Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
Fenster. Luise guckte hoch und nickte. »Kind, wie siehst du denn aus?« Die Frau war entsetzt. »Geht es dir nicht gut?«
Luise schüttelte nur den Kopf und wieder konnte sie die Tränen nicht zurückhalten.
»Komm, steig ein. Wir fahren dich nach Hause«, sagte die Frau. Und als Luise zögerte, fügte sie noch hinzu. »Wir wohnen gleich um die Ecke. Wir sind Bekannte von Christiansens. Brauchst keine Angst zu haben.« Erleichtert kletterte Luise ins Auto.
Im Sonnenland war in der Zwischenzeit auch einiges geschehen.
Normalerweise hatte Frau Christiansen relativ wenig Kontakt mit Mazunkes. Christiansens und Mazunkes, das waren einfach zwei verschiedene Welten.
Aber ausgerechnet an diesem Vormittag war es zwischen Frau Christiansen und Frau Mazunke zu einem Gespräch gekommen. Nicht, dass Klaras Mutter sich nach solcher Unterhaltung gesehnt hätte, wäre da nicht die Sache mit dem Nagellackentferner gewesen.
Bei der Gartenarbeit war an einigen Stellen der Nagellack von Frau Christiansens Fingern abgebröselt. »So ein Mist!«, fluchte sie und betrachtete die ramponierten Nägel. Sie lief ins Haus, um den Schaden zu reparieren. Aber der Nagellack war alle. Das hatte sie vergessen. Und natürlich war auch der Nagellackentferner alle. Wenn Pech, dann richtig Pech.
Frau Christiansen schnappte sich ihre Autoschlüssel. Dann musste sie eben nach Kampen gurken und in die Parfümerie gehen. Auf jeden Fall mussten diese Finger bearbeitet werden.
Draußen stieß sie auf Frau Mazunke, die gerade mit Tüten beladen vom Einkaufen zurückkam. Spontan kam ihr eine Idee: »Ach, sagen Sie mal, Sie haben nicht vielleicht Nagellackentferner im Haus?«
Frau Mazunke platzte fast vor Hilfsbereitschaft und sagte: »Natürlich, ’türlich. Kommen Sie doch kurz mit rein. Können Se gleich kriegen.«
Kurz mit rein wollte Frau Christiansen eigentlich nicht, Aber wo es sich nun mal so ergeben hatte …
Und dann ergab sich zwischen den zwei Frauen ein Gespräch, das um Dinge wie Nagellack, Lippenstifte und Duftnoten kreiste. Und als diese Themen erschöpft waren, gingen die Damen zum Klatsch über. Da wurden sie sich beinahe sympathisch. Und als dann noch Luise aus einem fremden Auto kletterte, waren sich die Frauen einig: »Diese Tramperei ist doch gefährlich.«
»Na ja, typisch, Kind aus ungeordneten Verhältnissen.«
Dann setzten sich beide ans Fenster und kamen von einer Sache zur anderen und immer so weiter.
Freud und Leid
Inzwischen hatten Chaoten-John und Willi, kaum dass sie aus Kampen zurück waren, ein paar neugierige Nachbarn im Sonnenland um sich versammelt.
»Also, ich schnapp mir den Gangster und halte ihn voll fest.« Willi schmiss sich voller Stolz in die Brust.
»Und ich obenauf und Biss und Würgegriff.« Chaoten-John war von sich begeistert.
»Gebissen hat Leo den Kerl und den Würgegriff hast du vielleicht geträumt.«
Chaoten-John und Willi drehten sich auf dem Absatz um.
Da stand Klara hinter ihnen und kräuselte die Nase. Diese blöde Angeberei – typisch Jungen.
John errötete. »Naja, war vielleicht mehr so eine Art Fanggriff.« Er kratzte sich am Kopf.
Klara lachte. »Ihr seid die Größten, jedenfalls beim Erzählen. Aber bitte, wenn Luise dazu kommt, haltet die Klappen. Sie hat ganz schön zu tun, um mit der Sache fertig zu werden.«
»Zimperliche Weiber«, nörgelte Willi.
»Zimperliese«, echote Chaoten-John.
Klara hielt die Klappe. Sie wollte jetzt keinen Streit mit den Jungen. »Ich habe eine Neuigkeit«, platzte sie heraus.
»Was?« Chaoten-John krümmte sich zum Fragezeichen.
»Geduld«, sagte Klara und fragte: »Wo ist der Professor? Und vielleicht ist Luise auch schon hier? Ich habe keine Lust, alles doppelt zu erzählen. Los, John, flitz mal eben los und schaff die beiden her!«
»Immer ich«, maulte er, zottelte dann aber zum Haus vom Professor. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Endlich kam Chaoten-John mit Luise und dem Professor im Schlepptau zurück. Die beiden guckten total lustlos aus der Wäsche.
»Was gibts denn nun?«, fragte Willi, der inzwischen die Nachbarn auf später vertröstet hatte.
»Jeden Tag habt ihr neue Ideen«, sagte der Professor.
»Warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruhe?«, fragte Luise und sie hörte sich nach Null Bock auf irgendwelche neuen Pläne an.
Klara wollte es nicht glauben. Da stand sie hier mit einer super Neuigkeit und wurde angepampt. »Also gut«, sagte sie, »wenn ihr nicht wollt.« Sie machte eine Kehrtwendung und drohte zu
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