
Nach einem kurzen Schweigen erwiderte sie: „Es ist nicht weiter schlimm."
Doch den Rest des Abends war sie schweigsam. Und als sie wieder im Hotel waren, wollte Holly nicht mit Eamon und ihm in die Bar, sondern verabschiedete sich kurz angebunden und ging auf ihr Zimmer. Jack fluchte leise.
Ramon bestellte zwei Gläser Brandy, und sie setzten sich an einen Tisch. Die Bar war noch immer gut besucht.
„Was willst du unternehmen, um ihr zu helfen?" erkundigte Ramon sich ohne Umschweife.
„Die beste Möglichkeit für sie wäre, mich zu heiraten."
„Und wenn eine Heirat nicht infrage kommt?"
Jack zuckte ein wenig nervös die Schultern. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Vielleicht könnte ich eine Stelle für sie finden oder den Kontakt zu Leuten herstellen, die ihr eine Unterkunft und eine Beschäftigung geben können. Eventuell wäre auch eine Rechtsberatung hilfreich. Ich verstehe nur nicht..."
„Da kommt sie", unterbrach Ramon ihn.
Holly zwängte sich zwischen den anderen Gästen hindurch. Ihr Gesicht war aschfahl.
Jack sprang auf.
„Was ist passiert?"
„Brendan war hier", flüsterte sie und reichte ihm einen Zettel. Ihre Hand zitterte.
Jack stopfte sich das Papier in die Hosentasche. Dann legte er Holly den Arm um die Schultern und ließ den Blick über die Gäste in der Bar gleiten.
„Ich kann ihn nirgends entdecken."
„Er wird zurückkommen." Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.
Er führte sie zur Tür. „Dann lassen Sie uns besser gehen. Kommst du, Ramon?"
Sie brachten Holly auf ihr Zimmer, wo sie sich in einen Sessel sinken ließ. Jack warf einen flüchtigen Blick auf die mit schwarzem Stift gekritzelte Nachricht. Er setzte sich Holly gegenüber hin und betrachtete sie besorgt. „Ihr Schwager wird schon merken, dass er hier in Frankreich nicht einfach jemanden kidnappen kann."
Holly hatte die Hand auf einen kleinen Beistelltisch gelegt. Sie zitterte so stark, dass die Anhänger an ihrem Armband klirrten. Jack legte seine große Hand beruhigend auf ihre.
„Niemand kann Ihnen etwas vorschreiben, auch nicht Brendan. Ich bin sicher, dass Sie mit ihm fertig werden." Seine Stimme klang ruhig und gar nicht überheblich.
„Er hat Recht", pflichtete Ramon ihm bei.
Holly schluckte. „Nein, das ... das kann ich nicht."
„Wir werden bei Ihnen sein."
„Sie verstehen das nicht. Ich kann nicht!"
„Dann werde ich Ihnen ein Anwalt besorgen ..."
„Das habe ich schon versucht. Die einzige sichere Möglichkeit wäre eine Heirat. Alles andere ..." Die Stimme versagte ihr. „Die Gerichtsverhandlungen könnten sich über Monate hinziehen, und währenddessen könnte er..."
„Warum haben Sie solche Angst vor ihm?" fragte Jack sanft.
Sie schloss die Augen. „Ich habe das Gefühl, in seiner Gegenwart zu ersticken."
„Dann hören Sie auf, ständig wegzulaufen, und heiraten Sie jemanden, in dessen Gegenwart Sie keine Angst haben", erklärte
er ruhig.
Holly öffnete die Augen. „Sie meinen, ich soll Sie heiraten." Sie zitterte immer stärker.
Ihre Blicke trafen sich. Um seinen Mund zuckte es leicht. „Ja."
Eine innere Stimme ermahnte Holly, Nein
Weitere Kostenlose Bücher