Die Strandhochzeit
Bach gehörte. In der Dämmerung wirkte es ein wenig unheimlich.
Wenn Jack doch auch hier wäre! dachte sie wehmütig. Hätte ich ihm nur gesagt, dass ich ihn liebe!
Während sie aus dem Zimmer ging und die Treppe hinunterlief, schimpfte sie mit sich: „Hör auf mit dem Unsinn. Er hat dir selbst gesagt, dass Susana seine große Liebe war. Und er betont immer wieder, wie jung du bist. Komm endlich zur Vernunft!"
Holly ging in die Küche. Der Raum war sehr groß und so perfekt ausgestattet, dass ihr früherer Chef Pierre bei dem Anblick leuchtende Augen bekommen hätte. Aber der Kühlschrank war leer und die Gefriertruhe abgeschaltet. Auch in der altmodischen Speisekammer fand sie nichts außer Kerzen und Streichhölzern.
Sie hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen, als sie ein Croissant in einer Sandwichbar in London gekauft hatte. Ihr fiel ein, dass Jack und sie bei ihrem ersten Aufenthalt in Shropshire in einem Pub gegessen hatten. Also rief sie ein Taxi und fuhr zu dem Pub. Der Wirt erkannte sie wieder.
„Sie waren doch vor ein paar Wochen mit Ihrem Mann hier." Er stellte einen Teller mit einer großzügig bemessenen Portion vor ihr auf den Tisch. „Sie wohnen im Schloss, nicht?"
Mit Ihrem Mann. Das hatte er beim vorigen Mal auch gesagt, und sie war erschrocken gewesen. Jack hatte es gemerkt.
„In drei Tagen werde ich tatsächlich dein Mann sein", hatte er lässig festgestellt. „Du solltest dich langsam mit dem Gedanken anfreunden. Schließlich kannst du nicht jedes Mal in Ohnmacht fallen, wenn jemand mich als deinen Mann bezeichnet. Oder hast du es dir anders überlegt?"
„Nein!"
„Dann solltest du jeden Morgen vor dem Spiegel zwanzig Mal ,mein Mann Jack'
sagen."
Doch natürlich hatte sie es nicht getan - und schrak zusammen, als der Wirt „mit Ihrem Mann" sagte.
„Alles in Ordnung, Mrs. Armour?" erkundigte er sich jetzt.
Mrs. Armour! Der Mann wusste nicht, wie weh ihr diese Worte taten. Es war genau so schlimm wie auf Sugar Island, als alle sie als Jacks Braut bezeichnet hatten. Ihr Blick fiel auf den großen Diamanten und den schlichten goldenen Ehering. Beide erschie nen ihr wie Requisiten in einem Theaterstück, in dem sie gegen ihren Willen mitspielte.
Allerdings konnte sie nichts tun, bis der Anwalt ihr mitteilen würde, dass sie frei sei.
Holly nahm all ihre Kraft zusammen und erwiderte: „Mir geht es gut. Ich bin nur etwas erschöpft von der langen Reise."
Aber würde sie jemals wirklich frei sein, solange sie Jack liebte? Selbst wenn sie weglaufen würde, um ihm nie wieder zu begegnen - es würde nichts ändern. Sie würde die Liebe für ihn in ihrem Herzen mit sich tragen.
In den folgenden Wochen gewöhnte Holly sich daran, das düstere Schloss als ihr Zuhause zu betrachten. Sie räumte die Möbel um, wusch die Gardinen und kaufte Kissen.
Dann erkundete sie den Garten, um herauszufinden, welche Arbeiten gemacht werden mussten.
Holly meldete sich in einer Fahrschule an, begann, bei einer Kammermusikgruppe mitzuspielen, und half in der Dorfschule beim Nachhilfeunterricht. Gelegentlich riefen ihr Anwalt und Angestellte aus Jacks Londoner Büro an. Er selbst meldete sich nur einmal. Die Verbindung war sehr schlecht, doch sie verstand seinen dringenden Wunsch, dass sie in Shropshire bleiben solle.
„Keine Angst", antwortete sie trocken. „Das hat mein Anwalt mir schon deutlich gemacht."
„Dann sehen wir uns ..." Die Verbindung wurde unterbrochen.
Die Angestellten im Londoner Büro wussten allerdings nichts davon, dass Jack nach England kommen wollte. „Da Sie gerade anrufen, Mrs. Armour ..."
Wieder zuckte Holly zusammen. Sie war froh, dass die Frau am anderen Ende der Leitung sie nicht sehen konnte. Louise, die Leiterin der Zweigstelle, war außergewöhnlich hübsch und schien Jack geradezu anzubeten.
„Wir haben eine Anfrage von der Zeitschrift Elegance bekommen, die ein Intervie w mit Jack machen möchte. Ich habe der Journalistin gesagt, dass er noch nicht wieder hier ist, aber sie sagte, sie würde sehr gern mit Ihnen reden."
„Ich weiß gar nicht, wie man mit Journalisten spricht", wand te Holly ein.
„Wir werden der Frau hier im Büro die nötigen Anweisungen geben", erklärte Louise ein wenig herablassend.
Schließlich stimmte Holly zu. Doch als sie Rita Caruso gegenüberstand, einer eleganten brünetten Frau, wünschte sie insgeheim, sie hätte nicht nachgegeben. Trotzdem machte sie gut e Mie ne zum bösen Spiel und lud die Frau ein, sich
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